Dachschaden
oder: Wie ich ihn mit meinem großen Sohn „fachmännisch“ Elefantenhaut verklebe.
Nach drei Jahren des Flickschusterns und Improvisierens ist es mir doch in diesem Jahr endlich gelungen, das Werkstattdach mit einer neuen Haut zu beziehen.
Ein Teil des Daches (der Teil über dem Carport, dem angebauten Schuppen) war schon undicht, als wir den Garten 2012 übernahmen, und hätte eigentlich sofort repariert werden müssen; aber was macht man, wenn man kein Geld hat: Man versucht sich mit preiswerten Mitteln zu helfen.
In diesem Fall entdeckte ich im Baumarkt eine schwarze Pampe, die Undichtigkeiten in Teerpappe-Dächern kitten sollte. Wahrscheinlich war diese Masse aber nur für winzige Risse gedacht; man sollte sie nämlich in mehreren, hauchdünnen Schichten auftragen und jeweils durchtrocknen lassen.
Unser Dach war aber von zentimeterbreiten Spalten durchzogen.
Um durch ein vorschriftsmäßiges Auftragen des schwarzen Breis (falls überhaupt möglich) diese Klüfte nur annähernd zu schließen, hätte Wochen in Anspruch genommen. Also hielt ich mich nicht lange mit langwierigen Vorschriften auf, sondern schmierte die Furchen einfach ordentlich zu.
Ich glaube, ein paar Tage hat das auch den Regen abgehalten, in tiefer liegende Schichten einzudringen; dann aber war die Pampe eingetrocknet und ebenso rissig wie die Dachhaut zuvor.
Das Jahr 2013 zog vorbei und einige Feuchtigkeit in das Dach und darunter befindliche Teile ein.
Für 2014 war die Reparatur dann aber fest eingeplant. Die notwendige Flasche Propangas sowie drei Rollen Elefantenhaut, genauer gesagt Elastomerbitumen-Bahnen MOGAPLAN PYE PV 200 S5 schwarz, hatte ich schon einmal im Spätsommer aus dem Angermünder Baumarkt mitgenommen. Als ich aber mit der besten Frau von allen (sie hatte sich als Helferin angeboten) an dem Samstagmittag, der endlich der Reparatur gewidmet sein sollte, den Rest (???) holen wollte, standen wir vor verschlossenen Türen: Wir hätten die Öffnungszeiten studieren sollen – 11 Uhr ist dort samstags Schluss.
Mit diesem Fehlversuch ging auch das Jahr 2014 zu Ende. Kleinlaut gab ich Nachbar H. den geliehenen Propangasbrenner zurück und behalf mich notgedrungen mit einem Provisorium: Ich belegte den undichten Teil des Daches Ende Oktober mit zwei Planen und etlichen Steinen und Platten (etwas, dass ich natürlich auch schon früher hätte tun können).
Es blieb die bange Frage: Wird dieses Konstrukt den Winter überstehen, vor allem die Winterstürme?
Nun, es hielt, hielt den Regen fern und hätte sicher auch noch länger gehalten (wie es der Wunsch meines Helferleins gewesen wäre); aber dieses Jahr werden keine Kompromisse mehr gemacht.
Nachbar H. stellte mir noch einmal bereitwillig seinen Brenner zur Verfügung und mein großer Sohn Sammy seine Arbeitskraft. Am 4. Juni brachen wir auf, um die notwendigen Schritte zu unternehmen.
Nach meinen Berechnungen brauchten wir für das ca. 61 qm große Dach 11 Rollen Schweißbahn. In meiner Vorstellung war dabei jede Rolle sechs Meter lang und einen Meter breit.
Als wir nun im Baumarkt die Bestellung aufgaben, machte mir die Verkäuferin klar, dass eine Rolle nur fünf Meter lang sei. Der Bedarf wuchs also kurzfristig auf 13 Rollen.
Im Garten angekommen legten Sammy und ich nun die erste Rolle probehalber auf dem Dach aus; dabei stellten wir fest, dass der überlappende Bereich von zehn Zentimetern in der Gesamtbreite inbegriffen war, die tatsächliche Breite, mit der ich hätte rechnen müssen, also nur 90 cm betrug.
So mussten wir zwischendurch noch eine weitere Rolle besorgen und den schönen Verlegungsplan, den ich zu Hause entworfen hatte, in die Tonne treten.
Mit Hilfe von Sammys logischer Begabung tüftelten wir dann einen neuen Lageplan für die Rollen unter folgenden Vorgaben aus: Das gesamte Dach ist genau sechs Meter breit, das Carportdach hinten 5,85 m lang, der zum Garten geneigte, vordere Teil 4,55 m. Höher liegende Bahnen müssen die tiefer liegenden überlappen, der First sollte von durchgehenden Bahnen bedeckt sein – und keine Stelle sollte unbedeckt bleiben.
Über dem Carport verlegten wir zunächst eine Bahn senkrecht sowie ein Reststück, von denen ich im letzten Jahr in einem Abfallcontainer einer Berliner Baustelle ein paar gefunden hatte; dann sechs Bahnen waagrecht bis ca. 30 cm unterhalb des Dachfirsts. Am nächsten Tag klebten wir sieben Bahnen senkrecht auf die gartenseitige Dachfläche; diese reichten über den First und bedeckten die auf der anderen Seite liegenden Bahnen zur Genüge.
Mit einem gewissen Stolz ruhten unsere Augen danach auf diesem, unserem ersten selbst reparierten Dach.
Mir fehlt zwar etwas die Selbstsicherheit meines großen Sohnes, weshalb ich eine gewisse Sorge um die Qualität unserer Arbeit nicht verleugnen kann: Ob sie den Anforderungen der „TECHNISCHE REGELN für die Planung und Ausführung von Abdichtungen mit Polymerbitumen- und Bitumenbahnen“ genügt, wird die Zukunft erweisen. Nicht immer floss die von mir erhitzte Klebeschicht dünnflüssig genug unter der Bahn, die eine oder andere Spur hinterließ mein Helfer in dem aufgeweichten Bitumen.
Trotzdem: die Aktion hat Spaß gemacht, und ich habe ein gutes Gefühl, dass das Dach nun für ein paar Jahre nicht mehr auf dem Arbeitsplan stehen wird.
Es bleibt nur die Frage: Werde ich auch in Zukunft genügend Helfer und Geld zur Verfügung haben, um den Garten mit allem Drum und Dran instand zu halten?