Die Weihnachtstomate
oder: Wie Tomaten unter marktwirtschaftlichen Konkurrenzbedingungen angebaut werden.
Dieser Beitrag wird sich nicht um meinen Garten, nicht um meinem kleinen, privaten Hobby-Tomatenanbau drehen – nicht dass jemand denkt, ich hätte eine neue Tomatensorte, die Weihnachtstomate, gefunden. Dieser Beitrag handelt vom industriellen Tomatenanbau, der uns auch im Winter Tomaten liefert, von der Massenproduktion von Tomaten also, die vollkommen aus meinem Bewusstsein schwindet, wenn ich meine paar Tomatenpflänzchen im Garten hätschele.
Ich muss gestehen, dass ich mir so gut wie nie Gedanken darüber gemacht habe, wieso ich sommers wie winters Tomaten, Paprika, Gurken, Zukkini oder Auberginen in den Geschäften kaufen kann; sie gehören seit langem wie selbstverständlich zu meinem Leben.
Anlass für derartige Gedanken bot nun aber ein Buch, das Annemieke Hendricks, geborene Niederländerin und zwei Mal bei einem meiner Tomatenerntefeste zu Besuch, geschrieben und vor kurzem öffentlich vorgestellt hat.
Sein Titel lautet:
Ich habe es in zwei Tagen verschlungen. Und es hat Licht in eine, mir unbekannte Welt geworfen. So viel vorweg.
Annemieke ist keine Sachbuch-Autorin, Annemieke ist eine Menschen-Geschichten-Schreiberin. Das sei ebenfalls vorweg gesagt.
Bei Recherchen zu einer ihrer Menschen-Geschichten (Unheile Heimat – Eine Reise zu Familien in der Mitte Europas) stieß sie auf merkwürdige Dinge: sie stellte fest, dass in den Supermärkten von Ländern, die weit weniger industrialisiert sind als Deutschland und die deshalb eine ausgedehntere landwirtschaftliche (Klein-)Produktion besitzen, wie z. B. Polen, Ungarn und Rumänien, oft mehr Tomaten aus Holland und Spanien in den Regalen liegen als Tomaten von heimischen Anbauern.
Das veranlasste sie, mehr über die Identität des frischen Gemüses (selbstverständlich auch des Obstes), vor allem aber der Tomaten erfahren zu wollen, die man heutzutage in allen Ländern Europas das ganze Jahr über in den (Super-)Märkten kaufen kann.
Es tauchten Fragen auf: Wie und wo wachsen die Super(markt)-Tomaten? Welche Wege legen sie zurück, bis sie, fein säuberlich aufgeschichtet und kunstvoll ins künstliche Licht gerückt, in den „Frischeabteilungen“ liegen? Wie werden sie geerntet und von wem?
Auch Annemieke wusste, dass die Supermarkt-Tomaten größtenteils aus Holland und Spanien stammen; doch hier schlossen sich für sie weitere Fragen an: Warum wird nicht das gesamte Frischgemüse, das in einer Gegend verzehrt wird, in dieser Region selbst angebaut, z. B. für Berlin in Brandenburg? Wo fängt die Region an und wo hört sie auf? Ist das regionale Gemüse letztlich immer besser (gesünder, frischer, umweltfreundlicher) als das holländische oder spanische?
Antworten auf diese Fragen lässt Annemieke die Menschen geben, die mit Tomaten zu tun haben; mit Hilfe ihrer Geschichte(n) erfahren die Leser*innen sehr viel über die moderne Tomatenproduktion.
Nun aber interessiert mich der Motor des derzeitigen Produktions- und Handelssystems, das, was dieses System antreibt, mich interessiert der Mechanismus, der den Geschichten in Annemiekes Buch zugrunde liegt.
Annemiekes Ziel war es nicht, das Anbau- und Handelssystem für Obst und Gemüse ganz abstrakt zu analysieren.
Sie suchte nicht in erster Linie Antworten auf die Fragen: Wie kommt es zu den teilweise absurden, bizarren Tomaten(handels)strömen durch die halbe Welt, durch welche Bedingungen werden sie angetrieben und wohin führen sie? Welcher Logik folgen sie? Gibt es einen Ausweg?
Anhand solcher Fragen könnte man das ganze neuzeitliche Anbau- und Handelssystem erklären; denn das Frischgemüse kann natürlich stellvertretend für fast alle Güter stehen, die heutzutage produziert, gehandelt und verbraucht werden (unten habe ich einen Fernsehbeitrag eingebunden, der das System am Beispiel von Backwaren hervorragend beleuchtet: lokale (handwerkliche) gegen industrielle Produktion).
Ich will im folgenden einmal versuchen, diesen Motor, die Logik des Systems, ganz grob, ganz klischeehaft darzustellen.
Als Ausgangspunkt nehme ich (etwas willkürlich) das Jahr 1900, als es noch sehr viele Kleinbauern gab, viele Menschen ihre Lebensmittel noch im eigenen Garten anbauten und es noch kaum Tomaten in den Geschäften gab, nicht einmal im Sommer.
Dienten bis zu jenem Zeitpunkt Ackerbau und Viehzucht vor allem der Selbsterhaltung (Subsistenzwirtschaft), enstanden ab jenem Zeitpunkt deutlicher bemerkbar Bedingungen (bzw. sie wurden geschaffen), die es möglich machten, die Produktion aller Güter, u. a. auch die von frischem Gemüse zu steigern.
Wie lässt sich die Güter- und Nahrungsmittelproduktion steigern?
In erster Linie wohl durch technische Neuerungen/Verbesserungen und durch den erhöhten Einsatz von Fremdenergie, damals vor allem aus Kohle, Öl und Gas gwonnen, heute auch vermehrt durch Bio-Diesel, Wind und Sonne (unter den Begriff „Fremdenergie“ fielen früher übrigens Pferde, Kühe, Ochsen und Esel bzw. deren Futter, das sei nicht vergessen).Neben Technik und (Fremd-)Energie müssen aber auch die Rahmenbedingungen stimmen: die politischen Bedingungen müssen stabil und vertrauenswürdig sein, die bürokratischen Abläufe durchschaubar und verlässlich, die Investitionsbedingungen günstig, Ausbildung und Forschung in den entsprechenden Produktionsfeldern müssen auf hohem Niveau stattfinden; außerdem muss es „unternehmungslustige“ Menschen geben oder solche, die durch die Verhältnisse dazu gezwungen werden, etwas gegen ihre Misere zu unternehmen.
Das alles führte seit damals dazu, dass Frischgemüse – um bei diesem Beispiel zu bleiben – in immer größeren Mengen geerntet werden konnte und damit billiger wurde, immer mehr Menschen von der direkten Nahrungsmittelproduktion befreit wurden und Verdienstmöglichkeiten in anderen Bereichen finden konnten. Der Anbau von Tomaten im eigenen Garten lohnte sich nicht mehr (d. h., um eine bestimmte Menge Tomaten anzubauen, braucht man eine bestimmte Zeit – neben anderen Dingen; wenn man während dieser Zeit z.B. aber in einem Industriebetrieb arbeitet, kann man sich für den Verdienst dort ein Vielfaches an „industriell/rationell“ erzeugten Tomaten kaufen).
Man versorgte sich immer weniger selbst. Die Gemüse-, Bauern- und Kleingärten wurden aufgegeben bzw. in Freizeit- und Hobbygärten umgewandelt.
Aus vielen Bauern wurden immer weniger Landwirte (heute heißen diese Menschen Agrar-Ingenieure oder Agrar-Techniker).
Die Tomaten – so wie die meisten anderen (frischen) Lebensmittel – wurden von zunehmend größeren, immer stärker technisierten Betrieben erzeugt und gelangten über die immer besser ausgebauten Verkehrswege erst zum Großhandel und von dort in die Geschäfte. Sie gelangten auf den Markt. (Vor dem II. Weltkrieg kam das Frischgemüse für Berlin übrigens bevorzugt aus dem Oderbruch – der auch schon viel weiter weg lag als die Anbaugebiete in den Zeiten davor, als das Frischgemüse noch im direkten Umland der Dörfer und Gemeinden angebaut wurde, aus denen Berlin heute zusammengesetzt ist).
Auf dem (Groß-)Markt aber versucht jeder das Beste zu einem möglichst günstigen Preis zu bekommen. Das ist das Wesen des Marktes: handeln, verhandeln. Nicht jeder Mensch macht das und kann das, aber ich glaube, dass die Mehrheit der Menschen das, was sie sucht, immer möglichst günstig, mit dem geringst möglichen Aufwand bekommen möchte. Ich halte es für das Wesen des Menschen (von Lebewesen allgemein), sich das „Beste“ auszusuchen, wenn er wählen kann. Das wichtigste Kriterium für eine solche Auswahl ist sicher das Verhältnis von gewünschter Leistung/Qualität zu Preis/Aufwand.
Der Preis eines Produkts (egal welcher Qualität) wird nun widerum maßgeblich von Angebot und Nachfrage bestimmt. Ein hohes Angebot führt zu niedrigeren Preisen (und umgekehrt). Die Nachfrage ist jedoch immer irgendwo begrenzt und kann auch durch Marketingmaßnahmen oder eine Vergrößerung des „Marktraumes“ (EU! Weltmarkt!), eine Vermehrung der Verbraucher also, bestenfalls vorübergehend gesteigert werden. Produktionssteigerungen führen somit zwangsläufig dazu, dass die Nachfrage irgendwann befriedigt wird.
Die Auswahlmöglichkeit der Konsument*innen sowie die Menge der angebotenen Produkte sind die beiden zentralen Faktoren, die die Produktion und den Absatz von Gütern auf einem „Freien Markt“ bestimmen.
Wenn die Nachfrage nach Tomaten, um bei diesem Beispiel zu bleiben, nun befriedigt ist, d. h., wenn ein ausreichendes Angebot oder sogar ein Überangebot von ihnen vorhanden ist, hat jeder Produzent/Händler nur zwei Möglichkeiten, den Absatz – und damit sein Einkommen, seinen Gewinn – zu halten bzw. zu steigern: er kann 1. seine Tomaten preisgünstiger oder 2. in besserer bzw. besonderer Qualität anbieten als die Konkurrenz.
Ich betrachte die erste Möglichkeit – ein Anbauer will seine Tomaten preisgünstiger anbieten: in diesem Fall muss er versuchen, sie kostengünstiger als die Konkurrenz zu erzeugen.
Wie aber kann er das?
Indem er alle Bereiche seines Erzeugungsprozesses optimiert: dies kann er z.B. durch Saatgut von ertragreicheren Pflanzen, optimierte Düngung, effektiveren Pestizideinsatz und effektivere Technik oder auch durch eine größere Produktionsmenge erreichen; letztlich müssen die „Stückkosten“, d.h. die Herstellungskosten pro Stück gesenkt werden.
Und der Anbauer, der dies am besten kann und/oder auch in anderer Hinsicht günstigere Bedingungen hat (ich habe sie oben schon erwähnt: günstige natürliche Bedingungen, preiswerte Energie, günstige und ausreichende Kredite, günstige Verkehrsverbindungen, geringere Abgaben, stabiles und durchschaubares politisches System, berechenbare bürokratische Hürden usw.) kann die günstigsten Tomaten anbieten und an den Handel weitergeben.
Das konnten in Berlin (oder auch in ganz Deutschland) nach dem II. Weltkrieg dann am besten die niederländischen und später auch die spanischen Anbauer*innen.
Ein Teil der konkurrierenden Anbauer aber wird die Früchte nun nicht mehr los – und muss aufgeben, pleite gehen, sich nach anderen (Über-)Lebensmöglichkeiten umschauen.
So wird die jetzt noch in Polen und Rumänien so beliebte rosa-rote Tomate das gleiche Schicksal erleiden wie die einst im Norden und Osten Deutschlands beliebten weißfleischigen und blauschaligen Kartoffelsorten: sie werden von den preisgünstigeren, weil in größeren Mengen technisch effektiver angebauten, knall-roten Tomaten weggeschwemmt, so wie die genannten Kartoffeln nach der Vereinigung der deutschen (Klein-)Staaten von den gelbfleischigen und ockerschaligen verdrängt wurden; und mit ihnen verschwindet ein Großteil ihrer Anbauer*innen, der Rest integriert sich in den Konkurrenzkampf, indem er knall-rote Tomaten möglichst kostengünstig anbaut ….
„Survival of the fittest“, die grausame Logik des Systems, des „Freien Marktes“, so grausam wie „Die Natur“.
… oder ein Anbauer nutzt die 2. Möglichkeit, um zu überleben: er sucht nach einem Ausweg aus dem Teufelskreislauf von Produktionssteigerung, Überangebot und dadurch sinkender Preise, die zu erneuter Produktionssteigerung durch Rationalisierung zwingen usw., und die heißt: Spezialisierung.
In diesem Fall erzeugt er ein spezielles, besonderes oder qualitativ hochwertigeres Produkt, das es so noch nicht gibt, das aber ebenfalls auf dem Markt nachgefragt wird und das er in einer „Marktnische“ anbietet.
Als es „Sommertomaten“ im Überfluss gab (mit dem entsprechenden Kostendruck), spezialisierten sich einzelne Anbauer*innen auf das damals besondere Produkt „Weihnachts- oder Wintertomate“, wie ich sie mal titulieren will, auf Tomaten also, die zu einer Zeit angeboten wurden, zu der es bis dahin keine Tomaten in deutschen Geschäften gab.
Mittlerweile gibt es aber auch von den „Wintertomaten“ ein Überangebot, das deren Produzenten zum Preiskampf zwingt – oder aber nach neuen Spezialitäten/Marktnischen suchen lässt; im Moment heißen die Nischenprodukte z. B. „Snack-, Honig- oder Aroma-Tomate“, „Regionale Tomate“ oder „Bio-Tomate“ und morgen vielleicht „Rosa-Rumänische Tomate„.
Leider unterliegen auch diese Marktnischen-Produkte der gleichen, oben beschriebenen Gesetzmäßigkeit: die Erst-Anbieter können für das Besondere einen höheren Preis verlangen – das Angebot ist noch niedrig – und verdienen ordentlich; diese Aussicht auf Gewinn lockt aber weitere Erzeuger/Investoren an und schon bald ist der „Markt gesättigt“, es entsteht ein Überangebot mit demselben Zwang zu immer „Mehr“ und immer „Günstiger“, zu immer geringeren Stückkosten, wie ich es oben beschrieben habe.
Ein Beispiel aus der „Bio-Branche“: Wie viele der zahlreichen kleinen Bio-Läden, die es vor zwanzig Jahren gab, existieren heute noch? Die Mehrheit ist von großen Bio-Supermärkten verdrängt worden. Und auch den jetzigen kleineren Bio-Bauern und Spezialitätenanbietern wird es morgen nicht anders ergehen.
Dieses brutale, ständige Optimierungssystem lässt sich zwar eine Weile mildern, indem z. B. die Umwelt belastet (Kosten „externalisiert“, auf „die Allgemeinheit“ abgewälzt), Arbeitskräfte versklavt bzw. Teilprozesse in andere Länder mit niedrigeren Lohnkosten ausgelagert, Märkte abschottet und reguliert, Subventionen für unproduktive Verhältnisse gewährt oder betrügerische Machenschaften betrieben werden, aber es lässt sich niemals stoppen, der Status quo lässt sich nicht erhalten. Dafür dreht sich die Erde zu unaufhaltsam – und einige Menschen werden immer nach Verbesserungen suchen.
Leider beantwortet dieser „Freie Markt“ nicht die Frage, was mit denen geschieht, die nicht am besten und billigsten anbieten können, die aufgeben müssen? Werden sie von der Gemeinschaft aufgefangen, können sie einen Anspruch auf einen Anteil der Produktionssteigerung durchsetzen oder müssen sie verrecken oder sich zu Sklaven machen lassen? Wer ist überhaupt diese „Gemeinschaft“, die auffangen kann? Sind das die einzelnen Staaten? Europa? Was ist, wenn ganze Staaten im Konkurrenzkampf ins Hintertreffen geraten? Griechenland, afrikanische Staaten?
Nüchtern betrachtet ist dieses System grausam, führt laufend zu Veränderungen, Anpassungen, frisst Menschen und Landschaften, aber es fördert auch den Erfindergeist, den Tatendrang, die Kooperation und die öffentliche Reaktion auf Missstände jeder Art sowie die Hoffnung, dass auf diesem Wege eines Tages alle Rädchen von der Sonne angetrieben werden und die gesamte Welt zu EINER Welt wird (Kommunismus!?).
In dieser „Einheitswelt“ wird niemand mehr (ver)hungern müssen – weil eine Missernte, die in einem kleinen Teil der Welt eintritt, dort gar nicht mehr bemerkt wird; denn ein etwas größerer Teil der allgemeinen Massenproduktion wird einfach dorthin umgeleitet. Und diese EINE Welt wird auch ein Sozialsystem besitzen (müssen).
Aber bis zu dieser EINEN Welt ist es noch ein weiter Weg – und ich hoffe nur, dass sich bis dahin nicht die neuen, heutigen Groß-Märkte Amerika, Europa, Nord-, Ost- und Südasien in Großmächte verwandeln, die nicht mehr (ver)handeln sondern in wechselnden Bündnissen ihren Anteil gewaltsam ausweiten oder sichern wollen. Wie die damaligen Mächte im I. Weltkrieg.
OK, jetzt bin ich abgeschweift, jetzt habe ich aus dem Kaffeesatz gelesen. Ich hoffe aber, dass ich die Logik des „Wettbewerbsystems“ deutlich machen konnte.
Wer über dieses System nun am Beispiel der Tomate und anderer Frischgemüse etwas Konkretes erfahren will, etwas, das tatsächlich passiert ist oder gerade passiert, der muss Annemieke Hendricks Buch lesen. Sie beschreibt es dort mit scharfem Blick und deshalb ebenso schonungslos, wie ich das hier versucht habe – nur eben viel spannender und menschlicher; denn Menschen sind es letztlich, die diesen Prozess am Laufen halten, die von ihm betroffen sind und die auf seine Grenzen und Spielregeln Einfluss nehmen.
Beim letzten Punkt hören nüchterne Betrachtung und Analyse auf und fangen Aufklärungsarbeit, Kampagnen, Stimmungmache und subjektive Darstellung an; diese können dann einerseits in politisches Handeln, politischen Druck münden – und das Gesellschafts- und Produktionssystem optimieren – und andererseits neue Marktnischen öffnen; aber das ist schon wieder ein anderes Thema und nicht die Intention von Annemiekes Buch.
Die letzten Videos zeigen Beispiele von öffentlichem Druck bzw. von Veränderungen, die durch ihn vorangetrieben wurden.
Danke, Annemieke, für die Anregung zu diesen Gedanken und diesem Beitrag, danke für die vielen detailreichen Schilderungen und Geschichten über den Frischgemüseanbau, von dem wir so garnichts wissen! Ich wünsche Deinem Buch eine weite Verbreitung!
Ach, bevor ich das Haar in der Suppe vergesse:
es hat mich gestört (aber dies ist eher dem Verlag bzw. den Lektor*innen anzulasten und vielleicht in der nächsten Ausgabe zu verbessern), dass „Pflanzenzüchtung“, leicht Niederländisch angehaucht (Plantenveredeling), konsequent als „Saatgutveredelung“ bezeichnet wird, der reine TomatenANBAU dagegen zu oft als „TomatenZÜCHTUNG“; letzteres ist zwar nicht grundsätzlich falsch – die Worte „züchten“ und „anbauen“ werden im Deutschen und Niederländischen oft gleichsinnig gebraucht, aber wenn in einem Text von Züchtung (im Sinne von „Entwicklung neuer Sorten“) UND Anbau die Rede ist, sollte dies auch sprachlich, begrifflich unterschieden werden, um keine Verwirrung oder Missverständnisse aufkommen zu lassen.
Hendriks, Annemieke: Tomaten – Die wahre Identität unseres Frischgemüses. Eine Reportage
288 Seiten, 65 Abb., September 2017
bebra verlag, Medien und Verwaltungs GmbH, Berlin
ISBN 978-3-89809-139-8
umgangssprachlich sagt man ja auch züchten zum reinen anbauen. Ich züchte Tomaten heißt meistens eigentlich nur ich habe Tomaten im Garten, im holländischen ist das Hochsprache, das haben die Übersetzer wohl nicht gemerkt.