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Zur weiteren Bündelung der Forschung im Blick auf die Erhöhung bzw. den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit ging das Institut für Acker- und Pflanzenbau 1970 in wissenschaftsorganisatorischer Kontinuität in das neu eingerichtete Forschungszentrum für Bodenfruchtbarkeit Müncheberg der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR über.
Zum Direktor des Forschungszentrums wurde Prof. Dr. Peter Kundler berufen. Prof. Kundler wurde 1956 an der Forstwissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin zum Thema "Beurteilung forstlich genutzter Sandböden im nordostdeutschen Tiefland" promoviert und habilitierte sich ebenfalls dort 1962 über "Untersuchungen über die Bodenbildung aus Geschiebemergel und aus Sand unter Wäldern des nordostdeutschen Tieflandes". Seit 1972 hat er die Chefredaktion der Fachzeitschrift "Archiv für Acker- und Pflanzenbau und Bodenkunde" inne und hat u. a. als Hauptautor 1989 das umfangreiche, aus der Arbeit im FZB hervorgegangene Werk "Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit" mitverfaßt.
Die neue Qualität der Konzentration mit Anschluß vorher selbständiger Institute in Bad Lauchstädt, Jena und später ab 1976 auch der standortkundlichen und Fernerkundungsforschung Eberswalde bedeutete eine weitere Aufwertung des Forschungsstandortes Müncheberg. "Das Forschungszentrum koordiniert alle nationalen Forschungsarbeiten zur Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit" (Institutsführer 1978).
Das Forschungszentrum übernahm und erweiterte die schon 1967 begonnene Gliederung in Bereiche, von denen sich bis 1978 die folgenden herausgebildet hatten:
Wie schon in der Vorgängereinrichtung galten die Forschungsbestrebungen vor dem Hintergrund der Doktrin der Eigenversorgung der DDR vorrangig der agrarischen Produktionsoptimierung.
"Hauptaufgabe des Forschungszentrums wurde die Erarbeitung ökonomisch begründeter und praktisch erprobter, komplexer Verfahren zur Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit und der Erträge für die verschiedenen Standortbedingungen der DDR [...]. Sie sind auf die standortspezifische schlagbezogene Planung, Durchführung und Kontrolle acker- und pflanzenbaulicher sowie meliorativer Maßnahmen im Jahres- und Fruchtfolgeturnus gerichtet und beinhalten
In diesem Sinne waren folgende Aufgaben vorrangig zu bewältigen:
Die durch Mechanisierung, Chemisierung und Melioration angestrebte weitere Produktionserhöhung erforderte vom Forschungszentrum die Entwicklung bzw. wissenschaftliche Begleitung der Verfahren zur
1970 bis 1980 widmete sich die Forschung im Rahmen der beschriebenen Zielstellung vorrangig den Themen Beregnungstechnologie, computergestützte Beregnungsberatung, Grundwasserregulierung, Erschließung des Unterbodens durch Krumenvertiefung, Ackerbodenentsteinung, Lockerung verdichteter Unterböden, Verbesserung der Luftstickstoffbindung und Bilanzierung der organischen Substanz in Ackerböden. Begleitend wurden Richtwerte für rationelle Bodenbearbeitung ermittelt, grundlegende Arbeiten zu einer computergestützten Boden- und Bestandsführung begonnen, Bodenkartierung und EDV-gerechte schlagbezogene Standortkennzeichnung vorgenommen sowie erste Richtlinien zur schonenden Bodennutzung und Erosionsverminderung verfaßt.
Beispielhaft werden dazu im folgenden Zitat und den zugehörigen Photographien einige wichtige Themen vorgestellt.
"Auf der Grundlage von Parzellenversuchen und Produktionsexperimenten zur Großflächenberegnung [wurden] u. a. Richtwerte für den Beregnungseinsatz (Beregnungszeitspanne, Bodenfeuchteoptimum, Zusatzwasserbedarf, Einzelgabehöhe), Anforderungen an die Beregnungsverfahren und die Wasserqualität, Empfehlungen zur Agrotechnik sowie ökonomische Kennziffern [erarbeitet]. Zur Realisierung der Beregnung wurde das Baukastensystem rollbarer Regnerleitungen (RR) weiterentwickelt.
Das [...] Verfahren der Grundwasserregulierung auf Niederungsstandorten ermöglichte durch die Kombination offener Gräben in großem Abstand (400 ... 1000 m) mit unterirdisch verlegten PVC-Dränrohren eine bedarfsgerechte Wasserversorgung für hohe stabile Futtererträge auf dem Grünland.
Zur Tieflockerung verdichteter Unterböden aus Geschiebelehm [wurden] Gerät (Anbautieflockerer B 371) und Verfahren [entwickelt], den Eindringwiderstand für die Pflanzenwurzeln zu verringern, und Porenvolumen, Durchlüftung sowie Wasserdurchlässigkeit zu erhöhen.
Als eine Grundlage für die standortgerechte Nutzung des Acker- und Grünlandes [wurden] ‘Mittelmaßstäbige landwirtschaftliche Standortkarten' (MMK) für das Gesamtgebiet der DDR erarbeitet. Auswertungen für die Praxis haben die standörtliche Ausgrenzung ackerbaulicher und meliorativer Intensivierungsmaßnahmen zum Ziel" (FZB 1988).
Anläßlich des 100. Geburtstages von E. Baur wurde 1975 im Institut für Züchtungsforschung Quedlinburg ein Ehrenkolloquium der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR ausgerichtet, für dessen Festrede der ehemalige Mitarbeiter Baurs und spätere erste Präsident der AdL, Prof. Dr. H. Stubbe gewonnen werden konnte. In der Begrüßungsrede betont J. Dehne, die AdL habe zu diesem Kolloquium eingeladen, um "... zu zeigen, wie das wertvolle Gedankengut Baurs auf wissenschaftlichem und wissenschaftsorganisatorischem Gebiet unter den Bedingungen der Wirtschaftspolitik der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und der Regierung der DDR seine Erfüllung fand. [Seine] Vorstellungen unter der kapitalistischen Gesellschaftsordnung allen Widerständen zum Trotz erfolgreich durchgesetzt zu haben, ist wohl eines der größten Verdienste Erwin Baurs" (Dehne 1975). Sein steter Praxisbezug, seine Hilfe "mit Rat und Tat" gegenüber den "... schwer um ihre Existenz ringenden Bauern ..." wird von Dehne (1975) recht sentimental begründet: "Er selbst, der sich einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb auf armem Sandboden erarbeitet hatte ..., wußte um die Nöte der damaligen Landwirtschaft." Diese wohlmeinende Baur-Rezeption, die eine negative Bewertung seiner Kontakte zu Dünger-Syndikaten und Banken unterläßt, klingt schon in den 50er Jahren an, in denen sein 25ster Todestag ebenfalls aufwendig gefeiert wurde: "Bereits damals hatte er klar erkannt, daß die Entwicklung der Pflanzenzüchtung durch die kapitalistische Gesellschaftsordnung gehemmt wird, denn zwangsläufig nimmt die Mehrzahl der privaten Pflanzenzüchter nur solche Objekte in Bearbeitung, die einen lohnenden Gewinn versprechen" (Rübensam 1954).
In dieser Zeit konzentrierte sich die Forschung, ausgehend von der agrarpolitischen Strategie zur fondssparenden umfassenden Intensivierung der Landwirtschaft, auf neue, fondssparende ackerbauliche und meliorative Lösungen in Einheit mit der verstärkten Entwicklung der Schlüsseltechnologien (Mikroelektronik, Biotechnologie) - abgesehen vom Bodenschutz unverändert unter weitgehender Nichtbeachtung ökologischer Folgen. Im Mittelpunkt interdisziplinärer Forschungsvorhaben standen insbesondere die "komplexen Verfahren zur Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit" sowie die "Arbeiten zur Entwicklung eines computergestützten Systems der Boden- und Bestandesführung".
Nachstehendes, z.T. durch Bildmaterial ergänztes Zitat gibt Auskunft über einige wichtige Forschungsvorhaben aus den 80er Jahren.
"Aus Untersuchungen zum Einfluß physikalischer Bodeneigenschaften auf Durchwurzelung, Pflanzenwachstum und Ertrag wurden [...] u. a. pflanzenbaulich optimale Bereiche der Lagerungsdichte der Ackerkrume und Richtwerte für Festigkeit und Durchlässigkeit ermittelt. Sie dienten der ackerbaulichen Begründung schonender Verfahren der Bodennutzung. Entwickelt wurden [...] u. a. die Geräte und Verfahren der kombinierten Grundbodenbearbeitung, Saatbettbereitung und Aussaat für Traktoren höherer Zugkraftklassen.
Integrierte Maßnahmen des Bodenschutzes gegen Wassererosion als Bestandteil der komplexen Verfahren zur Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit und der Erträge [wurden] u. a. für die kuppigen und hängigen Moränenstandorte in den Nordbezirken [erarbeitet]. Durch bedarfsweise meliorative organische Düngung, Erhöhung der Regenverdaulichkeit und möglichst ganzjährigen Schutz der Bodenoberfläche durch Pflanzenbedeckung wird die aktuelle Erosionsgefährdung stark vermindert.
Mit der computergestützten Beregnungsberatung [wurde] ein Informationssystem zur operativen Steuerung des Beregnungseinsatzes in der Pflanzenproduktion [entwickelt], das auf 360 000 ha in der DDR und 1,8 Mio ha in der UdSSR angewandt wird. Es ermöglicht gegenüber der Steuerung nach Erfahrungswerten die Einsparung von Wasser und Elektroenergie bei Ertragssteigerung und Gewinnzuwachs in der Pflanzenproduktion.
Die [...] Richtlinie zur schlagbezogenen Standortkennzeichnung mittels Luftbild ermöglicht dem Nutzer eine flächenmäßig exakte Ausgrenzung von Standortunterschieden, Bestandesdifferenzierungen, Vernässung, Erosionsschädigung und die Erfassung bewirtschaftungsbeeinflussender Elemente nach Lage und Größe.
Ein mikrocomputergestütztes System der Boden- und Bestandsführung (COBB) wurde [...] gemeinsam mit 9 anderen Instituten der AdL mit dem Ziel entwickelt, schlagspezifisch eine hohe Bodenfruchtbarkeit zu erreichen und die Entwicklung der Pflanzenbestände so zu lenken, daß die Ertragspotentiale der Pflanzen und Standorte mit möglichst sparsamem Einsatz von Produktionsmitteln hoch ausgeschöpft werden" (FZB 1988).
"Wesentlicher Bestandteil der Arbeit des FZB ist die Entwicklung und Pflege internationaler Beziehungen. Eine enge Forschungskooperation auf der Grundlage mehrjähriger Verträge besteht mit Einrichtungen sozialistischer Staaten. Die Aufgaben leiten sich vor allem aus den langfristigen Programmen der Zusammenarbeit auf dem Gebiet von Wissenschaft, Technik und Produktion sowie dem Komplexprogramm des wissenschaftlich-technischen Fortschritts der Mitgliedsländer des RGW ab [...]. Wichtige Kooperationspartner sind:
Internationale Beziehungen zu Forschungseinrichtungen des nichtsozialistischen Wirtschafts- gebietes konzentrieren sich auf das Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft Braunschweig-Völkenrode, das Institut für Ackerbau-forschung Rothamsted und das Institut für Bodenfruchtbarkeit Haren.
Die Mitwirkung des FZB in internationalen Organisationen erstreckt sich besonders auf die Internationale Bodenkundliche Gesellschaft, die internationale Kommission für Be- und Entwässerung und die Europäische Wirtschaftskommission der UNO" (Institutsführer 1987).
1987 waren im Forschungszentrum in nunmehr 12 Bereichen 1248 Mitarbeiter beschäftigt, darunter 276 Wissenschaftler ("Hochschulkader"). Diese äußerst beachtliche Mitarbeiterzahl (davon die reichliche Hälfte am Standort Müncheberg) allein verdeutlicht neben der wissenschaftlichen auch die dominierende regionale Bedeutung der Einrichtung. Als große Arbeitsstätte wirkte das Forschungszentrum auch im Wohnungsbau und bot im sozialen Bereich den Beschäftigten ein umfangreiches Angebot an Kinderbetreuungsplätzen, Ferienunterkünften und gestaltete viele abwechslungsreiche Feste.
"Im engen Zusammenhang mit dem sozialistischen Programm von Partei und Regierung stehen die Fortschritte zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Mitarbeiter:
Die Errichtung neuer Forschungs- u. Wohngebäude in der Zeit des FZB spiegelt neben dem der Beschäftigtenzahl angemessenen Zuwachs von Gebäudevolumen auch aufwendige, wissenschaftliche und meßtechnische Innovationen umsetzende Einzelvorhaben (Rechenzentrum, Lysimeteranlagen, Hydrotechnikum) sowie das soziale Engagement wider:
Ab 1987 orientierte das FZB seine Forschung infolge zunehmend offenbar werdender Nachteile und Gefährdungen der stetigen Intensivierung der Landwirtschaft verstärkt auf Grundlagen und praktisch anwendbare Lösungen für eine ökologisch-ökonomisch ausgewogene Landbewirtschaftung.
1990 erfolgte vor dem Hintergrund des weiter wachsenden Stellenwertes der ökologischen Thematik und in Anpassung an westliche Strukturmuster, eine Neugliederung in die vier Fachbereiche Bodenschutz und Bodenphysik, Landbau und Flurgestaltung, Wasserhaushalt und Gewässerschutz sowie Bodenbiotechnologie und Ökophysiologie.
Die im Einigungsvertrag der beiden deutschen Staaten festgelegte Auflösung der Forschungseinrichtungen der DDR vollzog sich in Müncheberg vor dem abmildernden Hintergrund einer vorangegangenen positiven Bewertung der hier vorhandenen Ausstattungs- und Wissensressourcen durch den Wissenschaftsrat der Bundesrepublik. Seine Empfehlung für den Standort war die Neugründung einer großen - nun vorrangig Agarlandschaftsforschung betreibenden - Forschungseinrichtung, eines Institutes für agrarrelevante Klimaforschung der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft Braunschweig-Völkenrode. Die Obstbauversuchsstation des Institutes für Obstforschung Dresden-Pillnitz wurde als Landeseinrichtung des Landes Brandenburg weitergeführt.
Der maßgebliche Passus zur Auflösung auch des FZB findet sich im Artikel 38 des Einigungsvertrages vom 31. August 1990:
"(3) Die Arbeitsverhältnisse der bei den Forschungsinstituten und sonstigen Einrichtungen der Akademie der Wissenschaften der Deutschen Demokratischen Republik beschäftigten Arbeitnehmer bestehen bis zum 31. Dezember 1991 als befristete Arbeitsverhältnisse mit den Ländern fort, auf die diese Institute und Einrichtungen übergehen [...].
(4) Für die Bauakademie der Deutschen Demokratischen Republik und die Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der Deutschen Demokratischen Republik sowie die nachgeordneten wissenschaftlichen Einrichtungen des Ministeriums für Ernährung, Land- und Forstwirtschaft gelten die Absätze 1 bis 3 sinngemäß."
Fachbereiche des FZB 1990 mit ihren Schwerpunkten
Fachbereich Bodenschutz und Bodenphysik
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