Die Saat der Kartoffel
oder: Was eine Saatkartoffel von einer gesäten Kartoffel unterscheidet.
Diesen Beitrag beginne ich zur Abwechselung mal mit einer Umfrage: Weißt Du, was „Saatkartoffeln“ sind?
Ich würde mich freuen, wenn Du jetzt einen Augenblick nachdenkst und mir dann eine Antwort (unten als Kommentar) gibst (so, als hätte ich Dich gerade persönlich gefragt).
Hast Du?
Ich habe auch die Große Suchmaschine nach „Saatkartoffel“ befragt, spaßeshalber, nur weil ich mal sehen wollte, ob die sich hinter’s Licht führen lässt; aber selbst da, wo ich las: „Wer ernten will, muss säen“ oder „So klappt es mit dem Aussäen der Kartoffeln im Garten“ war nicht das gemeint, über das ich hier gleich berichten will: Kartoffeln, die durch das Säen von Kartoffelsamen gewonnen werden.
Aber warum spricht man von „Saatkartoffeln“ und vom „Säen von Kartoffeln“, wenn damit das Pflanzen, noch treffender müsste man „Legen“ oder „Setzen“ sagen, von Kartoffelknollen, von (Spross-)Teilen der Kartoffelpflanze gemeint ist?
Tja, das ist eine gute Frage, über die ich auch nur spekulieren könnte; aber das lasse ich lieber mal.
Eine „Saatkartoffel“ ist also heutzutage zumeist und genau genommen eine „Pflanzkartoffel“; Saatkartoffeln sollten meines Erachtens aber nur die Kartoffeln genannt werden, die tatsächlich aus Samen entstanden sind.
Und um solche soll es im weiteren Verlauf des Beitrags gehen, um meine, im wahrsten Sinne des Wortes gesäten Kartoffeln, um „echte“ Saatkartoffeln.
Ganz am Ende des Beitrags gibt es noch zwei Erklär-Kästen zu Pflanzkartoffeln; in einem erkläre ich, was eine Pflanz- (Saat- oder Setz-)Kartoffel von einer Speise- bzw. Industrie-Kartoffel unterscheidet und im anderen beschreibe ich, wie Pflanzkartoffeln erzeugt werden.
Kartoffeln aus Samen
Wer Kartoffeln in echt säen will, muss erst einmal Kartoffelsamen haben. Wie man an diese kommt, will ich nachfolgend mal kurz beschreiben.
Kartoffelsamen ernten
Kartoffeln blühen normalerweise genauso wie andere Pflanzen auch (moderne Sorten werden allerdings mit dem Ziel gezüchtet, nicht zu blühen, damit sie keine Energien unnötig verschwenden).
Hat eine Pflanze geblüht, so entstehen teilweise auch Früchte. Bei der Kartoffel sind das kleine Bällchen in allen möglichen Grüntönen, die unreifen Tomaten sehr ähnlich sehen.
In jeder Kartoffelfrucht befinden sich ungefähr 100 – 300 ziemlich kleine Samen.
Wenn das Kartoffelkraut anfängt abzusterben, kann man diese Bällchen pflücken und zerdrücken oder zerschneiden.
Die zerkleinerte Masse gibt man danach am besten in ein größeres Gefäß mit Wasser, rührt kräftig um und drückt noch kräftig mit den Fingern auf den Fruchtstückchen herum, damit sich die Samen vom Fruchtfleisch lösen. Günstig ist es dafür auch, diesen Brei noch ein paar Tage gären (stehen) zu lassen; denn auch die Kartoffelsamen werden von einer keimhemmenden Schleimschicht umgeben, genau so wie Tomatensamen.
Dann gießt man den Brei durch ein grobes Küchensieb und fängt das Wasser (dieses enthält die Samen) in einem anderen Gefäß auf; dadurch werden die gröberen Fruchtteile von den Samen getrennt. Das Wasser mit den Samen schüttet man anschließend durch ein feineres (Kaffee-)Sieb, in dem dann nur die Samen hängen bleiben.
Aus diesem Sieb werden die Samen zuletzt auf ein Tuch geklopft und an einem mäßig warmen Ort gründlich getrocknet. Nach ein bis zwei Wochen sollten sie trocken genug sein, um in einem gut verschlossenen Gläschen mehrere Jahre keimfähig zu bleiben. Wichtig ist, dass sie sehr gut getrocknet sind und dies auch bis zur Aussaat bleiben.
Noch ausführlicher habe ich die Gewinnung von Kartoffelsamen im Beitrag „Kartoffelbeeren(aus)lese“ beschrieben.
Kartoffeln aus Samen ziehen
Auch in diesem Jahr habe ich wieder Kartoffeln aus Samen gezogen, aus Samen meiner ruandischen Kartoffel so wie aus einer Samenmischung von „Blauer Schwede“ und „Highland Burgundy Red“ (vermute ich zumindest). Dieses Mal bin ich die Sache außerdem etwas professioneller angegangen, mit mehr Zielstrebigkeit und Einsatz als die Jahre zuvor.
Das sieht man auf den nachfolgenden Bildern hoffentlich.
Wie ich schon öfters angemerkt habe, macht es mir besonders viel Spaß, Pflanzen aus selbst gewonnenen Samen zu ziehen. Ich finde es extrem spannend zu sehen, was dabei herauskommt. Ich kann mir einen solchen Spaß natürlich auch erlauben: Ich muss nicht darauf achten, möglichst viel zu ernten – aber das müssen eigentlich die wenigsten Hobby-Gärtner*innen heutzutage.
Ich kann diesen Spaß auch nicht einmal damit rechtfertigen, indem ich behaupte, eine verbesserte Sorte züchten zu wollen. Ich verwende keine Samen von Pflanzen, die ich zuvor selbst gekreuzt habe. Nein, die Kreuzung überlasse ich anderen, den Pflanzen selbst, den Insekten, den Bienen, dem Wind, dem Zufall.
Kartoffelsamen säen
Wenn man Kartoffeln von Pflanzen ernten will, die aus echten Kartoffelsamen entstanden sind, ist es ebenfalls günstig, diese Pflanzen ab Mitte März an einem warmen, lichten Ort vorzuziehen.
Dazu geht man genauso vor wie bei der Anzucht von Tomaten: Man füllt Blumentöpfchen mit einem Erd-Sandgemisch und streut die Kartoffelsamen auf die Oberfläche, drückt sie gut an, bestreut sie sehr dünn mit einer Schicht des Gemisches, drückt noch einmal alles fest und gießt dann sehr vorsichtig (am besten mit einer kleinen Gießkanne mit Brausekopf), bis die Erde durchfeuchtet ist.
In den nächsten zwei, drei Wochen, bis die Samen keimen – was unterschiedlich lange dauern kann, ist es wichtig, dass die Erdoberfläche, in der die Samen liegen, nicht austrocknet.
Wenn man die ersten grünen Keimlinge sieht, sollte man mit dem Wässern etwas vorsichtiger sein, damit die Wurzeln der kleinen Pflänzchen nicht verfaulen (austrocknen darf das Töpfchen natürlich auch dann nicht).
Wenn dann die ersten zwei, drei „echten“ Blätter erscheinen (die ersten beiden Blättchen, die man sieht, sind die Keimblätter), kann man die Winzlinge langsam in eigene Töpfe umsetzen.
Sollte man nicht alle Sämlinge brauchen, kann man sie zuvor ausdünnen (man zieht dabei zu dicht stehende Sämlinge einfach aus der Erde und gibt sie zum Kompost), damit jedes Pflänzchen genügend Platz hat. Wenn man nur noch wenige Sämlinge im Anzuchttöpfchen stehen gelassen hat, kann man sie und ihre Wurzeln zusammen mit genügend Erde, in der sie wachsen, in den Einzeltopf umsetzen (pikieren), man muss die Wurzeln der Kartoffelpflänzchen nicht mehr freilegen.
Wenn man viele, dicht stehende Pflänzchen pikieren will, geht das nicht, ohne die Wurzeln freizulegen; das ist aber auch nicht wirklich schlimm, da sie auch so gut wieder an- und weiterwachsen.
Das Pikieren der Kartoffelsämlinge ist ein mühsames Geschäft, weil diese extrem klein und zart sind; aber es lohnt sich – man wird mit neuen, unbekannten Kartoffelsorten belohnt.
Die Sämlinge dürfen nicht vor Mitte Mai, also erst nachdem die letzten Fröste durchs Land gezogen sind, ins Freiland ausgepflanzt werden.
Wenn bei mir also mal eine außergewöhnlich „gute“ Kartoffelsorte entstehen sollte, wäre das Zufall, ein Zufallssämling – worauf ich insgeheim natürlich hoffe.
Manchmal juckt es mich aber schon in den Fingern, eine gezielte Kreuzung vorzunehmen; doch nur, um das Ergebnis noch ein wenig ungewöhnlicher und damit spannender zu machen: So habe ich einmal versucht, die Sorte „Laura“ mit der Sorte „Vitelotte“ zu kreuzen.
Zurück zur Praxis und der Frage, wo habe ich noch Platz für meine „Saatkartoffeln“? Letztendlich fand ich einen, an dem ich die so aufwändig vorgezogenen Pflänzchen aussetzen konnte: und zwar im Folientunnel. Dort habe ich am 16. Mai spontan 15 Pflanzen entlang der Außenseiten unterbringen können.
Trotz seltener Bewässerung, trotz sie bedrängender Melonenpflanzen entwickelten sich die Sämlinge ordentlich, zumindest die meisten und – womit ich beim besten Willen nicht gerechnet habe: Die meisten brachten sogar einen ordentlichen Ertrag.
Ich hatte immer gedacht (und auch gelesen), dass die Knollen von gesäten Kartoffeln ziemlich klein bleiben würden, Mikro-Knollen sozusagen, aber dem war nicht so. Vier bis fünf mittelgroße Knollen habe ich bei fast jeder Pflanze im Spätherbst ausgebuddelt.
Man kann also auch mit gesäten Kartoffeln eine Ernte einfahren; außerdem kann man die Kartoffeln, die man üblicherweise als Pflanzkartoffeln für das nächste Jahr aufheben müsste und somit nicht zur Ernte rechnen kann, nun essen.
Meine bessere Ernte kann natürlich daran liegen, dass ich mir die Mühe des Vorziehens gemacht habe; vielleicht erntet man wirklich nur Mini-Knollen, wenn man die Samen direkt ins Freiland sät.
Was man bei solchen „Saatkartoffeln“ allerdings nicht hat, ist die Gewissheit, Kartoffeln mit bestimmten Eigenschaften zu ernten. Wenn man Kartoffeln normal pflanzt, kann man sicher sein, dass die geernteten Kartoffeln den gelegten sehr, sehr ähnlich (ich könnte auch sagen „gleich“) sein werden.
Sät man allerdings Kartoffelsamen, bringt jede Pflanze andere Kartoffeln. Sie werden oft eine gewisse Ähnlichkeit mit den „Mutterpflanzen“ haben, aber wie groß diese ist, das ist unbestimmt – es kommt dabei eben auch auf den „Vater“ an – und natürlich vor allem darauf, ob in den einzelnen Genabschnitten (und Kartoffeln besitzen jedes Gen vier Mal, sie sind tetraploid, wie der Fachausdruck heißt, – nicht diploid wie wir Menschen und die meisten anderen Lebewesen) die gleichen Erbinformationen kodiert sind; Kartoffeln sind also nie reinerbig (alle Gene auf den vier Chromosomen sind unterschiedlich).
Wenn man also einfach Spaß an der Freude hat oder neugierig ist oder Pflanzkartoffeln sparen oder ab und zu einfach neue, krankheitsfreiere Pflanzkartoffeln selbst erzeugen oder neue Sorten züchten will, dann sollte man Kartoffeln aus Samen ziehen.
Dieses Verfahren ist auch unter dem Namen „True Potato Seeds“ (TPS) bekannt und wird in Ländern, in denen man Kartoffeln aufgrund der Hitze schlecht lagern kann, häufiger angewandt als hierzulande.
Der Pflanzenpathologe Raoul A. Robinson empfiehlt True Potato Seeds in seinem Buch „Return to Resistance“ zur Züchtung „haltbarer“ (horizontaler) Resistenzen, d. h., von Resistenzen, die nicht allein auf einem Gen beruhen, sondern von mehreren Genen gesteuert werden und somit nicht so leicht durch Anpassungen der Schadorganismen unwirksam werden.
Von Raul A. Robinson liegen auch zwei sehr interessante Bücher über die Anzucht von Kartoffeln aus Samen (The Amateur Potato Breeder’s Manual) sowie über die „Pflanzenzüchtung“ (Amateur Plant Breeder’s Handbook) als Share-Books vor; diese kann ich jedem ans Herz legen, der sich intensiver mit diesem Gebiet beschäftigen will.
Ich habe bei dem Spaß in diesem Jahr zumindest vier Kartoffelsorten gefunden, die mir farblich oder förmlich gefallen haben und die ich deshalb im nächsten Jahr als herkömmliche „Saatkartoffeln“ verwenden werde (siehe Bild oben) – falls, ja, falls sie den Winter überstehen und im Frühjahr im Garten noch Platz finden.
Saat-, Setz- bzw. Pflanzkartoffeln und Speise- bzw. Verwertungskartoffeln
Man unterscheidet in erster Linie zwischen Pflanz-, Setz- bzw. Saatkartoffeln auf der einen Seite und Speise- oder Verwertungs-/Industriekartoffeln auf der anderen Seite. Aus den ersteren werden die letzteren erzeugt: Pflanzkartoffeln werden in die Erde gebracht, um Speise- und Industriekartoffeln zu ernten.
Nun unterscheidet sich eine Pflanzkartoffel rein äußerlich nicht von einer Speisekartoffel, sie unterliegt nur anderen gesetzlichen Regelungen (Planzkartoffel-Verordnung) und wird beim Anbau sowie bei der Lagerung teilweise anders behandelt.
Im Grunde kann man jede unbehandelte Speise- oder Verwertungskartoffel auch als Pflanzkartoffel verwenden, zumindest im eigenen Garten; man kann also auch eine solche Kartoffel im Frühjahr in die Erde legen und am Ende des Sommers das Ergebnis des Kartoffelpflanzenwachstums wieder daraus hervorholen: Normalerweise eine größere Anzahl neuer Kartoffelknollen.
Was dabei aber wichtig ist: Diese Speise- oder Verwertungskartoffeln müssen unbehandelt sein!
Sie dürfen also weder nach der Ernte mit einem austriebshemmenden Mittel (z. B. „Chlorpropham“) bestäubt/benebelt – das man durch gründliches Waschen manchmal noch beseitigen kann, noch – und das ist mittlerweile im konventionellen Anbau fast die Regel – dürfen sie während des Wachstums mit einem keimhemmenden Mittel (zumeist „Maleinsäurehydrazid“) behandelt worden sein (oft werden aber auch beide Mittel verwendet).
Von zukünftigen, gen-technischen Methoden, die ein Austreiben (oft heißt es auch „Keimen“, was in diesem Falle den Sachverhalt ebenfalls nicht korrekt bezeichnet) der Knollen durch Eingriffe ins Erbgut komplett verhindern, will ich mal gar nicht reden.
Noch können auch behandelte Kartoffeln austreiben – und tun das zumeist auch, wie jeder sicher an seinen gekauften Speisekartoffeln schon mal festgestellt hat.
Aber warum gibt es diesen Unterschied zwischen „Pflanz-/Saatkartoffeln“ und „Speise- bzw. Verwertungskartoffeln“, wenn man doch jede Kartoffel zum Anbau verwenden kann?
Pflanzkartoffeln sollen besonders krankheitsfrei sein – und sind das zumeist auch, weil sie in direkter Linie von den Kartoffeln abstammen, die eine Kartoffelzuchtfirma erzeugt hat; sie werden ebenso wie die Felder, auf denen sie wachsen, mehrfach von amtlichen Stellen auf Krankheiten geprüft.
Der lange Weg zur Pflanzkartoffel
Jede Zuchtfirma betreibt sogenannte Erhaltungszucht, d. h. sie „erhält“ ihre Kartoffelsorten, die sie einmal gezüchtet hat und die mit einem eindeutigen Namen (in Deutschland: beim Bundessortenamt) angemeldet und zugelassen wurden, indem sie laufend sogenanntes krankheitsfreies „Vorstufenpflanzgut“ herstellt.
Dieses Vorstufenpflanzgut wächst heute zumeist im Reagenzglas („In-vitro-Kultivierung“) aus meristematischen Gewebeteilen, d. h. aus Zellen, die sich rasch teilen wie z. B. die Zellen von Spross- und Wurzelspitzen. Im Labor werden also aus einzelnen Zellen laufend neue, vollständige Pflanzen erzeugt, die dann in Gewächshäusern groß gezogen werden und die ersten kleinen Knollen liefern.
Aus diesen kleinen Knollen, dem so genannten Vorstufenpflanzgut, wird in einem weiteren Anbauschritt von speziellen Vermehrungsbetrieben im Freiland (im Feldanbau) „Basispflanzgut“ gewonnen; dieses Basispflanzgut liefert im nächsten Anbauschritt (im folgenden Jahr oder in einer anderen Klimazone) zertifiziertes Pflanzgut („Z-Pflanzgut“).
Während dieser ersten Vermehrungsstufen werden möglichst alle Pflanzen in der Wachstumsphase entfernt, die anders aussehen, anders blühen oder sonstige Abweichungen zeigen; außerdem werden möglichst alle kranken Pflanzen ausgerissen.
Nach zwei oder drei Vermehrungsjahren hat die Kartoffelzuchtfirma dann genügend „Pflanzkartoffeln“, d.h., Kartoffeln, die die „Kartoffelproduzenten“ bekommen, die also auch wir Hobby-Gärtner*innen in Baumärkten und Gartencentern kaufen können, um daraus letztlich unsere Speisekartoffeln zu ziehen (die großen landwirtschaftlichen Betriebe produzieren neben Speisekartoffeln auch Industriekartoffeln für Stärke, Alkohol und sonstige Grundstoffe aus diesen zertifizierten Pflanzkartoffeln).
Man sieht: ein langwieriger und aufwendiger Prozess mit zahlreichen Kontrollen – aber auch Schummelmöglichkeiten.
Wenn man anderes Pflanzgut verwendet, z. B. nicht zertifiziertes Pflanzgut oder Speisekartoffeln, besteht eine größere Gefahr, dass Krankeitserreger (wie z. B. Nematoden – winzige Fadenwürmer – oder Bakterien) in den Boden eingeschleppt werden, an denen die Kartoffelpflanzen dann vorzeitig zugrunde gehen können.
Hallo und guten Tag,
bin erstaunt was es alles um die Kartoffel – so zu tun und zu erklären gibt. Ich (kein Hobbygärtner – und ohne grünen Daumen..“ kaufe halt Kartoffeln – meist beim Bauernstand.
War aber sehr sehr interessant und gut geschrieben
Servus und eine gute Zeit
Danke für Deinen Kommentar, Josef! Vielleicht entdeckst Du Deinen grünen Daumen ja eines Tages noch…
Viele Grüße, J:)rgen
Hallo zusammen,
spannende Sachen, die hier zu lesen sind.
Ich „sammle“ schon seit Jahren Kartoffeln und habe auch schon fleißig gekreuzt ( incl. Blüten kastrieren, um möglichst Sortenrein zu kreuzen ). Das klappt mal mehr und mal weniger gut. Ist auf jeden Fall immer wieder spannend, was dabei raus kommt.
Was die sortenechte Erhaltung von Kartoffeln betrifft, finde ich Kopfstecklinge eine einfache Sache und auch für Hobbygärtner geeignet. Die Knollen der Stecklinge sind genetisch identisch mit der gepflanzten Knolle und können so quasi ewig erhalten werden ( natürlich müssen dann immer von denen im nächsten Jahr wieder Kopfstecklinge genommen werden ). Ich glaube, das wird auch professionell so, oder so ähnlich gemacht. Ich selber habe schon vom IPK in Gatersleben sog. „in Vitro“-Kartoffelpflanzen erhalten. Das waren kleine Pflänzlein im Reagenzglas.
Für dieses Jahr habe ich meine Anzuchttöpfe schon vorbereitet und will bald mit der Aussaat beginnen. Also weg mit dem Schnee und ab in den Garten.
Ach, ich könnte noch so viel schreiben, weil ich finde gärtnern und Kartoffeln toll.
Gruß JeFi
Hallo JeFi,
dank Dir für Deine Anmerkungen!
Ich muss nachfragen: Wie überwinterst Du Deine Kartoffeln? Immer nur wenige, von denen Du dann im Frühjahr, wenn sie treiben und eine gewisse Größe erreicht haben, Triebe abschneidest und direkt in die Erde oder in Töpfe mit Erde einsetzt? Dann brauchst Du nicht so viele Knollen zu überwintern und vermehrst sie auf diese Weise im Frühjahr?
Wenn das stimmt, ist das natürlich auch eine ganz gute Methode, um Platz einzusparen; aber daran mangelts mir in diesem Fall nicht.
Mich stört eher der Aufwand, der für die Getrennthaltung und die sorgfältige Beschriftung anfällt; deshalb werde ich meine Sammlung wahrscheinlich aufgeben und alle Sorten zusammenwerfen und mit ihnen das gesamte Sortenkonzept, also die strenge Selektion auf bestimmte Merkmale.
Aber erzähl‘ noch mehr von Deinen Erfahrungen mit dem gezielten Kreuzen! Es interessiert mich, wie Du das unter „Hobby-Bedingungen“ anstellst und welche Ziele Du damit verfolgst?
Viele Grüße, Jürgen
Hallo Jürgen,
ich habe von den Sorten, die ich pflanzen wollte, schon nach der Ernte welche zurückgelegt. Hell und möglichst kühl über den Winter gebracht und dann gepflanzt. Triebe habe ich nicht geschnitten, sondern „ganz normal“ die Knollen gesetzt.
Mein „Rekord“ liegt bei knapp 800 Pflanzstellen bei etwas mehr als 100 Sorten – das mache ich aber nicht wieder!!! Wie Du schon geschrieben hast, ist das eine Menge Aufwand und irgendwann einfach zu viel. Die wollen ja auch alle getrennt gelagert und beschriftet werden. Eine Liste mit den jeweiligen Eigenschaften musste ich ja auch pflegen, und… Und zu allerletzt lohnt sich der Aufwand irgendwann auch nicht mehr.
Nachdem es mich gesundheitlich im letzten Jahr komplett aus der Bahn geworfen hat, muss ich in diesem Jahr mehr oder weniger bei Null anfangen. Will es in diesem Jahr mal mit Äugeln versuchen und habe dafür schon ein paar Knollen in der Stube auf der Fensterbank liegen. Soviel wie bisher wird es aber nicht werden, denn, man glaubt es kaum, Mann wird mit den Jahren ja nicht jünger. Rücken habe ich auch schon ;-)
Das mit dem gezieltem Kreuzen ist gar nicht so schwer. Hier einmal die Kurzform: die Blütenblätter der einen Pflanze vor dem Öffnen vorsichtig entfernen und die Pollenstände rauskneifen ( ich mache das mit einer Pinzette ). Den Pollen kann man dann zum Kreuzen mit einer anderen Pflanze nutzen. Die Bestäuber kommen hier nicht zum Zug, denn eine Blüte ohne Blütenblätter ( es bleibt ja nur der Stempel übrig ) ist für die ja uninteressant. Mit dem Pollen einer anderen Sorte dann den Stempel der ersten Blüte betupfen ( das geht mit einem feinem Pinsel ganz gut ). Mit Glück wird eine Beere daraus und mit noch mehr Glück reift diese auch aus und bringt keimfähige Saat für das nächste Jahr.
Falls Du mehr dazu wissen möchtest, sollten wir vielleicht einmal telefonieren. Da gibt es noch einiges dazu zu sagen, dass ich hier gar nicht alles aufschreiben kann.
Und das einzige Ziel, das ich verfolge, ist die Befriedigung meiner Kartoffelsucht und Neugier. Aus einem so wahnsinnig kleinem Körnchen kann so viel Kartoffel werden. Ganz zu Beginn hatte ich mal den Gedanken, eine eigene zugelassene Sorte zu haben. Den Gedanken habe ich dann aber schnell aufgegeben, denn das geht wohl nur mit viel Aufwand und mit noch mehr Geld. Und ob es mir dann noch Freude machen würde, wenn ich es müsste, wage ich zu bezweifeln. Mein Vater hat zu mir ( besonders nach schlechter Ernte ) gesagt: „…kannst froh sein, dass Du davon nicht leben musst…“. Und damit hatte er Recht, wie mit so vielem.
Soweit für den Moment
Gruß JeFi
Danke für diesen Beitrag. Ich konnte heuer Samen aus der Sorte Romanze gewinnen. Hat eine rote Schale und gelbliches Fleisch.
Liebe Selma, vielen Dank für Deine Anmerkung und viel Spaß beim „Kartoffelzüchten“!
J:)
Meine Oma hatte schon immer selbst Kartoffeln gesetzt. Allerdings aus den übriggebliebenen, ausgetriebenen.
Als ich noch kleiner war, fragte ich, ob die Samenkapseln später Kartoffeln werden – und hörte, dass sie giftig seien.
Da mir bekannt war, dass aus Samen Pflanzen wachsen, fragte ich, ob man diese nicht wachsen lassen kann.
Da wurde mir erzählt, das ginge schon, aber man müsse sie zweimal setzen.
Auf Nachfragen bekam ich erklärt, dass daraus Kartoffeln werden, die noch nicht für den Verzehr geeignet seien (weil das ja vorher giftig sei) und man müsse die Feldfrüchte erneut säen (also als Kartoffel) und die dann gewachsenen Kartoffel dürfe man essen…
Ich kenne nur gesetzte Kartoffeln und pflanze alle mit Austrieben in Behälter.
Werde dieses Jahr aber mal Samen aufheben.
Hallo nadine,
sehr interessant Dein Bericht, danke dafür!
Schon merkwürdig, wie richtige Abläufe manchmal falsch begründet werden: Die Kartoffeln, die aus den Samen entstehen, sind nicht giftig, man könnte sie essen.
Trotzdem sollte man sie nicht essen, da sie zumeist noch viel zu klein sind, man also nicht wirklich etwas von ihnen hat.
Die kleinen Knöllchen ergeben aber eine ganz normale Ernte im folgenden Jahr; deshalb ist es besser, sie nicht zu essen, sondern sie als Pflanzkartoffeln für das nächste Jahr aufzuheben.
Deine Oma wusste also bescheid, wie es richtig gemacht wird; nur warum es so gemacht werden sollte, war ihr anscheinend nicht klar.
Viele Grüße, Jürgen
Hallo Jürgen,
hier ein kurzer Bericht zum Stand der Dinge.
Die aus Samen gezogenen Pflänzchen halten sich tapfer. Die größte Pflanze zeigt allmählich leichte Ermüdungserscheinungen. Da ist wohl auch die Krautfäule im Spiel. Ich will noch etwa eine Woche warten und dann mal das Ergebnis testen.
Wirklich blöd ist allerdings, dass meine Kartoffeln, egal an welchem Standort, in diesem Jahr keinerlei Samen gebildet haben, rein gar nichts!!! Ich schiebe das mal auf das verrückte Wetter.
Wie sieht es bei Deinen Kartoffeln aus? Ich habe noch Samen vom vorigen und vorvorigen Jahr für das nächste Frühjahr. Einen Versuch werde ich dann sicher noch starten.
Sommerliche Grüße
Edith
Hallo Edith,
meine „Saat-Kartoffeln“ kommen nun langsam in Schwung, will heißen, sie gewinnen an Größe und setzen hoffentlich unterirdisch überirdische Kartöffelchen an.
Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt…
Samenbällchen gibt es in diesem Jahr auch bei mir so gut wie keine. Meine „Eigenheimer“, die ich extra zwischen blau-fleischige Sorten gepflanzt habe, um die Wahrscheinlichkeit einer Befruchtung durch diese Sorten zu erhöhen, hat Gott-sei-Dank als einzige ein paar Früchte angesetzt; deren Samen werde ich im kommenden Jahr auch als einzige neu aussäen.
Beste Grüße aus dem überhitzten Berlin, in das ich gestern per Rad zurückgekehrt bin
Jürgen
Hallo Jürgen,
heute wollte ich es wissen
Die erste „Samen- Kartoffelpflanze“ war komplett hinüber, also habe ich den Pflanzeimer geleert. Ich konnte 125g helle und sehr gesund aussehende Kartöffelchen ans Tageslicht befördern. Sie sind recht klein, aber vielleicht rette ich sie ins nächste Jahr hinüber und gebe ihnen die Chance, richtig groß zu werden.
Die übrigen Samenkartoffeln haben noch grünes Kraut und dürfen weiter in der Erde ruhen.
Ist das aufregend!
Ich hoffe, Dein Garten ist nicht abgesoffen in den vergangenen Tagen und wünsche
gute Erträge.
Bis zum nächsten Mal
Edith
Hallo Edith,
na, Gratulation zum ersten Erfolgserlebnis!
Bei den anderen wünsche ich Dir allerdings, dass die Knollen nicht nur in der Erde ruhen, sondern auch noch ein wenig wachsen!
Ob mein Garten abgesoffen ist, werde ich frühestens morgen erfahren, wenn ich ihn wieder besuche.
Liebe Grüße
Jürgen
Ich habe Anfang April Reste der Vorjahresernte Sorte Annabelle in ein Komposthochbeet gesetzt und später mit Grünschnittmulch angehäufelt. Der Boden war vorher Rasen.
Jetzt, Anfang Juli, habe ich testweise eine Knolle auf ihren Zustand geprüft. Das Kraut war ca. 60 cm hoch und die Pfahlwurzel 40 bis 50 cm lang. An den Seitentrieben waren aber nicht die kleinsten Knöllchen zu sehen.
Das gleiche Erscheinungsbild ergab sich bei allen anderen Knollen im Hochbeet.
Ich hatte das gleiche Prozedere mit dieser Sorte voriges Jahr mit zufriedenstellendem Erfolg durchgeführt, aber einen Meter vom Hochbeet entfernt auf umgegrabenem Rasenboden.
Liegt hier als Ursache möglicherweise manipuliertes Saatgut vor oder zuviel Stickstoff?
Die Anpflanzung wurde durch Schüler einer Garten AG einer Schule ausgeführt. Habt ihr eine Erklärung?
Im Voraus vielen Dank, Hasso
Hallo Hasso,
das liest sich nach Überdüngung, also zu viel Stickstoff.
„Annabelle“ ist meines Wissens eher eine Frühkartoffel, die Anfang Juli auf jeden Fall schon Knollen angesetzt haben sollte (eine meiner, vor zwei Wochen testweise ausgegerabenen Annabellen hatte schon feine Knöllchen).
Bist Du sicher, dass Deine Kartoffelsorte „Annabelle“ ist? Bei mir hat sie kein so hohes Kraut und ist, wie gesagt, eher früh „fertig“.
Hast Du noch Pflanzen stehen gelassen, so dass Du abwarten könntest, was aus ihnen wird, d. h., ob sie später noch Knollen ansetzen?
Ansonsten würde ich eher auf eine „Spätkartoffelsorte“ tippen; die haben zu diesem Zeitpunkt oft ordentliches Kraut und setzen erst spät Knollen an.
Tja, lass‘ mich wissen, was aus der Anpflanzung geworden ist (nicht, dass die Schüler*innen Dir einen Streich gespielt haben).
Besten Dank und trotzdem noch Erfolge bei der Kartoffelernte!
Viele Grüße
Jürgen
Hallo!
Sehr interessanter Artikel. Leider schreibst du nichts wo und wie du die Sämlinge grossgezogen hast. Also bei welcher Temperatur/Licht und ab wann die Pflänzchen ins Freie dürfen. Ich habe heuer anf. März auch Kartoffeln ausgesät, im Zimmer auf der Fensterbank unter Zuhilfe von LED-Pflanzenkunstlicht, damit die Sämlinge nicht wegen Lichtmangel hochschiessen. Anfang März habe ich gesät und nach ca. einer Woche keimten die Samen schon. Ich habe dann pikiert und mittlerweile nochmals in grössere Töpfe umgesetzt. Trotzdem sind die Pflanzen noch klein und tendieren zum hochwachsen. Ich würde sie gerne ins Freie stellen, doch ich weiss nicht wieviel Kälte sie ertragen und ob das ein Schock wäre. Wir haben immer noch kalte Nächte mit 2°C.
Hallo Christian,
Kartoffeln sind frostempfindlich, sollten also am besten nicht vor Mitte Mai ins Freiland.
Mit Kunstlicht sollte eigentlich auch nichts schief gehen, d. h., die Pflänzchen sollten nicht „vergeilen“ (keine langen Stängel bekommen, hochschießen).
Die Kartoffelpflänzchen wachsen anfangs verdammt langsam und haben schwache, fast kriechende Stängel; das macht aber nichts. Du kannst die Stängel später sogar mit Erde bedecken, Hauptsache die Triebspitzzen bekommen noch etwas Sonnenlicht.
Lass‘ Dich aber durch diesen kümmerlichen Eindruck zu Anfang nicht täuschen, die Pflanzen werden noch ziemlich groß, fast so groß wie normale Kartoffeln; also gib‘ Ihnen beim Aussetzen ins Freiland ruhig ein wenig mehr Platz (30 x 30 cm sollten es schon sein).
Wünsche Dir maximalen Erfolg!
Viele Grüße
Jürgen
Leider habe ich den Beitrag für dieses Jahr viel zu spät gelesen und leider sind in diesem Jahr meine Legekartoffeln sehr schlecht aufgegangen. Bei anderem Gemüse, wie Zucchini, Kürbis, Paprika, Melone, Tomate etc. habe ich schon seit vielen Jahren meine eigenen Samen geerntet und diese selbst ausgesät. Ich bin immer total gespannt, was für Früchte wachsen.
Das würde ich bei Kartoffeln auch gerne probieren. Wenn ich auf eigene Samen setze, muss ich leider noch knapp zwei Jahr bis zur Ernte warten. Was mich auf die Idee brachte, einfach mal zu fragen, ob ich ein paar Samen bekommen könnte? Das würde meine Wartezeit gleich halbieren :). Gerne würde ich Samen von Kürbis, Zucchini oder Melone zum Tausch anbieten.
Hallo Chrissi,
in diesem Jahr habe ich nahezu alle meine Kartoffelbeeren geerntet – und ein paar Sorten hatten reichlich davon.
Über meine „Kartoffelbeeren(aus)lese“ werde ich in diesem Winter auf jeden Fall auch noch einen Beitrag verfassen.
Du kannst auf jeden Fall genügend Samen von mir bekommen: Schicke mir einfach einen frankierten Umschlag, dann packe ich ihn Dir voll.
Oder schicke mir ein paar Deiner Samen, dann tauschen wir einfach (wenn Du mir Samen schickst, beschreibe bitte die Pflanzen/Sorten möglichst genau und auch alles, was Du sonst noch über Deine Pflanzen so zu berichten weißt).
Ich würde mich aber ganz besonders freuen, wenn Du mir möglichst viel über Deine Erfahrungen mit der Samengewinnung und dem nachfolgenden Anbau berichten könntest und zwar am besten in dem Kommentaren zu meinem neuen Beitrag „Die Saatgutfrage“.
Liebe Grüße
Jürgen
Gern schicke ich Dir Samen von meinen Kürbissen, Zucchini und Melonen. Ich kann Dir zwar die Mutterfrucht beschreiben, aber die Kinder können sehr streuen. Was ich persönlich immer besonders spannend finde. Ich hoffe, Du findest genügend Platz dafür. Ich baue immer viel zu viel an. Meine Kaninchen freuen sich dann, wenn ich selbst nachdem ich welche verschenkt habe, immer noch zu viele habe :)
Ich freue mich sehr, Deine tollen Kartoffelsorten zu bekommen. Ganz lieben Dank! Da kann ich den Februar und erst recht den September kaum erwarten :)
Hallo Chrissi, ich erwarte also Deine Adresse; dann geht die Post mit den Kartoffelsamen ab!
Auch wenn ich den Brief schon viel eher fertig machen wollte, jetzt ist es soweit :)
Morgen gebe ich ihn in die Post und dann kann ich nur hoffen, dass Du Dich über die Samen von mir freust. Vermutlich ist es nicht so einfach, Sorten zu finden, die Du noch nicht hast oder kennst.
https://www.dreschflegel-shop.de/wurzelgemuese/weitere-wurzelgemuese/2262/kartoffel-saatgut?number=55193
Hier kannst du dir Saatgut günstig bestellen. Habe bisher nur gute Ertfahrungen mit dem Shop gemacht. Das Reizvolle für mich ist die Ausbildung einer Kartoffelsorte, die auf den Boden und auf die Feuchtigkeit bei mir vor Ort abgestimmt ist. Dabei denke ich nicht an Kreuzungen, sondern an Selektion.
Grüße
Hallo! Danke für den interessanten Artikel. Ich habe vorhin auch die Früchte meiner Kartoffeln geerntet und werde diese nächstes Jahr aussähen. Ich hatte „Parli“ und „Vitabella“. Bin gespannt was da kommt. Kartoffeln erkranken (in Europa zumindest) immer irgendwann an Viren. Diese werden nur über die Knollen weitergegeben. Deshalb funktioniert das verwenden von eigenen Knollen als „Saatkartoffeln“ nur eine gewisse Zeit, bis die Kartoffeln von Viren durchseucht sind. Dies war auch die Ursache für das Kartoffelsterben und die damit verbundene Hungersnot zb. in Irland. Es ist daher besser man kauft Saatkartoffeln, diese sind virenfrei. Hier kommt auch die gute Nachricht: Kartoffeln aus Samen sind auch virenfrei und gesund da die Viren nicht über die Samen weitergegeben werden. Will man also langfristig gesunde Kartoffeln muss man immer wieder aus Samen ziehen. Allerdings bilden manche (moderne) Sorten keine Samen oder sogar Blüten mehr.
Hallo Christian,
danke für Deinen Kommentar und die Zusatzinfos.
Das mit der Anreicherung von Viren in den Knollen stimmt zwar, aber man kann dagegen auch selbst etwas tun: dasselbe, was die Kartoffelzüchter und -vermehrer die längste Zeit getan haben, nämlich erkrankte Pflanzen rechtzeitig aus dem Bestand entfernen und Pflanzkartoffeln nur von den gesündesten Pflanzen nehmen.
Heute fangen sie zwar immer wieder bei (nahezu) virenfreien Einzelzellen von Kartoffelpflanzen an, aber im Laufe des folgenden, drei-jährigen Vermehrungszyklus‘ reichern sich die Knollen auch mit Viren an, zwar nur ein wenig, da sie möglichst in „Gesundlagen“ (Meeresnähe, Bergeshöhe – wenig Blattläuse) vermehrt werden, aber virenfrei sind auch gekaufte Pflanzkartoffeln auf keinen Fall, vor allem die Pflanzkartoffeln von „alten“ Sorten nicht, da die Vermehrung derselben nicht amtlich überwacht wird.
Die Hungersnot in Irland hatte mit Viren auch nur begrenzt etwas zu tun. Damals wurde dort bevorzugt eine Sorte angebaut, die gegen den neu aus Amerika eingeschleppten Braunfäule-Pilz nicht besonders widerstandsfähig war; außerdem hat die Besetzung Irlands durch die Engländer und deren Verhalten einen nicht zu vernachlässigenden Beitrag zur Hungersnot geleistet.
Ich vermehre meine Kartoffeln teilweise nun schon über fünf Jahre selbst und konnte keinen bemerkenswerten Ertragsrückgang feststellen. Die Witterungsbedingungen sind viel ausschlaggebender.
Und falls der Ertrag im Vergleich mit „sauber“ vermehrten Pflanzkartoffeln tatsächlich zu einem gewissen Prozentsatz zurückgehen würde, würde ich das in Kauf nehmen: viele Kartoffelsorten bekomme ich nie oder nur mit erheblichem Aufwand wieder; deshalb vermehre ich sie selbst, so lange es geht.
Wenn Du Deine Kartoffeln immer wieder aus Samen ziehst, bekommst Du zwar immer wieder interessante neue Formen, verlierst dadurch aber Deine „Lieblingskartoffeln“; denn Kartoffeln pflanzen sich durch Samen so gut wie niemals „rein“ fort.
Also, ich mache jetzt eben einen Langzeitversuch: mal sehen, ob und wenn ja, wann die „Katastrophe“ eintritt und meine Kartoffeln keinen Ertrag mehr bringen.
Ich werde berichten…
Allerbeste Grüße
Jürgen
Guten Tag, ich bin auf Ihren Artikel gestoßen und finde ihn sehr interessant. Gibt es noch irgendwo mehr Informationen über tetraploid und wie das mit der Erhaltungszucht funktioniert? Oder haben Sie eine Buchempfehlung? Im Internet finde ich leider nur immer was in der Zoologie aber nichts über Pflanzen bzw. Kartoffeln.
Vielen Dank für die Information
viele Grüße
Nancy
Hallo Nancy,
danke für Dein Lob!
Eine Antwort auf Deine Frage ist etwas schwierig, da ich nicht genau weiß, was Du unter „Erhaltungszucht“ verstehst?
Bei Kartoffeln gibt es zwei Arten von „Erhaltungszucht“.
Eine Art der Erhaltungszucht dreht sich darum, eine Sorte überhaupt zu erhalten, d.h. also, dafür zu sorgen, dass es überhaupt noch lebende Exemplare dieser Sorte gibt.
Bei der zweiten Art von Erhaltungszucht, die auch systematische Erhaltungszucht genannt wird, geht es darum, den „Charakter“ einer Sorte zu erhalten, das „Charakteristische“ einer Sorte, also das, was eine Sorte überhaupt als Sorte auszeichnet und von anderen Sorten abgrenzt.
Beide Arten von Erhaltungszucht hängen natürlich zusammen: auch bei der ersten Art, der Sorten-Erhaltungszucht, wie ich sie mal nennen will, muss man eine Vorstellung davon haben, wie denn die Sorte aussehen soll, die man am Leben erhalten will.
Bei der zweiten Art von Erhaltungszucht, die alle Züchter*innen machen müssen, die eine Sorte amtlich anmelden und schützen lassen, ist der Sortencharakter bei der Zulassung sehr detailliert beschrieben und festgehalten worden – und diese festgelegten Eigenschaften müssen nun dadurch erhalten werden, indem alle abweichenden Exemplare von der weiteren Vermehrung ausgeschlossen werden.
Es gibt leider über „Erhaltungszucht“ keine konkreten Informationen, also kein Buch oder ähnliches, da es jedem „Erhaltungszüchter“ selbst überlassen bleibt, wie er eine Sorte erhält (wie er also abweichende Exemplare erkennt und aussortiert).
Ich kann Dir nur dieses PDF-Dokument empfehlen, in dem die Problematik anhand von Weinreben sehr anschaulich dargestellt wird; denn alle vegetativ vermehrten Pflanzen können im Laufe ihres Wachstums mutieren, d.h., sich in ihren äußeren und inneren Eigenschaften ändern – und je nach dem, ob eine (genetische) Mutation in einem sehr frühen Stadium des Wachstums oder erst später passiert, verändert sich diese Pflanze mehr oder weniger.
So viel zu „Erhaltungszucht“.
Wenn Du allerdings etwas ganz anderes gemeint hast, wie z.B. die Neuzucht von Kartoffelsorten, dann würde ich mich freuen, wenn Du Deine Frage noch etwas präzisieren könntest.
Viele Grüße
Jürgen
Hallo Jürgen
vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Ja da hast du mich schon richtig verstanden. Nur verstehe ich manche dinge nicht und würde sie aber gerne verstehen.
Also ich möchte mein Gemüse möglichst biologisch und nachhaltig selber im Garten anbauen. Dazu war mein Gedanke erstmal Saatgut / Kartoffeln kaufen bzw tauschen um mir dann nach und nach eine Samensammlung aus meinem eigenen Garten aufzubauen, vorallem für die Sorten die mir geschmacklich am Besten gefallen und die es nicht im Supermarkt gibt.
Jetzt habe ich aber gelesen, dass man zb Kartoffeln zwar schon einige Male immer wieder aus dem Vorjahr nehmen kann, aber die Qualität nachlässt bzw die Eigenschaften sich verändern können und man deshalb die Vorjahreskartoffeln nicht unbegrenzt als Saatkartoffeln nehmen kann / sollte.
In deinem Beitrag habe ich gelesen, dass wenn man Kartoffelsamen selber herstellt, dann entsprechen die Samen nicht (unbedingt) der Mutterpflanze.
Ich habe mal einen Beitrag zur Hühnerzucht gesehen und stelle mir das mit der Kartoffel ählich vor. Das ideale Superhuhn zum Eierlegen war erst in 3. oder 4. Generation soweit, dass es alle definierten Eigenschaften aufweist. Wenn dieses Superhuhn Nachkommen erzeugt, dann sind diese Eigenschaften auf die Nachkommen aufgeteilt und es gibt kein Küken, dass eine hohe Übereinstimmung mit den definirten Eigenschaften des Mutterhuhns hat und die Züchtung der Generationen geht von Vorne los.
So nach deinem Beitrag bin ich da ins grübeln gekommen. Angenommen ich habe eine Kartoffelsorte die mir besonders gut schmeckt und die möchte ich möglichst jedes Jahr anbauen. Jetzt kann ich dann nur hoffen, dass ich auch jedes Jahr Saatkartoffeln zu dieser Sorte bekomme. Oder ich lerne wie ich diese Kartoffel möglichst „Sortenrein“ erhalten kann. Ich befürchte zwar dass ich das in meinem Hobbygarten nicht bewerkstelligen kann aber ich möchte zumindest die Theorie dazu verstehen. Bzw verstehen, wie es die Firmen machen, die Saatkartoffeln verkaufen.
Oder sollten per Zufall mal Kartoffeln entstehen, die ich so hervorragend finde, dass ich diese Eigenschaften gerne für mich erhalten haben möchte, wie muss ich dann da vorgehen?
Vielen Dank für das PDF ich werde mich da mal durchlesen
Viele Grüße
Nancy
Hallo Nancy,
wie schon gesagt, damit Du Deine „Lieblingssorte“ so erhältst, wie sie ursprünglich war (als Du sie zum ersten mal gekauft, angebaut und gegessen hast), musst Du nur immer die Kartoffeln von Deiner Ernte aufheben (und überwintern, d.h., wieder als Pflanzkartoffeln verwenden), die möglichst genau so aussehen, wie die, die Du zuerst gekauft hast (Du solltest die ursprünglich gekauften Kartoffeln oder Deine neu gefundene Lieblingskartoffel – sowie die daraus gewachsenen Pflanzen – also möglichst gut und umfassend dokumentieren, fotografieren, beschreiben etc.).
Die Pflanzkartoffeln sollten natürlich obendrein noch von den besten und gesündesten „Mutterpflanzen“ genommen werden (diese musst Du im Laufe des Sommers markieren, wenn Du siehst, dass sie gesund und kräftig sind; später, wenn das Kraut abgestorben ist, kannst Du die Stelle oft nicht mehr genau finden).
Es kann schon sein, dass bei Kartoffeln trotz all dieser Maßnahmen der Ertrag mit der Zeit zurückgeht; aber die vielen anderen Faktoren, die Einfluss auf den Ertrag haben (Wetter, Düngung, sonstige Schädlinge und Krankheiten) kannst Du auch nie ganz ausschalten oder so beeinflussen, dass der Ertrag immer gleich hoch bleibt.
Wenn Du keinen „Totalschaden“ durch äußere Einflüsse erleidest, kannst Du Deine Kartoffeln jahrzehntelang auf die beschriebene Weise erhalten (anders haben die Leute das früher auch nicht gemacht).
Wenn Du sie dann noch mit ein paar Leuten teilst, die die gleiche Vorliebe für eine bestimmte Sorte haben und genau so vorgehen, dann hast Du die Chance, sie von diesen wiederzubekommen, wenn Du mal einen Totalschaden hattest, wenn also alle Deine Kartoffeln der Sorte „hopps“ gehen (im Winterlager erfrieren, im Sommer verfaulen oder sonstwas).
Wenn Du noch Fragen hast, frag‘ gerne weiter!
Ich hoffe, dass ich Dir (etwas) helfen konnte.
Beste Grüße
Jürgen
mir scheint saatkartoffeln sind die kartoffeln, die benutzt werden, um weitere kartoffelpflanzen wachsen zu lassen
Hallo Felix, danke für Deine Teilnahme an meiner Umfrage!
Ja, so ist es, für die meisten Menschen sind „Saatkartoffeln“ dasselbe wie Pflanz- oder Setzkartoffeln, so gut wie nie: aus Kartoffelsamen gezogene Kartoffeln.
Beste Grüße
Jürgen
Sehr interessanter Beitrag! Weisst du zufälligerweise auch, wie gross der Pflanzabstand zwischen zwei verschiedenen Kartoffelsorten sein muss, um gezielt Saatgut zu gewinnen?
Gerade in der Erhaltungszucht könnte das ein interessantes Verfahren sein, stelle ich mir vor.
Es freut mich immer von solchen Gartenexperimenten zu lesen.
Hallo Sybille,
ich verstehe Deine Frage so, dass eine Kartoffelblüte von einer anderen Sorte befruchtet werden soll?
Der Abstand zwischen den beiden Pflanzen ist nicht so entscheidend, denn Insekten fliegen ja schon ein Stück; aber die befruchten eben nicht gezielt.
Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass Kartoffelblüten sich selbst befruchten, d.h., dass der Pollen aus den Staubbeuteln der Blüte direkt auf die Narbe derselben Blüte gelangt.
Wenn Du also gezielt zwei Sorten kreuzen möchtest, dann musst Du zuerst die Staubbeutel der Blüte (mit einer Pinzette) entfernen (die Blüte „kastrieren“) und zwar, bevor sie ihren Pollen freisetzen. Dann musst Du eine Blüte der Sorte, mit der Du die Kreuzung vornehmen willst, pflücken (der Pollen dieser Blüte muss schon aus den Staubbeuteln ausfallen) und versuchen, diesen Pollen auf die Narbe der kastrierten Blüte zu tupfen (wenn sie zur Befruchtung bereit ist).
Deine „Versuchsblüte“ muss natürlich immer mit einem Beutelchen aus Gaze / dünnem Stoff umhüllt sein, damit nicht auch die Insekten das Vergnügen der Befruchtung haben (und Pollen einer anderen Sorte anschleppen).
Und wenn das alles schön geklappt hat, dann musst Du noch ganz viel Glück haben, dass Deine Aktion erfolgreich war, also eine Befruchtung stattgefunden hat und Samen gebildet werden (es gibt viele Gründe, die das verhindern: unfruchtbarer Pollen z.B., ungünstige Witterungsbedingungen, Abfallen der Blüte und und und) – also nicht so einfach.
Für die Erhaltungszucht einer Sorte ist dieses Verfahren allerdings ganz und gar nicht geeignet; denn wenn Du Samen gewinnst, entsteht dabei IMMER aus jedem Samen eine andere Sorte, also die Chance, dass die „Kindsorten“ wenigstens eine gewisse Ähnlichkeit mit der „Muttersorte“ haben, ist ziemlich gering; das ist die Krux bei allen vegetativ vermehrbaren Nutzpflanzen: sie sind nicht „reinerbig“, pflanzen sich also durch Samen nicht annähernd rein fort.
Ich hoffe, Du versuchst es trotzdem – und bekommst eine ganz neue, wunderbare, eigne, an Deine Verhältnisse bestens angepasste Sorte zum Lohn dafür!
Beste Grüße in die Berge
Jürgen