Hobby-Gärtner, rettet die Menschheit!
oder: Nur maximale Individuen-Vielfalt der Nutzpflanzen kann unser Überleben sichern.
Liebe Hobby-Gärtnerkolleginnen (und Bio-Bauern), die ihr Nutzpflanzen anbaut, in Euren Händen liegt das Schicksal der Menschheit!
Das klingt absurd oder doch mächtig aufgeblasen?
Nein, nein, lest bitte weiter, Ihr werdet sehen!
Nun wird mancheine:r denken: Wer sich eine gediegene Selbstversorgung aufbaut, der wird eines Tages überleben und damit die Menschheit vor dem Aussterben bewahren. Oder: Durch Selbstversorgung werden die Belastungen der eigenen Gesundheit sowie die der Umwelt derart verringert, dass man selbst sowie die Menschheit dadurch überlebt.
Ich sage, nein, eine derartige Haltung wird nicht einmal die wenigen retten, die sich (ein wenig) selbst versorgen, vor allem, wenn sie sich nicht mit dem wichtigsten selbst versorgen, das die Grundlage für jede Selbstversorgung ist, Saatgut nämlich!
Nein, nur wenn Nutzpflanzen-Gärtner:innen nicht nur auf die eigene Versorgung fokussiert sind, sondern auch ein wenig gemeinnützig die Individuen-Vielfalt der Nutzpflanzen vermehren, können sie die Menschheit retten.
Die Ausgangslage
Nun, dazu muss ich natürlich erst einmal darstellen, wodurch das Überleben der Menschheit überhaupt bedroht ist, ich sage besser: Wodurch ich es voraussehbar für bedroht halte.
Das Grundlegende, das die Menschheit erhält, sind Nahrungsmittel; ich glaube, da besteht kein Zweifel.
Ich glaube, es besteht auch kein Zweifel, dass größere Teile der Menschheit heute, zumindest in den industrialisierten Ländern, ausreichend bis sehr gut mit Nahrungsmitteln versorgt sind.
Ich bin der Meinung, dass diese (Über)Versorgung vor allem durch die modernen Methoden des Ackerbaus erreicht wurden.
Dazu hat neben der Maschinentechnik, den Dünge- und Pflanzenschutzmitteln die moderne Pflanzenzüchtung seit ca. 1850 beigetragen; sie hat aus den bis dato vorhandenen Nutzpflanzen zuerst die „leistungsfähigsten“ ausgelesen, später die leistungsfähigen miteinander gezielt gekreuzt und dadurch noch ertragreichere „Hochleistungssorten“ geschaffen, die uns heute mehr als satt machen.
So weit, so gut (ich will hier nicht über die Schattenseiten dieser Art der Nahrungsmittelproduktion reden).
Und? Kann das jetzt nicht immer so weitergehen? Wenn überall auf der Welt die Landbewirtschaftung industrialisiert wird und Hochleistungssorten eingesetzt werden, könnten doch sogar ohne Probleme 15 Milliarden Menschen gut ernährt werden, oder?
Bestimmt, keine Frage!
Die Bedrohung
Doch was ist, wenn sich die äußeren Bedingungen, vor allem die klimatischen, plötzlich, in einem sehr kurzen Zeitraum ziemlich gravierend ändern (was durch die enorme Anreicherung von Kohlendioxid in der Atmosphäre zweifelsohne auf irgendeine Art passieren wird)? Oder andere, neue, unbekannte Schaderreger (Viren, Pilze, Insekten etc.) auftreten?
Ist Rettung durch die moderne Pflanzenzüchtung zu erwarten?
Die moderne Pflanzenzüchtung in Gestalt von Forschungseinrichtungen und großen Pflanzenzuchtunternehmen verspricht, angepasste Pflanzensorten zur Verfügung stellen zu können; schon jetzt wird als Reaktion auf erwartete Klimaveränderungen die (gen-technische) „Herstellung“ („Züchtung“) von salz- und trockenresistenten Sorten betrieben und sogar öffentlich gefördert.
Ich sehe dabei zwei Probleme: Man kann nur gezielt etwas herstellen, wenn man das Ziel kennt; da aber die zukünftigen Änderungen der Umweltbedingungen unbekannt sind, kann man heute keine passende Nutzpflanzensorte für morgen schaffen.
Das ist das erste Problem.
Das zweite Problem ist, dass die Pflanzenzüchter zwar neue Nutzpflanzensorten mit bestimmten Eigenschaften schaffen können, dass sie aber die (neuen, notwendigen) Eigenschaften selbst nicht erschaffen können, d.h., sie können nur schon vorhandene Eigenschaften nutzen (so werden in unsere Nutzpflanzen heute bestenfalls Resistenz- und Toleranzeigenschaften von anderen Arten eingekreuzt bzw. gen-technisch eingesetzt oder vorhandene Gene in einen schon bekannten Zustand gebracht).
Notwendige Vorbedingungen für die Rettung
Es gibt nur einen Prozess, der neue Eigenschaften von Lebewesen schaffen kann: Die Fehlerhaftigkeit aller Lebensvorgänge, hier vor allem bei den Vorgängen rund um Fortpflanzung und Vermehrung, so genannte „Mutationen“.
Wenn bei der geschlechtlichen und ungeschlechtlichen Vermehrung Fehler (Mutationen) auftreten, kann es zu genetischen Varianten, zu neuen Eigenschaften von Lebewesen kommen.
Diese Mutationen passieren zuhauf; oft führen sie zu negativen, manchmal zu positiven, meistens jedoch zu neutralen, unmerklichen Änderungen der Lebewesen.
Aus diesen „Fehlern“ speist sich jede Evolution, jede Entwicklung, jede „Optimierung“, jede Anpassung von Lebewesen an die (jeweils herrschenden bzw. sich ändernden) Verhältnisse.
Um zu den Nutzpflanzen zurückzukommen: Solche „fehlerhaften“ Pflanzen hat die Menschheit für sich nutzbar gemacht, aus weiteren „fehlerhaften“ Pflanzen wurden im Laufe der Pflanzenbaugeschichte weitere, für den Menschen nützliche Varianten ausgelesen.
Fehler- und Ausleseprozess haben mit der Zeit zu der Vielfalt innerhalb unserer Nutzpflanzen-Arten geführt, die es um 1850 gab, bevor die moderne Pflanzenzüchtung begann, mit wissenschaftlichen Methoden die besten (vor allem die ertragreichsten) Individuen aus den vorhandenen Landsorten auszusortieren und zu Zuchtsorten zu formieren.
Für die inzwischen ebenfalls optimierten Anbaubedingungen wurde die Individuen-Vielfalt innerhalb der Landsorten auf einige wenige, optimal an diese Bedingungen angepasste Individuen reduziert.
Nun zieht auch jede Pflanzenzüchtungsfirma jedes Jahr (Hundert)Tausende von Sämlingen auf, bei denen „Fehlerhaftes“, Neuartiges entstehen kann (entsteht). Doch eine Züchtungsfirma hat ein bestimmtes Ziel (oder auch mehrere bestimmte Ziele) und auf dieses Ziel hin werden die gezogenen Sämlinge selektiert: Die „besten“ werden durch (Schnell)Tests ermittelt, und nur diese anschließend erhalten und vermehrt; alle anderen Varianten sterben wieder aus (die Kartoffelzuchtfirma Böhm z.B. zieht jedes Jahr 400.000 Sämlinge an, von denen maximal zwei bis drei die anschließenden Selektionsprozesse überstehen).
So ist also im Moment der Stand der Dinge: Es gibt nur noch wenige, an die gegenwärtigen, ziemlich einheitlichen (Anbau)Bedingungen angepasste genetische Varianten, die nur ein bestimmtes (geringes, enges) Spektrum an Eigenschaften aufweisen.
Was passiert nun mit diesen wenigen, sehr einheitlichen Sorten, wenn sich die äußeren Bedingungen relativ (oder sehr) drastisch ändern?
Es passiert dasselbe, das mit sehr spezialisierten (stenöken) Tier- und Pflanzenarten passiert: Sie sterben aus; zu wenige Individuen dieser Arten haben Eigenschaften, die es ihnen ermöglichen, unter den neuen Bedingungen zu überleben (oder gar zu prosperieren).
Was macht die professionelle Pflanzenzüchtung im „Katastrophenfall“?
Sie schaut ziemlich dumm aus der Wäsche, würde ich mal etwas despektierlich behaupten; denn: Aus welchem Hut zaubert sie die Eigenschaften der Nutzpflanzen, die dann notwendig sind?
Der Möglichkeit, in diesem Fall vielleicht neue Nutzpflanzen aus den Eigenschaften überlebender Wildpflanzen zusammensetzen zu können, schenke ich nur sehr begrenzt Vertrauen, auch wenn die Gen-Technik so rasend schnell weiterentwickelt wird wie bisher: Lebewesen sind keine Maschinen und lassen sich nicht einfach aus „genetischen Bausteinen“ beliebig zusammensetzen.
Die pflanzenzüchtenden Unternehmen und Forschungseinrichtungen haben nichts in der Hand, das ihnen dann helfen könnte, kein hilfreiches, nützliches Gen; auch im Genbank-Bunker auf Spitzbergen werden sie kein umwelt-taugliches, klima-erprobtes Gen finden, mit dem sie die Menschheit retten könnten.
Die rettende Tat…
Wie ich schon geschrieben habe, ist die Chance, dass eine Pflanzenart bei (schwerwiegenden) Umweltveränderungen überlebt, umso größer, je mehr (genetisch) unterschiedliche Varianten von ihr in der Welt sind. Ein paar dieser Varianten können dann vielleicht unter den veränderten Bedingungen überleben (oder sogar besser gedeihen).
Um den Nutzpflanzen – und damit der Menschheit – das Überleben unter veränderten Bedingungen zu ermöglichen, ist also eine möglichst große genetische Variabilität der Nutzpflanzen notwendig.
…von Hobby-Nutzpflanzengärtnerinnen, Selbstversorgern und Bio-Bauern
Die gewinnabhängigen Privatunternehmen der Züchtungsbranche scheiden für diesen Zweck, die Erzeugung einer möglichst großen „unnützen“ Variantenvielfalt, aus: Die Erhaltung, d.h., der ständige Anbau von möglichst vielen solcher Varianten bringt keinen direkten Gewinn, er verursacht im Gegenteil immense Kosten – und ist in seiner Wirksamkeit obendrein sehr begrenzt, da die Anzahl der Varianten, die ein Pflanzenzuchtunternehmen ständig anbauen (lassen) könnte, ohne sie verkaufen zu können, ebenfalls sehr begrenzt ist.
Ebenso ist es um die konventionelle Landwirtschaft bestellt: Diese ist gezwungen, vor allem die ertragreichsten Sorten anzubauen, um im Wettbewerb um die effizienteste Produktion (niedrigster Preis pro Menge) mithalten zu können; dauerhaft Verlust bringende Tätigkeiten führen jeden Betrieb schnell in den Ruin.
Auch die Genbanken scheiden als Vervielfältigerinnen aus, da sie in erster Linie die Aufgabe haben, „alte“ Sorten in ihrem genetischen Ist-Zustand zu erhalten. Sie schaffen (und erhalten) keine neuen Varianten/Sorten (sie versuchen das im Gegenteil möglichst zu vermeiden); dies würde ebenfalls ihre (finanziellen) Kapazitäten bei weitem übersteigen.
Für die größtmögliche Individuen-Vielfalt an Obst-, Gemüse- und Kräutersorten können allein die Hobby-Nutzpflanzengärtnerinnen und -gärtner sorgen! Nur diese sind (hoffentlich in Zukunft) zahlreich genug und nicht gezwungen, auf Wirtschaftlichkeit zu achten. Sie erhalten in jedem Fall als Belohnung etwas, das für die meisten ohnehin das Ziel ihres Bemühens ist: Frische Nahrungsmittel aus dem eigenen Garten, die obendrein noch einen besonderen Geschmack oder ein besonderes Aussehen bieten (können).
Die größtmögliche Vielfalt an Nutzpflanzen wie Weizen, Roggen, Gerste, Mais und Reis, die der Grundversorgung dienen und die in größerem Maßstab angebaut werden müssen, können meiner Meinung nach nur die Bio-Bauern und -bäuerinnen schaffen und bewahren; sie können am ehesten Ertragseinbußen durch höhere Preise ausgleichen. Sie sollten aus diesem Grund vor allem Sortengemische, so genannte Populationen anbauen.
Obst- und Beerensorten könnten außerdem von Städten und Gemeinden in ihrer Vielfalt vermehrt bzw. erhalten werden; Städte und Gemeinden sind Körperschaften der Allgemeinheit und dürfen zu deren Wohl deren Mittel einsetzen. Oft müssen sie nur zweckfreie Grünanlagen in „Erhaltungs- und Vermehrungsanlagen von Obst“ verwandeln.
Wie können Hobby-Gärtner:innen eine größtmögliche genetische Vielfalt schaffen?
Die größtmögliche, genetische Vielfalt entsteht bei Nutzpflanzen, wenn Hobby-Gärtner:innen sowie die zuvor genannten Akteure selbst Saatgut gewinnen, ihre Sorten dabei mischen und kreuzen, was das Zeug hält, die erzeugten Mischungen wieder aussäen, pflegen, ernten, schmecken, die „besten“ selektieren und diesen Zyklus jedes Jahr wiederholen; außerdem sollten sie ihr Saatgut mit anderen tauschen und es so weit wie möglich verbreiten.
Das gleiche sollte auch mit den Sorten geschehen, die in der Regel vegetativ vermehrt werden (Kartoffeln, Obst, Reben, Beeren u.a.): Jede:r sollte aus seinem Pflanzenbestand die besten (gesundesten, ertragreichsten, gefälligsten usw.) auswählen und als „Vermehrungsmaterial“ nutzen (auch bei der vegetativen Vermehrung passieren Fehler, die zu neuartigen Varianten führen). Außerdem sollten von diesen Pflanzen so viele Sämlinge aufgezogen werden wie möglich.
Durch diese Art der Saat- und Pflanzgutgewinnung entsteht (wieder) eine unüberschaubare, unbeschreibliche Varianten- bzw. Individuenvielfalt; diese wird genetisch außerordentlich vielfältig, variabel sein.
Einen weiteren, unschätzbaren Vorteil hätte diese Art der Variantenvermehrung: Sie wäre ständig tatsächlich herrschenden Anbau- und Umweltbedingungen ausgesetzt. Sie würde also von „echten“ äußeren Bedingungen geprüft (und für gut befunden). Das Saatgut im Saatgut-Bunker auf Spitzbergen (und in anderen Gen-Banken), das dort gesichert wird, ist von der Außenwelt hermetisch abgeschlossen und wird deshalb dereinst nahezu wertlos sein, weil es viel zu selten von „echten“ Umweltbedingungen für gut befunden wurde.
Aufruf, eigenes Saat- und Pflanzgut zu erzeugen und möglichst viele Sämlinge aufzuziehen
Liebe Hobby-Gärtner:innen und vor allem: liebe Selbstversorger:innen, bitte gewinnt eigenes Saatgut und zieht so viele Sämlinge wie möglich! Vermehrt auch die Pflanzen selbst, die vegetativ vermehrt werden müssen/können!
Nutzt (kauft) möglichst nicht das Saat- und Pflanzgut von konventionellen Sorten (Sorten für den industriellen Anbau) oder Hybrid-Saatgut – dieses wird von den Pflanzenzuchtunternehmen und der industriellen Agrarwirtschaft erhalten und ist für deren Wirtschaftsbedingungen optimiert; als Ausgangspunkt der eigenen Saat- und Pflanzgut-Selbstversorgung ist es aber ebenfalls zu gebrauchen!
Bitte überzeugt auch Eure Nachbarn, es Euch gleich zu tun!
Nur wenn Hunderttausende ganz bewusst Saat- und Pflanzgut erzeugen und Sämlinge ziehen, besteht eines Tages die Chance, dass sich in dieser Vielfalt überlebensfähige Nutzpflanzen befinden und das Überleben der Menschheit möglich machen!
In einem solchen Fall würde zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte das Bewusstsein das Sein bestimmt haben.
Lieber Jürgen,
ich stimme dir da voll und ganz zu. Die Vielfalt der Nutzpflanzen geht immer mehr verloren, und gleichzeitig begibt sich die Menschheit in die Abhängigkeit der AgrarSaatindustrie…. Von den Kleinbauern in Afrika, Südasien und Südamerika will ich jetzt gar nicht anfangen…
Ich finde es auch einfach schön, eigene Pflanzen im eigenen Garten zu ziehen, die sich so an die Gegebenheiten anpassen… Darüber habe ich mir früher gar keine Gedanken gemacht. Erst seit ich meinen Garten bekommen habe, dringt das immer stärker in mein Bewusstsein.
Allerdings bin ich da noch ziemlich am Anfang. Eigenen Samen gewinne ich bisher eigentlich nur von Tomaten, Kürbissen, vielen verschiedenen Blumen, Zucchini, Gutem Heinrich,verschiedenen Bohnen, Zuckermais, Chilis,
Von einer Knoblauchsorte habe ich Brutzwiebeln, ist das jetzt wie mit Samen oder vegetativ wie normale Zehen zum Pflanzen?
Auf die Idee, Samen von Stachelbeeren zu gewinnen, bin noch gar nicht gekommen – allerdings hat sich die Ernte von meinen 2 Stachelbeersträuchern bisher immer sehr in Grenzen gehalten… (ca. 200 g pro Jahr). Da mach ich wohl irgendwas falsch…Ich denke die stehen am falschen Standort. Dabei schmeckte mir eine Marmelade aus grünen Stachelbeeren, die ich einmal herstellen konnte, extrem gut. Ergab leider nur 2 Gläschen….Daher hab ich jetzt Ableger aus Stecklingen gezogen… 4 Stück kamen durch, welche ich erst vor 1 Woche in ein Beet gepflanzt habe….
Liebe Grüße und noch eine gute Ernte
Bernhard
Hallo Bernhard,
danke für Deinen Kommentar.
Brutzwiebeln vom Knoblauch dienen der vegetativen Vermehrung, sind also wie die Knoblauchzehen ein Teil der Pflanze, der selbstständig weiterwachsen kann. Die Brutzwiebel-Pflänzchen brauchen nur zwei Jahre, um sich wieder durch Knollenteilung vermehren zu können; im ersten Jahr werden sie nur sehr viel dicker (diese Einzelzwiebel kann man natürlich auch schon in die Pfanne raspeln).
Wie alt sind denn Deine Stachelbeerbüsche? Und wie hast Du die Stecklinge gezogen? Einfach ein Zweigstückchen in die Erde gesteckt oder wie? Und von wie vielen sind die vier durchgekommen?
Vielleicht versuchst Du es im nächsten Jahr auch mal mit Stachelbeersamen (so zwei, drei Beeren kannst Du ja vielleicht opfern; sonst sag‘ bescheid, dann schicke ich Dir ’ne Ladung bunt gemischte Stachelbeeren).
Viel Erfolg, ebenfalls eine gute Ernte (meine war die beste seit den sechs Jahren, in denen ich den Garten bewirtschafte) und vor allem viel Spaß!
Liebe Grüße
Jürgen
Hallo Jürgen,
also bei den Stecklingen waren es so circa zehn, die ich in einen Topf gesetzt habe, zusammen mit etlichen Johannisbeerstecklingen. Vier sind dann übriggeblieben. Ich hatte so das Gefühl, dass die Johannisbeeren besser „funktionierten“. Wie man die Stecklinge vorbereitet, habe ich mir in einem Video bei youtube abgeschaut. Die zwei Stachelbeerbüsche habe ich im ersten Jahr in meinem Garten gepflanzt, das war 2014. Sie stehen leider etwas im Schatten meiner Himbeerplantage, und werden auch immer wieder von Unkraut bedrängt. Da bin ich leider etwas „laissez-faire“ …. Ich will sie jetzt an eine andere Stelle versetzen, wo sie mehr Licht und Platz haben. Ich denke, der Herbst ist die beste Zeit dafür. Ich liebe Stachelbeermarmelade, vor allem aus grünen, noch nicht ganz reifen Beeren. Daher wäre es schon toll, wenn ich da mal etwas mehr ernten könnte…
Wenn du mir Stachelbeer-Samen schicken könntest, wäre das super. Um mich zu revanchieren, würde ich dir dann auch Samen von mir schicken… Vielleicht „Guter Heinrich“? Spinnenblume? Tomaten? Chilis? Kürbisse? Buschbohne Tomaczewski?
Meine Ernte war dieses Jahr auch gut, einiges hat so gut geklappt wie noch nie. Meine Tomatenpflanzen (die ich in zwei Folienhäusern habe) sehen immer noch total vital aus, kein Anzeichen von Braunfäule… das war noch in keinem Jahr so…. Green Zebra, Königin der Nacht, Black Prince, Reisetomate, Rosinentomate, polnische gelbe Zitronentomate…. die tragen eigentlich fast alle noch reichlich Früchte…
Allerdings war die Dürre bei manchem ein Problem: Kartoffeln blieben ziemlich klein (waren aber sehr lecker), Bohnen wären mir auch beinahe verdorrt, ….. war halt ein Wasserproblem. Ich hab leider keinen Wasseranschluß im Garten… daher muß ich mein ganzes Wasser hinschleppen…
Für nächstes Jahr hab ich auch schon ein paar Pläne… ich will mir einen Folientunnel bauen, damit ich mehr Tomaten ziehen kann. Ich hab leider nicht viel Geld, daher werd ich wohl improvisieren müssen. Ich habe mich aber von deinem Tunnel inspirieren lassen, und weiss schon, wie ich da was bauen kann. 2019 will ich auch mal Saubohnen/Ackerbohnen anbauen, aber diesmal richtig, d.h. schon früh im Jahr. Meine Versuche bisher waren leider nicht sehr erfolgreich, da ich sie zu spät gesät habe und sie daher immer sehr stark von Läusen befallen wurden).
Ich wünsch dir auch viel Spass im Garten, und eine prima Ernte!
Liebe Grüße
Bernhard
Hallo Jürgen, guter Beitrag. Kennst du den VEN (Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt). Falls du mal außergewöhnliches Saatgut suchst (oder anbieten willst), bist du da genau richtig. Die Vielfalt an Pflanzen, die durch Mitglieder erhalten werden, ist erstaunlich.
Hallo Krabunda,
ja, den VEN kenne ich; ich bin Mitglied im VERN (Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen in Brandenburg e.V.), der ein ähnliches Ziel wie der VEN verfolgt.
Die „Erhaltung“ von alten Sorten ist die eine Sache; sie ist m.E. aber nur sinnvoll, wenn diese Sorten wieder „zum Leben erweckt“ werden, d.h., von 1000en von Anbauern genutzt, vermehrt, gekreuzt und „weiterentwickelt“ werden. Diese alten Sorten müssen „lebendig“ bleiben/werden und sich (wieder) an lokale Verhältnisse und Vorlieben anpassen – ansonsten sind sie ziemlich wertlos.
Ich finde, diese Vereine leisten großartige Arbeit, indem sie alte Sorten aufspüren, sichern und verfügbar machen; diese in ihrer „alten“ Form erhalten zu wollen, ist verlorene Liebesmüh‘ (sofern das überhaupt möglich ist).
Liebe Grüße
Jürgen
P.S.: Wollte heute abend eigentlich noch, angregt durch Deinen Beitrag über die Erdbeerernte, über meine „Erdbeerschwemme“ berichten; aber ich glaube, das wird nicht mehr…
Bei mir artet es auch langsam in eine Erdbeerschwemme aus. Koche heute schon wieder Marmelade. Was machst du mit all den Stachelbeeren? Da wüsste ich gar nicht, was ich mit anfangen soll.
Und zum Vermehren/Erzeugen neuer Sorten: Du wirst wohl Recht haben. Wenn die alten Sorten aber noch gut gehen oder sie sich mit der Zeit gut an die Wetterkapriolen anpassen, warum nicht dieses Saatgut weiter erhalten? Aber wie du schon sagst. Es geht nicht allein darum, nur Saat zu gewinnen, um sie wieder drei Jahre einzulagern, sondern sie muss jedes Jahr angebaut werden und sich mit dem Garten und dem Gärtner entwickeln.
Hallo Krabunda,
nein, ich habe auf keinen Fall sagen wollen, dass die „alten“ Sorten nicht „erhalten“ werden sollen. „Erhalten“ kann aber nur bedeuten, dass sie genutzt und eben jährlich angebaut werden; dadurch bleiben sie aber nicht die „alten“, sondern entwickeln sich, passen sich an den lokalen Garten und die Vorlieben und Herangehensweisen der Gärtner*in an (wie Du schön schreibst) – es werden neue, „lebendige“ Sorten – und darum soll es gehen: um möglichst viele, verschiedene, „lebendige“ „Sorten“/Individuen.
Die Grenzen der „Erhaltung“ alter Sorten habe ich mal ausführlich in dem Beitrag „Heilige Vielfaltigkeit“ diskutiert.
Aus den vielen Stachelbeeren produziere ich im Moment auch vorrangig Marmelade; aber ich habe vor, die Stachelbeeren demnächst auch mal zu einem Wein zu vergären (habe dazu in alten Büchern interessante Rezepte gefunden) – und da das mit den Weintrauben noch keine Erfolgsgeschichte geworden ist, könnte das vielleicht eine Alternative sein. Ich muss mir nur erst noch das notwendige Equipment, wie einen großen Glasballon usw. zulegen
Ich könnte sie aber auch grün pflücken und in Gläser einkochen und im Winter daraus eine meiner (früheren) Lieblingstorten machen: Stachelbeer-Baiser…
Isst du so viel Marmelade? Du musst ja Gläser über Gläser gekocht haben, vor allem, wenn man bedenkt, wie viele Erdbeeren du geerntet hast. Damit wäre ich völlig überfordert! So viel kann kein Mensch essen.
Stachelbeer-Baiser kenne ich. Allerdings heißt die Torte bei uns Hanchen Jansen Torte (oder so ähnlich) und wird mit Dosenmandarinen zubereitet …. so köstlich.
Einen Glasballon hätte ich noch, der steht ungenutzt im Keller herum. Bisher war ich nicht ambitioniert genug, mich im Wein keltern zu probieren.
Liebe Krabunda, ich muss schmunzeln: Du hast recht, aus all‘ den Erdbeeren Marmelade zu kochen, wäre to much gewesen; ich esse zwar täglich zum Frühstück Marmelade, aber eben nicht nur Erdbeer-Marmelade.
Es gab GottseiDank Menschen, die mitgeholfen haben, die Masse zu verarbeiten: zu Erdbeer-Smoothies, eingfrorenem Erdbeerbrei, Erdbeereis, tiefgefrorenen Erdbeeren, Rohverzehr und eigener Erdbeer-Marmelade.
Habe vorhin einen Beitrag über meine Erdbeerschwemme veröffentlicht; da erfährst Du noch etwas mehr über meine Erdbeeren (leider nichts über ihre Verarbeitung).
Soll ich Dir mal ein Fuder Stachelbeeren vorbeischicken, damit Du Dich im Wein-Keltern probieren kannst?
Liebe Grüße
Jürgen
P.S.: Habe gerade mal „Hanchen Jansen Torte“ bei GOOGLE eingegeben und folgende Ergebnisse erhalten: Hänchen Jensen, Hansen-Jensen, Hannchen-Jansen, Hensen-Jensen, Hannchen Jensen; also mit „oder so ähnlich“ hast Du recht. Richtig scheint allerdings „Hannchen Jensen“ zu sein.
Ach, die Schreibweise mal wieder. Ja, du hast Recht. Hannchen-Jensen Torte. Oder wie auch immer. Dürfte aber so ziemlich das gleiche sein, wie dein Lieblingskuchen.
Nachdem ich von einer Familie gehört habe, bei der das Weinkeltern völlig aus dem Ruder lief, hab ich da echt Respekt vor. Denen ist der Ballon im Wohnzimmer explodiert und die ganze Soße hing überall. Sehr sehr gruselig. Also vielen Dank für das Angebot. Aber ich warte noch ein Jahrzehnt, bevor ich mich daran wage, Wein zu keltern.
Also meine Stachelbeer-Baiser-Torte war ein einfacher Bisquit-Tortenboden mit grünen Stachelbeeren aus dem Glas belegt, mit Tortenguss überzogen und darüber eine Schicht steif geschlagenen Eischnee, im Backofen leicht überbacken, so dass die obere Schicht minimal gebräunt war – also nicht ganz so kompliziert wie die Hannchen-Jensen-Torte (mit Mandarinen), aber ich fand sie auch so sau-lecker.
Vielleicht kann ich mir den Glasballon von Dir für die Ernte im kommenden Jahr mal ausleihen, wenn Du wirklich noch zehn Jahre warten willst mit der Explosion (nein, ich glaube, da wurde etwas falsch gemacht, wie z.B. der Ballon fest verschlossen, also ohne Gäraufsatz betrieben; ich würde den Wein ohnehin lieber im Keller gären lassen).
Jetzt muss ich aber erst einmal so ungefähr 12 kg Rote Johannisbeeren verarbeiten; habe mich in der Hauptsache für Gelee entschieden sowie ein paar Gläser Marmelade, falsch, Konfitüre.
Kannst Du es nicht die Tage mal ein wenig regnen lassen, damit meine Kartoffeln noch ein bisschen zulegen können?
Viele Grüße und weiterhin eine sehr gute Gartensaison!
Jürgen