Acht Aprikosen
oder: Wie ich beinahe um den Genuss meiner ersten Aprikosenernte betrogen wurde.
Die ersten Aprikosen, mit denen mir zwei meiner vier Aprikosen-Sämlinge in diesem Jahr meine enttäuschten Erwartungen gemildert haben, möchte ich gerne in einer Bildergalerie vorstellen; außerdem nutze ich diesen wortkargen Beitrag, ihn mit einem Gedicht über mein deutsches Lieblingswort anzureichern, das einen Bestandteil mit dem Wort „Aprikosen“ gemeinsam hat; vielleicht liebe ich deshalb Aprikosen mehr als andere Früchte.
Als ich am Freitag nach längerer Abwesenheit in den Garten kam, sollte ein früher Blick auf die kleine Aprikose fallen, die ich von meinem Lieblingssitzplatz aus sehen konnte; aber er fiel nicht, da am gewohnten Fleck keine Aprikose hing: sie war selbst gefallen, und zwar auf die Fliesen unter ihr, wo sie meine unruhig suchenden Augen dann fanden.
Ich hob sie auf und befühlte sie zart: war sie reif? Sie war noch so klein; aber sie war weich. Ich konnte es nicht lassen, sie anzubeißen: Hmmmmh, saftig und süß!
Wo aber war das zweite Früchtchen, das nicht weit entfernt von ihr hing?
Auch sie war abgefallen, aber leider in den dichten Bewuchs, der unter ihrem Hängeplatz wucherte.
Vorsichtig durchsuchte ich diesen – und tatsächlich: ein kleines Stückchen konnte ich den Ameisen noch nehmen.
Nun ging ich um die Bäume herum, um nach den Früchten des anderen Baumes zu sehen: Rot-golden strahlten sie mich aus dem Blattgrün an.
Doch was war das? Eine kleine gelbe Stelle hob sich in dem benachbarten Baum ab? Ein vergilbtes Blatt?
Beim Näherkommen entpuppte sich das Fleckchen als die dritte im Bunde, die dritte Aprikose des einen Baumes.
Auch sie wurde später, obwohl sie ziemlich hart war, von mir gepflückt und verspeist: noch nicht saftig, aber schon süß.
Die fünf Aprikosen des zweiten Baumes ließ ich heute mit einem lachenden und einem weinenden Auge im Zützener Winkel zurück: auf der einen Seite freue ich mich auf süße, saftige, doppelt so große Früchte bei meiner Rückkehr am kommenden Wochenende, auf der anderen Seite verspüre ich Ängste, dass sie vorzeitig abfallen und nur meinen Konkurrenten eine Freude machen könnten.
Die Auflösung dieses Zwiespalts werde ich demnächst ergänzen.
Und zwar heute, am 8. Juli 2018 um 21:11 Uhr:
Die Aprikosen, die ich probieren (kosten) durfte, waren ausgezeichnet. Eine genauere Beschreibung des Geschmacks versuche ich, wenn es mehr „Material“ gibt.
Zum Abschluss nun das kleine Gelegenheitsgedicht, von dem ich behaupten könnte, es sei durch die Farbe, die Haut und den Geschmack der Aprikosen inspiriert:
Mein Lieblingsverb
(für die Frau konjugiert, von der ich träume)
Ich liebkose dich
Du liebkost mich
Er liebkost sie*
sie liebkost ihn*
es wird liebkost
wir liebkosen uns
ihr liebkost euch
sie liebkosen sich
Jetzt beginnt das nächste Jahr: Was wird es bringen? Mehr Aprikosen? Eine neue Liebste? Ich freue mich auf das, was kommt – was es auch sein mag!
P.S.: Es gibt einen bemerkenswerten Nachtrag vom 11. Juli: Ich blicke von meinem Lieblingssitzplatz ins Grün der Aprikosenbäume und entdecke im dritten Baum eine gelbliche Verfärbung; wieder halte ich das spontan für ein gelbes Blatt und wieder täusche ich mich: auch der dritt-größte Baum hält noch ein Apriköschen für mich parat; diese platzt zwar nach dem „Großen Regen“ am Donnerstag, dem 12. Juli an mehreren Stellen auf, schmeckt aber nichtsdestotrotz köstlich.
Den Titel dieses Beitrags ändere ich aber deswegen nicht mehr: Acht Aprikosen klingt besser.
Noch ist die Zahl der Früchte überschaubar, du solltest denen des kommenden Jahres persönliche Namen geben. Frauennamen böten sich ja an – welche (lieb/apri/kost) am besten? Mir ist auch etwas zu Aprikosen eingefallen…
Ist auch dein Kern
so hart wie Stein.
oft bitter obendrein,
so kost ich deine Süße gern
und deine zarte Haut, so fein,
lädt mich zum Schwelgen ein.
Martin, Hut ab! Danke, dass Du auch meinen Blog mit Gedichten anreicherst! Weiter so!
Ja, wenn die Anzahl an Aprikosen in diesem Jahr wieder so überschaubar ist, werde ich Deinen Vorschlag ernstlich bedenken; aber noch hoffe ich, dass ich nicht immer nur in Gedanken schwelgen muss, sondern sie auch mal so richtig satt handfest liebkosen kann, meine künftigen Liebhaberinnen.