Lob des 6. Oktober
oder: Warum ich manchmal dankbar bin.
Das Gartenjahr neigt sich dem Ende entgegen, ich habe es an diesem Wochenende deutlich gespürt. Es ist kühler geworden, es ist irgendwie stiller, es riecht anders, Licht und Farben sind anders; klarer, gelblich-bräunlicher, melancholischer.
Es ist fast alles geerntet, ich mache Pläne für das kommende Jahr. Wehmut über Vergangenes mischt sich mit der Hoffnung auf Zukunft.
Es ist also an der Zeit, ein wenig zurückzublicken, zu danken, für das, was gewachsen und gewesen ist, den wundervollen Augenblick sowie das Leben an sich zu genießen und (sich) ein paar Pläne vorzustellen.
Dafür war Sonntag, der 6. Oktober genau der richtige Tag.
Der Freitag war noch kühl und regnerisch, kein Tag, um schon in den Garten zu fahren. Auch der Samstagmorgen war nicht viel besser; ich hatte wenig Lust, morgens um 7 aufzubrechen. Mir graute vor einem kalten Wochenende im Garten.
Doch ich musste die Kartoffeln holen, sonst würde es knapp; denn es blieben sonst nur noch zwei Wochenenden für Gartenaufenthalte und Erntetransporte.
So holte ich mir früh meine Brötchen und fuhr das Auto, das bis unter das Dach mit Champinjong-Kisten beladen war, über die Autobahn durch Nieselregenschauer gen Garten.
Das Frühstück nahm ich im Haus ein; ein seltener Fall, aber es war mir einfach zu kalt und zu windig draußen.
Gegen Mittag beruhigte sich das Wetter jedoch; sogar die Sonne ließ sich blicken.
Ich begann mein Tagwerk: Kisten ausladen und alle Kartoffelkisten, die ich nach der Kartoffelausstellung vom 21./22. September im Gartenhaus der Parzelle 63 zwischengelagert hatte, zum Auto tragen. Dort dann die Kartoffeln jeder Sorte in Speise- und Pflanzkartoffeln auseinanderdividieren.
Ich möchte in diesem Jahr auch alle meine Speisekartoffeln nach Sorten getrennt halten, um ihr Lagerverhalten und ihren Geschmack eindeutiger studieren zu können.
Anschließend die Speisekartoffeln ins Auto stapeln und die Pflanzkartoffeln ins solide Gartenhaus tragen.
Obwohl zwischendurch immer mal wieder ein Nieselschauer niederging, ging die Arbeit gut voran, so dass ich mir kurz nach Sonnenuntergang eine Flasche Bier gönnen und den Garten eine halbe Stunde still genießen konnte.
Zum späten Abendessen gab’s dann noch Bratkartoffeln mit viel Zwiebeln und wenig Paprika – aus eigener Ernte.
Das war die Ouvertüre für den 6. Oktober.
Nach dem Erwachen am frühen Morgen des 6. Oktober zeigte ein Blick aus dem Fenster einen blassblauen Himmel und Nebelschwaden im Vorgarten. Das bedeutete liegenbleiben, noch einmal in die Bettdecke kuscheln, ein bisschen dahindämmern und an vergangene Träume denken.
Bis die Sonne den Nebel aufgesogen hatte.
Dann endlich aufstehen, das Frühstück bereiten, draußen, im Garten, an meinem Lieblingsplatz.
Und in der Sonne frühstücken und anfangen, den Tag zu loben, und fortfahren, für alle Tage zu danken, die ich bisher genießen durfte.
Nach dem Frühstück den Tag ausklingen lassen, ein paar restliche Kartoffeln sortieren, den weißen Mais ernten und zum Kaffeetrinken sein Rätsel lösen.
Zum Schluss – sozusagen als Höhepunkt – die Kartoffeln der Samen ausgraben: Unverhofft viel bunte Vielfalt, die mich erfreut und den Tag abrundet.
So, jetzt habe ich den 6. Oktober aber genug gelobt.
Nein, ein solcher Tag kann nicht genug gelobt werden, das möchte ich hier mal festhalten; auch wenn mir der 7. Oktober eine wohlschmeckende Riesenmelone geschenkt hat – und ansonsten ebenfalls ein guter Tag war.
Der 6. Oktober war etwas Besonderes, der 6. Oktober war ein besonders schöner Tag, ein Erntedank-Tag.
Hallo Jürgen,
hast Du etwa in allen blauen Kisten in Deinem „Lager- Wohnraum“ Kartoffeln?
Ich sitze hier und staune. Ganz besonders gespannt bin ich schon auf den Beitrag über die Kartoffeln aus Samen.
Insgesamt war es wohl ein recht erfolgreiches Gartenjahr.
Herzliche Grüße
Edith
Hallo Edith,
ja, in jeder Kiste sind die Pflanzkartoffeln einer Sorte; sicherheitshalber habe ich für jede Sorte eine eigene Kiste genommen, auch wenn ich nur ein paar Pflanzkartoffeln aufgehoben habe. Wenn sie im Frühjahr durch den Lichteinfluss grün geworden sind, kann ich sie nicht mehr anhand der Farbe auseinanderhalten (so habe ich in diesem Jahr eine rote Kartoffel für eine violette gehalten).
In den meisten ist aber zumindest der Boden gut bedeckt, da ich einfach alle Kartoffeln als Pflanzkartoffeln deklariert habe, die keine „Speisegröße“ erreicht haben.
Ich betreibe also keine anständige (scharfe) Selektion; ich gehe davon aus, dass alle Kartoffeln, die in meinem Garten gewachsen sind, das auch im kommenden Jahr wieder tun werden, dass meine Anbau- und Klimaverhältnisse also die Auswahl übernehmen (die diesjährige Trockenheit hat die Sorten schon sehr deutlich in solche, die Trockenheit gut vertragen, und solche, die bei Trockenheit kaum Ertrag bringen, geschieden; ich werde berichten).
Insgesamt war das Gartenjahr nicht so erfolgreich wie das letzte, aber trotzdem „völlig zufriedenstellend“ – so ist zumindest mein Gefühl (ich ernte ja immer sehr viel mehr, als ich verbrauchen kann).
Liebe Grüße
Jürgen