Grundstein gelegt
oder: Genaue Beschreibung, wie ich meinen Folientunnel „Marke Eigenbau“ errichte.
Ja, der Titel stimmt: Sammy und ich haben am letzten Wochenende (gestern und vorgestern) einige Steine in Grund und Boden versenkt.
Nun, liebe*r Leser*in, Du fragst Dich immer noch, was ich Dir mit dieser nebulösen Formulierung sagen will?
Wir haben den Folientunnel aufgebaut und damit den Grundstein für eine weitere, gute Tomatenernte gelegt!
Wir sind die Sache dieses Mal grundsätzlicher angegangen, was soviel bedeutet wie: Wir haben uns viel Mühe gegeben, den Tunnel möglichst perfekt aufzustellen.
Wir legten zuerst die Folie der Länge nach aus und nahmen Maß (der Tunnel soll in diesem Jahr direkt vor dem Wohnhaus stehen): 9,40 x 4,65 m; diesen Grundriss steckten wir mit Schnüren exakt ab.
Dann hoben wir an den Längsseiten im Schweiße unseres Angesichts jeweils einen Graben für die Fundamentklötze aus. Sammy arbeitete grob vor, ich warf die restliche, lockere Erde bis auf die benötigte Tiefe aus dem Graben.
Nun versuchten wir mit Richtlatte und Wasserwaage den Grund des Grabens möglichst waagrecht zu gestalten, markierten anschließend die vorgesehenen Standplätze der Fundamentklötze mit Pflastersteinen, stellten die Klötze darauf und überprüften dann noch einmal ihre waagrechte Ausrichtung.
Ja, wir waren sehr gründlich.
Im nächsten Schritt legten wir die Stangen zwischen den Klötzen quer zur Längsrichtung des Tunnels aus.
Nun kam der entscheidende Schritt: Jeder von uns nahm einen Fundamentklotz sowie das Ende einer Stange und steckte den Klotz darauf; wir verwandelten die Stange dann in einen Bogen, indem wir aufeinander zugingen und die Klötze wieder an die markierten Plätze stellten.
Einer musste nun den entstandenen Bogen festhalten, während der andere die beiden Fundamentklötze mit Erde bedeckte, um dem Bogen eine gewisse Stabilität und Standsicherheit zu geben.
Nachdem wir so alle Bögen gesetzt hatten, wurden Latten im Bogenabstand mit Löchern versehen und in Längsrichtung des Tunnelinnern am Scheitelpunkt jedes Bogens festgebunden.
Dazu wurde von oben eine Kerbe in die PE-Ummantelung der Bogenstange geschnitten, eine etwas dickere Kordel über die Stange in diese Kerbe gelegt, ihre beiden Enden (mit viel Mühe) durch das Loch in der Latte geführt und unter der Latte mehrfach verknotet. Diese Knotenknubbel halten nun die Latten am Tunnelfirst; außerdem haben wir die Enden der Latten noch mit Kordel verbunden, wodurch ein flexibles „Tunnelrückgrat“ entstand.
Das war das Ergebnis unseres samstäglichen Schaffens. Wir hätten die abendliche Windstille, das milde Wetter und den blauen Himmel noch zur Vollendung nutzen können; aber wir waren zu erschöpft und stärkten uns lieber mit einer dicken, fetten Pizza.
Dieser Tag weckte mich früh mit Sonnenschein und strahlendem Himmel, die ich genoss, bis ich mich traute, Sammy gegen 10 Uhr zum Frühstück zu wecken.
Das Grundgerüst des Tunnels stand noch.
Unser Arbeitstag begann damit, dass wir an einer Öffnung des Tunnels die ersten beiden Bögen mit Hilfe von Holzlatten und Kordel versteiften, um ein Umkippen der gesamten Konstruktion zu verhindern bzw. wenigstens zu erschweren.
Dann zogen wir die Folie über das Gerüst. Zu unserem Glück wehte zu diesem Zeitpunkt nur ein sehr laues Lüftchen, so dass die Folie nur einmal bedenklich ins Flattern geriet.
Die Bekleidung des Tunnelgerüsts ging also ziemlich einfach und reibungslos vonstatten.
Wir zogen die Folie gerade und straff und befestigten sie an den Endbögen mit einigen kurzen Stücken von „Klemmschlauch“, d. h., mit Stücken von längs aufgeschnittenem Spiralschlauch .
Der nächste Akt bestand in der Befestigung der Folie an den Längsseiten. Hierzu legten wir die beiden, dafür vorgesehenen 10m-Stangen außen am Tunnel entlang auf die Fundamentklötze, zogen die Folie unter der Stange hindurch nach innen und soweit nach oben, bis die Folie fest und glatt auf den Bögen lag.
Jetzt hieß es nur noch, die folienumhüllte Stange ordentlich mit Erde zu bedecken, zuerst von außen, um die Stange fest gegen die Fundamentstutzen zu drücken, dann von innen, um Stange und Folie fest einzuschließen – so habe kein Orkan der Welt eine Chance, die Folie unter der Stange herauszuziehen, wie Sammy verkündete.
Zum Schluss quetschte mein starker Sammy noch ein paar weitere Klemmschlauchstücke an die Endbögen – und das Werk war vollbracht, nicht ganz perfekt, aber so perfekt wie möglich, ich würde sagen: Auf jeden Fall deutlich perfekter, als in den beiden Jahren zuvor.
Nun bleibt mir nur noch zu hoffen, dass Sammy mit seiner Einschätzung recht behält bzw. kein entsprechender Sturm sich an meinem Folientunnel versucht.
An einem der nächsten beiden Wochenenden werde ich nun die diesjährigen Bewohner des Tunnels in diesen überführen: Tomaten und Melonen; sie warten schon ganz in der Nähe im kleinen Gewächshaus auf ihren Umzug.
P.S. vom 27. April
Bei meiner Ankunft am folgenden Wochenende wurde ich leider unschön überrascht: Schon ein leichtes Windchen muss die Folie unter der Stange hervor gezogen haben; denn in der Woche hatte es keinen ordentlichen Orkan gegeben. Außerdem war der erste Knotenknubbel durch sein Loch in der „Rückgratlatte“ gerutscht.
Ich zwirbelte die Folie wieder unter die Stange, beschwerte beide noch einmal mit etwas mehr Erdboden und packte dann noch ein paar ordentliche Kawenzmänner von Wackersteinen obendrauf: Und zittere jetzt einen Sommer lang bei jedem heftigeren Windhauch.
Also: Wenn es in diesem Jahr kein Tomatenerntefest gibt, wisst Ihr warum.
Trotz aller Bedenken habe ich die Tomatenpflanzen schon eingesetzt; denn die Hoffnung stirbt zuletzt (wie oft habe ich das schon gesagt? Hat jemand mitgezählt?)