Blaue Bohnen aus Bamberg
oder: Warum die Messlatte für meine „Bohnenzüchtung“ jetzt verdammt hoch liegt.
Hier gehts jetzt weiter mit meinem Versuch, aus der zufälligen Kreuzung meiner roten (Kidney) Busch-Trockenbohne mit einer Stangenbohne eine Stangenbohne zu extrahieren, die rote Kidney-Bohnen liefert. Ich will unbedingt eine eigene Stangenbohne mit roten Bohnenkernen haben.
Ich habe bisher zwei Zufallskreuzungen weiterverfolgt, die von ahnungslosen Insekten vorgenommen worden waren: Bei der einen hatte sich das Rot der 1. Filial-Generation (F1) im letzten Jahr (in der F2) sang- und klanglos verabschiedet und in ein schmutziges Beesch-gescheckt und Braun aufgelöst; nix Rotes war mir in den Kindeskinderbohnen erschienen.
In diesem Jahr habe ich dem verborgenen – so meine Hoffnung – Rot eine Chance gegeben, in der 3. Generation (F3) doch noch wieder zu erscheinen.
Die zweite Zufallskreuzung war im letzten Jahr aus einer Reihe roter Kidney-Bohnen aufgetaucht und zeigte in der F1 schöne, dunkel-violette Bohnenkerne; diese sollten mir in der diesjährigen F2 offenbaren, ob in ihnen vielleicht eine rote Kidney-Stangenbohne versteckt ist.
Darüber will ich also heute vorrangig berichten: Ist aus einer der beiden Kreuzungslinien eine rot-körnige Stangenbohne erwachsen oder gar aus beiden?
Was bisher geschah, könnt Ihr in „Bohnopoly“ und „Wie der Zufall so spielt“ nachlesen.
Ich schreibe aber auch noch mal dazu, warum ich das hier schreibe, nur damit niemand denkt, es geht hier um Insiderwissen für Profi-Bohnenzüchter:innen.
Vermehrung der genetischen Vielfalt
Mir geht es neben meiner eigenen, privaten Nahrungsmittelversorgung vor allem um den gesellschaftlichen Nutzen (ja, ich bin ein Guter!), den die Vermehrung der genetischen Vielfalt unserer Nutzpflanzen hat: Für zukünftige Problemlagen sind dann vielleicht brauchbare, umwelterprobte Varianten in der Welt, die uns Menschen retten können.
Weil das natürlich ziemlich sinnlos ist, wenn ich das nur alleine mache, will ich zeigen, dass sowas ziemlich einfach ist und ziemlich viel Spaß macht, dass also jede:r von Euch mit Spaß am Nutzpflanzenanbau das auch machen kann.
Wie schon ausführlich in „Sorten erhalten war gestern“ dargelegt ist der reine Anbau von „alten“ Nutzpflanzensorten (und der jährliche Neukauf von Saatgut) nur von geringfügigem Nutzen, um die genetische Vielfalt zu vermehren. Weitaus hilfreicher ist die eigene Saatgutgewinnung und noch viel nützlicher ist es, verschiedene Sorten zu kreuzen und dann eigene Varianten aus den Nachkommen auszulesen (oder auch einfach die bunte Mischung weiterzuvermehren und zu nutzen, wie das die Menschen jahrtausendelang getan haben).
Nur diese Maßnahmen helfen, die genetische Vielfalt effektiv zu vermehren; nur aus diesem Grunde beschreibe ich, wie ich eigenes Saatgut gewinne und was ich mit gewollten Kreuzungen (siehe „Schwarzer Zuckermais“) oder zufälligen Kreuzungen, wie bei den Bohnen hier, alles anstelle – nur damit Ihr auch Lust bekommt, das zu probieren.
Wie die Bamberger Blaue Bohne ins Programm kam und welche Aufgabe sie zu erfüllen hat
Ich stehe in losem Kontakt mit Krabunda. Krabunda hat einen tollen Blog und dort wunderschön beschrieben, wie sie sich als „Faulpelz“ zur Selbstversorgerin entwickeln wollte.
Krabunda hat mich nun im Frühjahr mit einem Tütchen „Bamberger Blaue Bohnen“ (BBB) beschenkt.
Für hübsche Bohnen bin ich ja immer zu haben, auch wenn ich gerade auf dem Tripp „Mach-Dir-Deine-eigenen-Bohnensorten“ bin.
Irgendwie war ich davon ausgegangen, dass die BBB eine Stangenbohne ist und säte sie deshalb zu den Dunkel-violetten der neuen, zweiten Kreuzungslinie an das aufrecht gestellte Baustellengitter im (ehemals verwilderten) „Zweitgarten“; einen anderen heraufragenden Platz konnte ich ihr nicht mehr bieten.
Kaum gesät, waren sie aber auch schon vergessen. Erst im Spätsommer, als ich die Bohnen ernten wollte, fiel mir auf, dass dort eine Menge Buschbohnen am Rankgitter standen.
Nun ja, dachte ich, bei einer Kreuzung von Busch- und „unreiner“ Stangenbohne weiß man ja nie genau, was dabei herauskommt; bei einer solchen Busch-Stangenbohnenkreuzung können nach den Mendel’schen Vererbungsregeln auch wieder ein paar Buschbohnenkinder dabei sein.
Wenn die Stangenbohne reinerbig ist, können aus einer derartigen Kreuzung in der F1 nur Stangenbohnen werden, da das „Stangenbohnen-Gen“ dominant ist; aber ich wusste ja nicht, ob der Vater von reinem Geblüt war.
Tja, und aus einer violetten F1-Hybrid-Bohne mit unbekanntem Vater können in der F2 auch blauschwarz-weiß gescheckte Bohnen herauskommen, wie ich sie in der ersten reifen Hülse fand.
Erst als ich später alle Bohnenhülsen geleert und nur gleich aussehende, blauschwarz-weiß gescheckte Bohnenkerne gefunden hatte, dämmerte es mir langsam: Könnte das nicht die Bamberger Blaue sein?
Ja, verdammt, die hatte ich ja ans Gitter gesät!
Und dann sah ich, wie schön, wie groß und gleichmäßig die Bohnen waren. Solche Bohnen muss man erst einmal züchten!
Ich beschloss, mir die Bamberger Blaue zum Vorbild zu nehmen: So groß soll meine neue rote Kidney-Stangenbohne auch werden!
Ich habe also die Latte hoch gelegt, die ich als „Bohnenzüchter“ überspringen will.
Tja, so kam die Bamberger Blaue Bohne in mein Zuchtprogramm.
Auf der Suche nach dem verlorenen Rot
Aus der ersten Zufallskreuzung roter Bohnen (siehe „Bohnopoly“) war das Rot im letzten Jahr vollkommen verschwunden: Es hatte nur weiße, gescheckte und braune Bohnen gegeben (nachzusehen bei „Wie der Zufall so spielt“).
In diesem Jahr wollte ich meine Bohnenzucht mit der Zucht meines süper-süßen Sückermaises in Form einer Milpa kombinieren, also Mais plus Stangenbohne plus Kürbis.
So habe ich denn Anfang Mai ein Milpa-Beet fein säuberlich (mit Schnur!) im 80 x 80 Quadratzentimeter-Raster angelegt und jeden Kreuzungspunkt mit drei ausgewählten, schwarzen Maiskörnern bestückt.
Nach zwei Wochen, als die Maispflänzchen ihr Näschen aus der Erde steckten, habe ich jedes mit einer ordentlichen Portion an gescheckten oder braunen Bohnen umgeben (da aus weißen Bohnen keine farbigen hervorgehen können, hatte ich diese schon ausgeschieden).
Ich steckte reichlich Bohnenkerne mit dem Ziel, wenigstens an jeder Stelle eine Maispflanze mit einer Stangenbohne zu haben, und der festen Absicht, alle überzähligen Pflanzen später auszurupfen.
Später…
Später…
Und noch später: „Ach, lass doch wachsen, schau doch einfach mal, was dabei rauskommt, wenn Mais und Bohnen dicht an dicht wachsen; je mehr Pflanzen Du hast, desto besser kannst Du sehen, welche Varianten es geben wird.“ versuchte eine Innere Stimme mich zu beeinflussen.
Sie überzeugte mich locker.
Tja, was soll ich sagen: Den ganzen Sommer über wurde ich in meinem Laissez-faire bestätigt. Ein wunderbarer, grüner Maiswald, umgarnt von Stangenbohnen und durchwuchert von Kürbis (ich hatte noch neun Kürbis-Zufallssämlinge im Beet verteilt) erfreuten mein Auge.
„Welch großartiges Jahr!“ tirilierte die Innere Stimme.
Bis ich die ersten Maisfahnen unter der Bohnenlast sich biegen sah und eines Tages eine Seitenwand des Maisbeetes auf das benachbarte Bohnenbeet (mit den Zuchtpflanzen für die violett-hülsige Sorte; siehe unten) gestürzt fand.
Das goß ein wenig Essig in meinen Freudenwein.
„Aber der größte Teil steht ja noch!“ tröstete mich die Stimme.
Das tat er dann mit GOTTES-Hilfe auch, bis ich zur Bohnenernte in das Maisdickicht vordrang (die Maiskolben musste ich vorher schon evakuieren – aber das ist eine andere Geschichte…)
Ich weiß nicht, wie viele Bohnenhülsen ich, vor Neugier brennend, schon beim Pflücken an Ort und Stelle öffnete… aber in keiner fand ich auch nur die Spur einer roten Bohne.
???
Irgendwie muss mich die Natur hier gefoppt haben; denn die Nachkommenschaft deutet ziemlich sicher auf eine Kreuzung aus braun-rot-beesch gescheckter Afrikanischer Trockenbuschbohne („Mutter“) und weißer türkischer Maisbohne („Vater“) hin (falls Ihr alle meine Bohnenbeiträge gelesen habt, wisst Ihr welche Sorten ich meine), also einer Kreuzung ohne Beteiligung der roten Kidney-Bohne…
Hier wird das wohl nix mit der roten Stangenbohne – obwohl ich wirklich gerne wissen würde, warum die Ausgangsbohnen rot waren. Das waren sie wirklich; ehrlich!
Doch schaut Euch mal diese kleine, weiße, kugelige Bohne an, ist die nicht süß? Die wär doch auch was für mich, oder?
Ja, so ist das, ruckzuck verliebt man sich in eine Neue – und die alte Liebe ist vergessen…
Nun mal eine Galerie mit den häufigsten Varianten, die im Mais-Bohnen-Kürbis-Dickicht entstanden sind (die weißen bleiben wieder unberücksichtigt):
Es gibt noch weitere verlockende Kandidatinnen, die ich in diesem Jahr auf ihre (genetischen) Eigenschaften prüfen kann; am Ende des Jahres werde ich mehr wissen (und Ihr auch); jetzt aber erst mal… …zur zweiten Zufallskreuzung und ihren Nachkommen.
Die dunkel-violette Bohne offenbart ihre Herkunft
Die zweite Stangenbohnen-Kreuzungslinie (sie war die F1-Hybrid), die ich im letzten Jahr von „der Natur“ (nun, die Bienchen oder Hummeln haben das höchstwahrscheinlich in ihrem Auftrag erledigt) geschenkt bekam und deren Mutter ziemlich sicher eine rote Kidney-Bohne war, bekam einen Extraplatz an einem Baustellengitter, das ich in der verwilderten Parzelle senkrecht an einem dort schon vorhandenen Gestell aufrichtete.
Dort durften/mussten sie das Jahr auf sich allein gestellt verbringen.
Das Schöne bei Stangenbohnen ist ja, dass sie in lichter, luftiger Höhe kaum irgendwelche Konkurrenz befürchten müssen. Sind sie erst einmal dem Keimblattstadium und der Riechweite von Schnecken entwachsen, sind sie zumeist in Sicherheit und haben nur noch Pilze und Viren zu fürchten. Da ich gegen diese unsichtbaren Gegner ohnehin nichts ausrichten kann (und will), lasse ich sie gewähren und kümmere mich um wichtigere Dinge.
Bisher hat das nicht zu nennenswerten Totalverlusten geführt (die erdbodenverhafteten Bamberger Buschbohnen hat es diesmal nur ein paar Blätter gekostet).
Jetzt hör auf zu schwafeln, zeig, was aus den Bohnen geworden ist!
Ihr seht, da ist sie tatsächlich, die ersehnte, rote Stangenbohne!
Doch meine Vermutung, dass der Vater eine schwarze Bohne gewesen sein könnte, hat sich nicht bestätigt; denn in der F2-Generation, die Ihr da seht, müsste ihr Schwarz in irgendeiner Form wieder sichtbar geworden sein.
Die Nachkommen deuten vielmehr darauf hin, dass meine türkische, weiße Lieblingsbohne wieder den männlichen Erbteil, das Stangenbohnen-Gen, geliefert haben muss: Die creme-farbene, fast weiße Bohne mit dem dunkel-gelben Nabel ist ein deutlicher Hinweis darauf.
Letzten Endes ist der Vater Nebensache, Hauptsache er hat die Eigenschaft „Stangenbohne“ weitervererbt…
In diesem Jahr werde ich meine ganze Aufmerksamkeit der roten Bohne widmen; sie ist meine ganze Hoffnung auf eine fette, große, rote Bohne, die der Bamberger Blauen das Wasser reichen kann; aber die Hälfte wird nach Gregor Mendel wieder Buschbohnen sein…
O, so viel Spannung für die nächste Anbau-Säsong! Genetische-Vielfalt-vermehren macht doch viel mehr Spaß als reine Selbstversorgung! (Dieser kleine Seitenhieb war jetzt aber wirklich überflüssig!)
Wirklich?
Nur wegen Dir soll ich das jetzt noch aufschreiben? Du bist die:der einzige!
Ach komm, so interessant ist das nicht!
Meinetwegen, aber wirklich nur ganz kurz!
Die violett-hülsige Buschbohne mit den roten Kernen
Von den letztjährigen Violett-hülsigen hatte ich nur die roten Bohnen ausgesät (eine violett-hülsige Buschbohne mit beeschen Bohnen wie die „Blauhilde“ ist mir nicht extravagant genug und interessiert mich deshalb nicht).
Alle Nachkommen hatten wieder rote Bohnen, aber nur einige auch violette Hülsen. Nur letztere habe ich geerntet und nachgetrocknet, den Rest vergammeln lassen.
Die roten Bohnenkerne der violett-hülsigen werde ich 2021 wieder aussäen.
Ihr seht, so einfach ist Auswahlzüchtung! Ich muss nur so lange Samen von den gewünschten Pflanzen auswählen, bis die daraus entstehenden Pflanzen nur noch gewünschte Eigenschaften besitzen, in diesem Fall dunkel-violette Hülsen und rote Kerne.
Danach suche ich noch die Pflanzen aus, die Bohnen ohne Fäden haben; denn ich will ja „Grüne“ Bohnen haben. Und nach ein paar Jahren sind meine Bohnensorten fertig.
Alle Bohnen, die unerwünschte Eigenschaften präsentieren, werden aufgegessen.
Bunte Auswahl an Trockenbuschbohnen
Die F2-Generation aus der Kreuzung „Borlotto“ (rot-beesch gescheckte Trockenbohne) und „Telstar“ (schwarz-körnige Grüne Bohne) hatte ja ein buntes Spektrum an farbigen Bohnen erbracht (könnt Ihr in „Wie der Zufall so spielt“ überblicken). Aber nur die dunkel-rot gescheckten und schwarzen Kugeln hatten mein Herz gewinnen können; sie durften sich weitervermehren.
Die dunkel-rot gescheckten haben ein paar rein rote Bohnen, aber in der Mehrheit wieder solche vom „Borlotto“-Typ zum Vorschein gebracht – langweilig; sie scheiden (wahrscheinlich) ebenfalls in der nächsten Spielrunde aus.
Die schwarzen Bohnen zeigten hellbraune, dunkelbraune (wobei ich nicht weiß, ob die braunen vielleicht noch nicht ausgereift waren) sowie schwarze, kugelige Bohnen, deren Fan ich nun endgültig geworden bin.
Das Trockenbohnen-Anbauprogramm für das kommende Jahr steht somit fest: Schwarze Kugel-Buschbohne, Rote Stangen-Kidney, weiße Kugel-Stangenbohne und als Maßstab: Blaue Bamberger und Rote Kidney in Buschform.
Bis dahin: Ein Frohes Neues (Garten)Jahr!
Was ist denn in den Folgejahren aus dem Vorhaben „rote Stangenbohne“ geworden? Habe deine ganze Bohnengeschichte gelesen und wundere mich, dass das Thema einfach geendet hat – jedenfalls fand ich nichts mehr dazu. ???
Das ist eine gute Frage!
Ich berichte ja zumeist nur, wenn es etwas zu berichten gibt; aber Berichte über meine Bohnenzucht haben die Schnecken in den Folgejahren konsequent verhindert.
Ich war froh, dass ich in jedem Jahr überhaupt noch ein paar der roten Stangenbohnen retten konnte.
Im kommenden Jahr plane ich, nur rote Bohnen auszusäen. Wenn die Schnecken mir nicht wieder einen Strich durch die Rechnung machen, kann ich mal wieder etwas zu den roten Stangenbohnen schreiben.
Mal sehen…
Neugierhalber hab ich mal nach „rotkörnigen Stangenbohnen“ gesucht. Eine scheint es zu geben, allerdings recht dunkelrot: bei Tomaten-Bohnen-Pfirsich
Danke, liebe Claudia, für den Hinweis!
Ja, es gibt auch schon rot-körnige Stangenbohnen; aber ich will ja die Vielfalt ins Unendliche vermehren und freue mich deshalb über spontane Kreuzungen durch Hummeln und sonstige Blütenbesucherinnen.
Es ist auch bei den Bohnen so wie bei anderen Nutzpflanzen: Je mehr Varianten es gibt, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Nutzpflanzen drastische Umweltänderungen überleben, und je häufiger ich sie selbst vermehre, um so größer wird der Reichtum an Varianten, da bei jeder Vermehrung neben Kreuzungen immer auch Mutationen auftreten, die neue Eigenschaften entstehen lassen – möglicherweise, hoffentlich, nein, höchstwahrscheinlich auch solche, die für ein zukünftiges Überleben oder auch für eine Verbesserung unserer Nutzpflanzen nützlich sind.
Was hab ich mich über die Bamberger Blauen gefreut. Danke dir. Wenn du rote Stangenbohnen suchst, schau doch mal in den Bohnenatlas. Da gibt es zum Beispiel die Weinrote, oder die braun-weinrote. Die Bohnenschatzkiste sucht auch immer ambitionierte Vermehrer*innen. Und wenn du nicht gärtnerisch ambitioniert bist, dann weiß ich nicht, wer ambitioniert sein könnte. Ich könnte dir einen Kontakt vermitteln. Vielleicht findest du auch noch etwas anderes nettes. Die Auswahl ist beinahe unermesslich groß.
Liebe Yvonne,
danke für Deinen Kommentar und danke auch dafür, dass Du mich für gärtnerisch ambitioniert hältst.
Auch wenn mich das sehr freut, muss ich Dich doch ein wenig enttäuschen; denn ich bin eigentlich gar nicht ambitioniert: Ich mache das alles nur zum Spaß.
Das einzige, was ich gerne ernsthaft befördern würde, ist die Vermehrung der genetischen Vielfalt unserer Nutzpflanzen, die eigene Satgutgewinnung also. Die versuche ich erst einmal selbst auszuprobieren und maximal umzusetzen, und hoffe dann, dass ich möglichst viele Menschen ebenfalls dazu animieren kann.
Ich bin dabei, die Fixierung auf Sorten vollkommen aufzugeben („Sorten erhalten war gestern“) und nur noch auf die Eigenschaften der Nutzpflanzen zu schauen. Mittlerweile finde ich es weitaus spannender, „Mischlinge“ zu erzeugen und mir daraus was Feines auszuwählen (oder eben diese Mischlinge zu nutzen).
Liebe Yvonne, ich danke Dir vielmals für das Angebot, mir einen Kontakt zur Bohnenschatzkiste zu vermitteln; aber bitte sei mir nicht böse, ich versuche lieber, die schon beinahe unermessliche Bohnensortenvielfalt noch zu vermehren, indem ich mir eigene „Sorten“ kreiere.
Stell Dir vor, das würde jede:r tun: Dann wäre die genetische Vielfalt der Bohnen wirklich unermesslich.
Ich hoffe, Du kreuzt und vermehrst Deine Pflanzen und gewinnst auch eigenes Saatgut – und schreibst über all Deine Aktivitäten so viel wie möglich…
Liebe Grüße
J:)rgen
Danke dir lieber Jürgen. Mit dieser Antwort habe ich schon gerechnet. Ich habe schon eine gekreuzte Bohnensorte, die sich aber nicht so produktiv entwickelt, wie ich es mir wünsche. Mein nächstes Vorhaben ist es, eine eigene Puffbohne zu „kreieren“. Die verkreuzen sich ja unglücklicherweise ganz leicht. Allerdings muss ich mir überlegen, welches Ziel ich eigentlich beim Kreuzen verfolge. Ansonsten wird es halt einfach nur interessant. Ach und letztes Jahr ließ ich Rotspitzkohl und Grünkohl nebeneinander blühen. Ich bin schon sehr gespannt, wie die Nachfahren sich entwickeln und ob aus der Saat überhaupt etwas raus kommt, die Körner sind nämlich winzig klein.
Du kannst mir doch bestimmt ein gutes Buch zu dem Thema empfehlen, oder?
Liebe Yvonne, Du brauchst kein Ziel, lass‘ die Puffbohnen sich nur wahllos mischen und wähle hinterher das aus, was Dir gefällt und was gut gedeiht; aber wenn Du ein Ziel findest: Nur zu, munter drauf los!
Bei einer Mischuung aus Rotspitzkohl und Grünkohl brauchst Du leider ziemlich sicher mehrere Jahre, um etwas Brauchbares zu erzeugen. Im ersten Jahr bekommst Du wahrscheinlich nur eine einheitliche Mischung aus beiden, also nichts Halbes und nichts Ganzes. Erst in den folgenden Generationen können sich z. B. rote „Grün“kohle oder dunkelgrüne Spitzkohle zeigen, von denen Du dann allerdings wieder mindestens zwei oder drei Exemplare brauchst, um sie gezielt miteinander kreuzen und mit den Jahren sortenrein bekommen zu können; Du musst also schon eine größere Menge an Pflanzen anbauen.
Unterschiedliche „Kohlarten“ miteinander zu kreuzen, ist viel schwieriger als nur verschiedene Sorten einer Kohlart; vielleicht gehen Rot- und Weißkohl auch noch.
Nun gut, erst mal muss sich ja zeigen, ob Du überhaupt schon fruchtbares Saatgut gewonnen hast…
Brauchst Du ein gutes Buch zum Thema „Kohlzüchtung“ oder zum Thema „Züchtung“ allgemein?
In dieser Hinsicht kannst Du sowieso nur Bücher gebrauchen, die zwischen 1900 und 1950 geschrieben wurden; danach wird es zumeist zu speziell für den Laien, zu viel Statistik und Genetik, und dann auch noch Gen-Technik.
Alte Züchtungsbücher kaufe ich gerne gebraucht über Booklooker.de. Hermann Kuckuck und Carl Fruwirth sind empfehlenswerte Autoren.
Wenn Du speziell etwas über Kohlzüchtung brauchst, sag bescheid, dann schaue ich meine Bücher mal nach entsprechenden Kapiteln durch und kopiere sie Dir.
Liebe Grüße J:)