Aprikosenblüte

oder: Wie meine Aprikosensämlinge bis zu diesem Ereignis gediehen sind.

Nach den Berichten über meine Abwesenheiten will ich noch eine Freudenbekundung nachholen, die Freude über die erste Blüte meiner Aprikosenbäume; sie hatte mir Hoffnung auf erste Früchte gemacht, aber… dazu später mehr.

In ihrer Ursprungsheimat (man vermutet den Raum von Ostchina bis zum Kaukasus) war die Aprikose (oder Marille, wie sie in Österreich genannt wird) im Winter zwar gewissen Minusgraden ausgesetzt, aber kaum weniger als -10 bis -15°C über einen längeren Zeitraum; außerdem war sie ein zeitiges Frühjahr und keine Spätfröste gewohnt. Trockenheit und Sommerhitze machten ihr dagegen weniger aus.

Meine erste Informationsquelle über die Grundlagen des Aprikosenanbaus

Damit sind so ungefähr die klimatischen Bedingungen beschrieben, in denen die europäischen Aprikosenbäume am besten gedeihen.
Aufgrund ihres eher niedrigen, sparrigen Wuchses vermute ich, dass die wilden Aprikosen an den nach Süden ausgerichteten Seiten geschützter Täler und Stellen in den Hochgebirgen der genannten Gebiete gewachsen sind, auf die ganzjährig die Sonne intensiv scheint, der Boden relativ flach-gründig und trocken ist sowie häufig starke Winde wehen.

Europas Hauptanbaugebiete liegen in Ungarn, Italien, Frankreich und Österreich sowie den angrenzenden Gebieten, dort, wo es im Winter nicht zu kalt wird, das Frühjahr zeitig eintritt und es im Sommer trocken und heiß ist.

Mein Garten liegt (leider) nicht in jener Klimazone.

Trotzdem konnte ich es nicht lassen, neben den ebenfalls aus süd-östlichen Gebieten stammenden Weintrauben und Pfirsichen auch Aprikosen bei mir anzusiedeln. Ich habe dazu einen Platz ausgesucht, auf den ganztägig die Sonne scheint und der nahe der Südwand meiner Werkstatt liegt; ich hoffe, dass meine vier Aprikosensämlinge dort möglichst lange (über)leben.

Wie schon erwähnt hatte ich 2012, im Jahr meiner Gartenübernahme, ein paar Aprikosenkerne von wohlschmeckenden, gekauften Früchten im Boden versenkt. Im darauf folgenden Frühjahr erhoben sich tatsächlich ein paar Keimlinge ans Licht. Vier davon pflanzte ich 2014 vor den Eingang zur Werkstatt, nachdem ich die dortige Thuja-Hecke beseitigt hatte.

Einem der Aprikosensämlinge wurden zwar im ersten Winter die Wurzeln von Wühlmäusen arg gestutzt, so dass er den ganzen folgenden Sommer brauchte, sich mühsam davon zu erholen. Außerdem musste er in diesem Frühjahr noch einmal seinen Platz wechseln, weil ich ihn über einen im Boden versteckten Abwasserbehälter gepflanzt hatte; doch mittlerweile sind alle vier Sämlinge zu prächtigen Bäumen herangewachsen.

So viel zur Einführung meiner Aprikosenbäumchen in diesen Gartenblog.

Schon im letzten Jahr hatte ich heimlich auf Blüten – und natürlich noch mehr auf Früchte – gehofft; doch für dieses Jahr hatte ich es fast schon erwartet – und wurde nicht enttäuscht, zumindest teilweise nicht….

Blüte der Hoffnung

Als ich (ohne meine bessere Hälfte) am 1. April bei sommerlichen Temperaturen (kein Aprilscherz!) an meinem Lieblingsplatz unter dem Vordach der Werkstatt saß, konnte ich zusehen, wie sich Blüte um Blüte an zwei Bäumen öffnete und wie sich zahlreiche Bienen an Pollen und Nektar zu schaffen machten (alle Bilder der Aprikosenblüten wurden an jenem Tag aufgenommen).

Ein Baum hatte schon deutlich mehr Blüten entfaltet als der andere, was mir ein paar Sorgen bereitete: ich ging davon aus, dass auch bei Aprikosen – wie bei den meisten Äpfeln, Birnen und Kirschen – immer ein anderer Baum der gleichen Art in der Nähe blühen müsse, damit die Blüten auch ganz sicher befruchtet werden. Erst die Lektüre meines diesbezüglichen Ratgeberbüchleins[1] klärte mich auf: Aprikosen „gelten im allgemeinen als selbstfertil“ (S. 18).

Selbstfertil oder selbstfruchtbar bedeutet, dass die weiblichen Geschlechtsorgane einer Blüte vom (männlichen) Blütenstaub (Pollen) derselben Blüte oder von anderen Blüten desselben Baumes befruchtet werden können; sie brauchen also keinen anderen, gleichzeitig blühenden Aprikosenbaum in ihrer Nähe, wie das bei den oben genannten Obstsorten zumeist der Fall sein muss; bei diesen müssen teilweise sogar Bäume anderer Sorten zur gleichen Zeit in der Nähe blühen, damit eine erfolgreiche Befruchtung stattfinden kann und sich die begehrten Früchte bilden können.


Ich denke aber, dass es bei Aprikosen genau so ist, wie bei zahlreichen anderen selbstfertilen Pflanzen: eine Befruchtung findet zwar in der Regel statt, aber die befruchtete Eizelle entwickelt sich vitaler, kräftiger, wenn der männliche Teil von einer nicht zu nahe verwandten Pflanze derselben Art stammt.

Ich war also verhalten optimistisch, in diesem Sommer die ersten Früchte meiner Aprikosensämlinge schmecken zu können.

Doch dann kam die Nacht vom 19. auf den 20. April mit -5°C, die alle meine zarten Hoffnungen sowie die möglicherweise gebildeten Früchtchen erfrieren ließ.

Erfrorene Kirschblüten am 22. April

Ja, die Blüten der Aprikosen und ihre jungen Früchte sind überaus empfindlich gegenüber Minusgraden (wie die meisten unserer Obstblüten; auch die Kirsch- und Erdbeerblüten hat es in jener Nacht böse erwischt); aus diesem Grund sind bei Aprikosenbäumen keine regelmäßigen Erträge zu erwarten: sie blühen sehr früh im Jahr zu einer Zeit, in der es häufig noch frostige Nächte gibt. Und der warme März 2017 hat zu noch früherem Blühbeginn verleitet…

Ich schaute zwar die folgenden Wochen einige Male ins dichte Blattgrün der Aprikosenbäume, um vielleicht doch noch die eine oder andere Frucht zu entdecken, aber… ich sah nichts, was mich hätte glücklich machen können.

Hier schaue ich den Aprikosenbaum von oben herab an

Neues Jahr, neues Glück, lautet nun wieder meine Devise… anders kann man mit Aprikosenbäumen in unseren Breitengraden nicht glücklich werden.

Bis dahin tröste ich mich mit den Mirabellen, die in diesem Jahr einen recht ordentlichen Fruchtansatz zeigen.

Meine blühende Nancy-Mirabelle

Und versuche, die Aprikosenbäume fachgerecht zu beschneiden, um in dieser Hinsicht wenigstens bestmögliche Bedingungen für einen kommenden Fruchtansatz zu schaffen; aber dazu muss ich mich erst einmal weiterbilden und ein paar Bücher über Obstbaumschnitt studieren bzw. brauchbare Anleitungen aus dem Internet ziehen.

Die folgende Literaturauswahl über den Anbau und die Pflege von Aprikosenbäumen sowie den Obstbaumschnitt allgemein habe ich bisher zusammengetragen:

[1] Fiedler, Walter und Manfred Umhauer: Anbau des Pfirsichs und der Aprikose, VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin, 1971, 129 Seiten
[2] Löschnig, Josef und Fritz Passecker: Die Marille (Aprikose) und ihre Kultur. (PDF) Österreichischer Agrarverlag, Wien, 1954, 363 Seiten
[3] Schreiber, Robert: Marillen für den Hausgarten Österreichischer Agrarverlag, Wien, 2008, 80 Seiten
[4] Großmann, Gerd: Anbau von Pfirsichen und Aprikosen im Kleingarten (PDF), Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), Dresden, 2006, 8 Seiten
[5] Obermayr, Alois: Leitfaden für den Obstbaumschnitt (PDF), 16 Seiten
[6] Hilkenbäumer, Friedrich: Schnitt der Obstgehölze (HTML), Verlag J. Neumann, Radebeul, 1973, 143 Seiten
[7] Maurer, Jürg: Schnitt von Aprikosen (PDF), Zeitschrift Berner Obst, Februar 2008, 2 Seiten