Meine letzte Spargelmahlzeit
oder: Warum ich meinen Großanbau von Spargel eingestellt habe.
Ich bin total abgegessen vom Spargel, ich habe die Schnauze voll von ihm. Ich habe die Lust am selbst angebauten Spargel verloren, leider.
Am 2. Mai habe ich die erste Portion des Jahres 2019 geerntet, die aber gleichzeitig wohl auch eine der letzten gewesen sein wird: Ich habe den Großanbau von Spargel eingestellt – zumindest für eine ganze Weile.
Warum ich genug vom Spargel habe?
Um die Gründe für meinen Spargelfrust soll sich dieser Beitrag drehen.
Der euphorische Beginn meines Spargelanbaus
Ich hatte ja gleich zu Beginn meiner Gartenübernahme 2012 den Spargel als eine Hauptanbau“frucht“ auserkoren und mich euphorisch mit seiner Ansiedlung befasst.
In den ersten beiden Jahren hatte ich die „Klauen“, also die Jungpflanzen, von zwei Sorten in die Finger bekommen und vorschriftsmäßig in meinen Gartenboden eingebracht. Gleichzeitig hatte ich sechs weitere Sorten aus Samen ans Lebenslicht gezogen.
Das ist alles ausführlich in „Spargelsaat“ beschrieben – und kommt mir schon ewig lange her vor.
Im März 2015 war eine vordere Gartenhälfte vollständig mit Gräben durchzogen und diese wiederum mit jeweils ca. zehn Spargelklauen besetzt. Ich war ziemlich zufrieden mit der Welt.
Im folgenden Jahr (2016) waren die Gräben wieder gefüllt und es gab die erste (kleine) Spargelernte von den zuerst gesetzten Spargelpflanzen, dem „Schwetzinger Meisterschuss“; aber nach diesem kurzen Genuss gab es überwiegend Verdruss.
Wie kann man nur am Spargel leiden?
Tja, man kann, das wirst Du erfahren, wenn Du weiterliest.
Den Spargel satt haben
Durch eigene Schuld
Über ein stetig wiederkehrendes Ärgernis habe ich schon ausführlicher geklagt: In den Monaten Mai und Juni soll man ja morgens und abends die Dämme nach durchbrechenden Spargelspitzen absuchen, um die köstlichen Stangen bei ihrem Anblick sofort stechen zu können (Wer wissen will, wie das professionell gemacht wird, kann sich dazu die, im Beitrag „Erste Spargelernte“ versammelten Videos ansehen).
Nun kann sich jeder gut vorstellen, wie das Ergebnis aussieht, wenn man die Suche nicht zweimal am Tag sondern nur einmal wöchentlich durchführt: Statt zarter, weißer oder rosa Triebe findet man dann überwiegend sparrige, holzige, grüne Stängel, also kaum genießbares Pflanzenmaterial.
Und wenn man das Ernten sogar noch an einem Wochenende vergisst, unter Zeitdruck nach Hause fährt, ohne Spargelstangen gestochen zu haben – was bei mir leider häufiger vorkam/vorkommt, und am Ende zwei Wochen alte Spargelsprossen zubereiten muss…
…dann kann sich jede*r gut vorstellen, wie mir beim Kauen auf faseriger Spargelmasse nach und nach ein Teil der Lust auf eigenen Spargel abhanden kam.
Durch schleimige Mitesserinnen
Dass mir die Lust dann vollständig vergangen ist, daran sind die braunen, schleimigen Kriecher schuld.
Nein, im Moment tun mir die Schnecken wirklich leid: Sie müssen unter der gegenwärtigen Trockenheit über alle Maßen leiden; aber in den Jahren 2015 und 2016, in denen sich meine Spargelanlage prächtig entwickeln sollte, haben sie alles dafür getan, dieser Entwicklung entgegen zu wirken.
Kaum steckte im Frühjahr ein Spargelchen sein weißes bzw. rosiges Spitzchen aus der Erde, schon nagten die Schleimer es gnadenlos ab.
Auf die Idee, die Spargelpflanzen mit Schneckenschutzringen zu schützen, bin ich damals noch nicht gekommen.
So schafften es nur die allerstärksten Spargelstöcke so lange auszutreiben, bis die gemeinen Schnecken etwas Besseres oder genug Anderes zu fressen fanden; dafür waren nur sehr wenige stark genug.
Den Sommer über wedelten deshalb nur hier und da ein paar einsame Spargeltriebe auf der großzügig zur Verfügung gestellten Fläche.
Durch weitere Kalamitäten, die den Spargel heimsuchten
Über die kleinen, hübschen Käfer, den Spargelkäfer und das Spargelhähnchen, die sich ebenfalls gerne am Spargel bedienen, habe ich schon etwas ausführlicher im Beitrag „Spargelsaat“ berichtet.
Mir kam es zwar so vor, dass ihr gehäuftes Auftreten zu Beginn meines Spargelanbaus ein einmaliges Ereignis war, aber möglicherweise habe ich in den Folgejahren nicht mehr so genau hingesehen.
Es muss aber weitere Mitesser gegeben haben; denn irgendjemand muss den Spargelstängel, den Ihr auf den folgenden Bildern sehen könnt, ja so zerlöchert haben.
Ich war es auf jeden Fall nicht.
Vielleicht waren es Maden der Spargelfliege…
Wer für das vorzeitige Gelb-werden mancher Spargelpflanzen verantwortlich war, kann ich nicht genau sagen; aber irgendwie war mir das mittlerweile auch egal – ich glaube ich hatte mich innerlich schon vom Spargel verabschiedet.
Zwar nutzte ich die Zwischenräume zwischen den Spargelreihen und -pflanzen für den Anbau von Kartoffeln (2015) und Buschbohnen / Mangold / Rote Bete (2016), aber der Gesamtfläche fehlte mehr und mehr die notwendige Zuwendung.
So konnten sich dort schleichend und unbemerkt Kriech-Quecke (Elymus repens), (Land-)Wasser-Knöterich (Persicaria amphibia) und Acker-Winde (Convolvulus arvensis) mit ihren unterirdischen Rhizomen („Ausläufern“) vom „Wiesenstreifen“ aus, der verwilderten Zufahrt zum Carport, breit machen. Die, von mir in verschiedenen Geschmacksrichtungen am Rande des Spargelanbaugebiets eingesetzte Pfefferminze (Mentha × piperita) tat es ihnen gleich.
Hier musste also eine Entscheidung fallen: Diesen Teil des Gartens der Natur zurückgeben oder ihn durch groß angelegten Kartoffelanbau wieder urbar machen?
Das Ende des Spargelanbaus
Im letzten Jahr (2018) war ich entschieden und machte kurzen Prozess mit dem Spargelexperiment: Nur die zwei kräftigsten Pflanzen am Rand durften überleben. Einige, die im geplanten Kartoffelfeld standen, habe ich ausgegraben und dem Rest das Jahr über gnadenlos die Triebe abgebrochen.
Das hat keine Spargelpflanze überlebt.
Auch Quecke, Knöterich, Ackerwinde und Pfefferminze haben im letzten Jahr durch stetes „Köpfen“ an Lebenskraft eingebüßt; außerdem mussten sie mit den wüchsigen Kartoffelpflanzen konkurrieren.
Ich bin mir sicher, dass es in diesem Jahr auch um diese hartnäckige „Begleitflora“ geschehen sein wird, wenn ich weiterhin konsequent gegen ihr grünes Treiben vorgehe (was ich bis jetzt tue und auch weiterhin fest vorhabe).
Dann habe ich mir hoffentlich diesen Teil des Gartens zurückerobert und kann ihn für meine ausufernden Kreuzungs- und Zuchtexperimente nutzen; die „Roten Kidney-Stangenbohnen“ sind dort schon im Boden.
Mit Spargel werde ich bestenfalls in einigen Jahren noch mal ganz klein anfangen.
Was hat mich der Spargelanbau gelehrt?
Ein paar Erfahrungen habe ich sammeln dürfen: Spargel aus Samen ziehen ist anscheinend einfach; die Keimlinge und erstjährigen Pflänzchen wurden von Schnecken verschont.
Erst die in den tiefen, feuchten Gräben austreibenden Sprossen des darauf folgenden Jahres waren ein Festmahl für Schnecken und müssen unbedingt geschützt werden; am besten auch noch die Triebe des folgenden, des zweiten Jahres, nachdem die Gräben aufgefüllt wurden.
Erst wenn die Spargelstöcke mit hohen Erdwällen bedeckt und kräftig genug sind, mit zahlreichen dicken Sprossen auszutreiben, sie also erntereif sind, hat die Gemeine Wegschnecke kaum noch eine Chance.
Um die Spargelstangen aber so fett zu kriegen, heißt es: Düngen, düngen, düngen! Spargel braucht Mist und noch mal Mist und dann am besten noch eine Ladung Kompost oben drauf.
Ja, das nächste Mal mache ich alles besser.
Hallo Jürgen,
vielleicht wolltest Du zu viel auf der zur Verfügung stehenden Fläche. Ich denke, die unmittelbare Nachbarschaft von Kartoffeln oder anderem Gemüse hat dem Spargel nicht zugesagt. Spargel möchte doch wohl eher ungestört bleiben.
Sicher ist es die beste Entscheidung, das neu gewonnene Beet dankbaren Kartoffeln zu widmen! Ich habe gestern auch noch Vitelotte und Adretta verbuddelt. Bei dem trockenen „Zementboden“ echte Knochenarbeit.
Verabschiede Dich ganz einfach vom Spargel und erfreue Dich an bekannten und bewährten Gemüsesorten.
Viel Freude im Garten wünscht
Edith
Hallo Edith,
Du meinst, der „aristokratische“ Spargel würde sich nicht wohlfühlen mit Gemeinem Gemüse oder der bäuerlichen Kartoffel?
Ist zumindest mal ein interessanter gedanklicher Ansatz.
Ich werde ihn dann wohl später in die „Zucht“ nehmen und ihn lehren müssen, nicht so hochnäsig zu sein: Er wird jedes Jahr mit Rote Bete gezogen und serviert; mal sehen, wie lange er sich ziert.
Schön, dass Du noch Adretta hast; die habe ich nämlich verloren (gehen lassen) in dem Glauben, sie in jedem Baumarkt und in jedem Jahr wiederbekommen zu können.
Nach der kurzen Phase des „DDR-Kartoffel-Revivals“ interessiert sich anscheinend keiner mehr für diese Sorte.
Vielleicht schenkt Dir Dein „Zementboden“ ja genug Nachwuchs, dass Du mir ein paar Knollen überlassen kannst. Adretta will ich nämlich auf jeden Fall behalten.
Ich würde mich freuen.
Besten Erfolg!!
Jürgen
Hallo Jürgen,
ausgerechnet heute drohst Du mit „Rote Bete“…Das kann ja was werden.
Das Adretta- Problem sollten wir gelöst kriegen. Momentan regnet es. Das ist doch schon mal ein gutes Zeichen.
Fröhliches Gärtnern wünscht
Edith
Ich drohe dem zukünftigen Spargel, falls er nicht willig neben Kartoffeln, Mangold und Roter Bete wachsen will.
Ich hoffe nicht, dass Du eine „Rote Bete“-Allergie hast und sie heute essen musst!? Oder wie soll ich Deine Anmerkung auffassen?
Liebe Grüße
Jürgen
Ich dachte eher an den Wahl-Sonntag…
Nach der Geschichte würde ich zu grünem Spargel raten. Der stand jetzt jahrelang an einem Stiefplätzchen im Garten- nicht mal richtig sonnig, und ich musste einfach warten, bis die netten grünen Stängelchen mir größenmäßig genehm waren. Dann abgeschnitten und in den Kühlschrank, nach ca. zwei bis drei Tagen war die Mahlzeit komplett (das ist so ideal, denn man will in der Spargelzeit auch mal was anderes essen). Einfrieren ist auch eine Option, falls der Spargel schneller wächst als der Appetit darauf. Leider ist nach ca. 10 Jahren Schluss und mein Garten ist einfach zu klein für ein neues Spargelbeet. Mal sehen, wann und wo mich mal wieder die „Spargelwut“ packt, aber dann natürlich wieder nur grünen, der macht keine Arbeit (nicht mal aufhäufeln etc.). Dass man von der weißen Sache irgendwann die Schnauze voll hat kann ich sehr gut verstehen…
Hallo Jojo,
danke für Deinen Kommentar!
Ich glaube, bei Grünem Spargel hätte ich dasselbe Problem: Ich kann nicht täglich nachschauen, ob sie eine mir genehme Größe haben und sie dann abschneiden.
Ich kann immer nur wöchentlich nachschauen, weil mein Garten 100 Kilometer entfernt von meinem Wohnsitz liegt, ich also nur das Wochenende (meistens) dort verbringe.
Und bei der zumeist unter Zeitdruck stehenden Rückfahrt vergesse ich obendrein zu häufig das Ernten.
Auch der Grüne Spargel wird nach zwei Wochen schon im einen ungenießbaren Zustand übergegangen sein.
Außerdem hatte ich auch schon zwei Grüne Sorten (Mary Washington, Connover’s Collossal); doch auch die wurden von den Schnecken vorzeitig in ihrem Wachstum unterdrückt.
Wenn ich Rentner bin und das Jahr zu größeren Teilen im Garten verbringen kann, dann werde ich es noch mal versuchen…
Liebe Grüße Jürgen