Die Kartoffeln der Samen

oder: Was aus den Kartoffelsamen geworden ist, die ich ins Freiland gesät habe.

Im Beitrag „Die Saat der Kartoffel“ habe ich mich mit dem Unterschied zwischen „Saatkartoffel“ und „Gesäter Kartoffel“ befasst; der Beitrag „Kartoffelbeeren(aus)lese“ behandelte dann „Alles über die Samen der Kartoffelpflanzen“.

Heute beschreibe ich, wie ich die Kartoffelsamen ins Freiland gesät habe und was aus ihnen geworden ist.

Kartoffelsamen für mehr Kartoffelvielfalt

Kartoffelsamen hatte ich ja im Vorjahr reichlich gewonnen, nicht aber zusätzlichen Platz auf dem Anzuchttisch, um Kartoffeln vorzuziehen; letzteres ist sinnvoll, um die Vegetationszeit für die Kartoffelpflanzen zu verlängern und auf jeden Fall ein paar Knöllchen ernten zu können.

Ich wollte in diesem Jahr die Probe aufs Exempel machen und die Kartoffelsamen einmal ohne große Vorpflege einfach und direkt einem Beet anvertrauen, nur um zu sehen, was dabei herauskommt; es war also mehr ein Experiment.

In der ehemals verwilderten Parzelle fand ich dann auch noch ein kleines Fleckchen Erde für diesen Versuch, am Rande des „Kartoffelackers“, auf dem die Vorfahren der kleinen Samenkörner ihr Durchhaltevermögen unter Beweis stellen sollten. Dieses Mini-Eckchen-Beet war überschaubar, gut vom Weg aus zu erreichen – und noch nicht für irgendeinen anderen Zweck verplant; dort sollten die Kartoffelsamen zu Kartoffelpflanzen heranwachsen.

Vorne links, das Eckchen für die Kartoffelsämlinge (am 10. Mai); dahinter der „Acker“ für ihre Vorfahren

Die Ecke mit den Sämlingen im Überblick am 9. Juni

Ich weiß nicht mehr genau, wann ich die Kartoffelsamen in die Erde gebracht habe; aber ich glaube, dass es Ende April gewesen sein muss. Sie dürfen ja nicht keimen und auflaufen (Blättchen an der Erdoberfläche zeigen), so lange noch (Nacht)Fröste zu befürchten sind; das kann noch bis Mitte Mai der Fall sein.

Ich säte drei Reihen mit unterschiedlichen Samen aus: Eine Reihe mit den Samen der Sorte „Granola“, einer runden, ocker-farbigen Sorte mit gelbem Fleisch, die im Vorjahr reichlich Samenbeeren angesetzt hatte. Eine Reihe bestückte ich mit Samen der „Bleue de la Manche“, einer Kartoffel mit violetter Schale und violettem Fleisch, die wie ihre Schwestersorte „Blaue Schweden“ regelmäßig Samen produziert. In die dritte Reihe streute ich Samen der „Bunten Mischung“, die aus den Samen aller möglichen Sorten bestand.

Leider habe ich mir die Reihenfolge nicht ordentlich notiert – irgendwie lief die ganze Sache zu sehr unter „Versuch“ und in solchen Fällen bin ich noch „vergesslicher“ als bei meinen „ordentlichen“ Anbaubemühungen. Letztere habe ich langsam besser im Griff – meint mein Gefühl und verweist z. B. auf die Kacheln (Fliesen), die ich in diesem Jahr für die Beschriftung der Kartoffelsorten verwendet habe.

Mit Glas-Malstift beschriftete Fliese für die „Bleue de la Manche“-Kartoffelpflanzen am 2. Juni

Ich habe die winzigen Samen ziemlich flach gesät, also nur mit maximal einem Zentimeter Sandboden bedeckt. Ich habe sie auch ein paar Mal gegossen, mich aber ansonsten wenig um sie gekümmert.

Als es anfangs auch noch besonders trocken und kühl war, dachte ich, dass niemals ein Kartoffelsämling erscheinen würde; doch am 11. Mai entdeckte ich (zumindest an feuchteren Stellen) einige Winzlinge.

Die ersten bewusst ausgesäten Kartoffelsämlinge im Freiland am 11. Mai

Ich kümmerte mich auch weiterhin nicht allzu viel um sie. Ich goss sie noch das eine oder andere Mal. Einmal versuchte ich auch, sie vom wuchernden „Unkraut“, vor allem dem „Hornfrüchtigen Sauerklee“ sowie dem „Sommerportulak“, zu befreien; aber die kleine Pfahlwurzel des Sauerklees saß so fest, dass beim Ausreißen nahe stehende Kartoffelsämlinge in Mitleidenschaft gezogen wurden. Das veranlasste mich, mein Bemühen einzustellen – und alle zusammen ihrem Schicksal zu überlassen.

Sollte ja nur ’n Versuch sein…

Verunkrautetes Sämlingsbeet

Die nachfolgende Bildergalerie zeigt, wie sich die „Kleinen“ dennoch entwickelten.

Dann biete ich noch ein paar Blicke auf den benachbarten „Kartoffelacker“ mit den „Großen“; nur damit Ihr mal einen Vergleich habt.

Und zum Schluss zeige ich Euch das lang erwartete Ergebnis, das ich am 6. Oktober aus der Erde holte. Einige Pflanzen waren zu diesem Zeitpunkt noch ziemlich grün und hätten gern noch ein wenig Stärke in ihre Knollen eingelagert, aber ich wollte nicht mehr länger warten; denn an einer Stelle hatte ich schon tiefe Frasslöcher in sichtbaren Knöllchen entdeckt. Beim späteren Ausheben habe ich sogar eine Übeltäterin auf frischer Tat ertappt: Es ist wohl eine Erdraupe gewesen, also die Raupe eines Eulenfalters, eines Nachtschmetterlings, eines ganz üblen Gartengenossen, die die Löcher in die Kartoffeln gefressen hatte (aber meine Fledermäuse brauchen ja auch irgendwas zu fressen, verdammt).

Ich fand letztlich noch eine ganze Reihe unterschiedlich gefärbter, intakter Knöllchen, die mich vollauf befriedigten, so dass ich diesen, wirklich stiefmütterlich behandelten Versuch trotzdem als Erfolgserlebnis werten kann.

Die bunte Schar der Sämlingskartoffeln, die Kartoffeln der Samen

Viel mehr „Sorten“ kann ich im kommenden Jahr ohnehin nicht auf „jungfräulichem“ Gartenboden unterbringen, um die interessanten neuen Kartoffelsorten, die ich geschenkt bekommen habe, auf Herz und Nieren, Quatsch, auf Geschmack und Formvollendung zu prüfen. Der Test-Boden sollte nämlich möglichst noch keine Kartoffeln getragen haben; denn ansonsten kann es zu leicht passieren, dass mir ein winziges, übersehenes Knöllchen vom Vorjahr (aus diesem Jahr) eine neue Sorte vorspielt.

Ein im Boden verbliebenes Knöllchen vom Vorjahr trieb munter aus

Hier stelle ich Euch noch ein paar Favoriten vor, wenigstens sind sie das dem ersten und äußeren Eindruck nach:

Violette Samenkartoffeln…

…und welche in Lila.

Zwei, von mir besonders hoch geschätzte Samenkartoffeln in Hell-Violett…

…und weitere in Hell-beesch,…

…Rosa…

…sowie ein paar Kartoffeln aus Samen in Rot

Damit mir die teilweise winzigen Knöllchen nicht im trockenen Gartenhaus bei meiner üblichen Überwinterungsmethode vertrocknen, habe ich mit ihnen erstmalig meine Idee in die Tat umgesetzt, Pflanzkartoffeln tief im Erdboden zu vergraben. Obwohl ich dies an der höchsten Stelle meines Gartens getan habe, werde ich trotzdem den Winter über zittern und hoffen müssen, dass sie nicht in steigendem Grundwasser ertrinken; erfrieren sollten sie in 40 Zentimeter Tiefe nicht – da muss es schon über einen längeren Zeitraum verdammt kalt werden.

Das Loch, ausgekleidet mit dem Unterteil einer einst vom Eis zerstörten billigen Regentonne,…

…in die die einzelnen Töpfe geschichtet…

…und zuletzt vollständig mit Erde bedeckt werden,…

…bis nichts mehr zu sehen ist; dann habe ich fertig.

So ist auch weiterhin für Spannung gesorgt…