Pflanzkartoffeln überwintern
oder: Warum und wie ich meine Pflanzkartoffeln über den Winter bringe.
Da ich bei den momentan herrschenden Minusgraden heftig um meine eingelagerte Kartoffelsammlung zittere, denke ich andauernd an sie, und möchte deshalb beschwörend beschreiben, wie ich sie lagere, welche Möglichkeiten es sonst noch gäbe und welche die optimale Überwinterungsmethode wäre. Zuerst folgt aber eine Antwort auf die Frage, warum ich überhaupt meine eigenen Pflanzkartoffeln überwintern will.
Warum eigene Pflanzkartoffeln über Winter lagern?
Es gibt drei Gründe für mich, warum ich versuche, meine Pflanzkartoffeln selbst über den Winter zu bringen:
- Seltene, unwiederbringliche Kartoffelsorten erhalten
ich bin ja ein Sammler und habe deshalb mittlerweile Kartoffeln aus aller Welt (selber mitgebracht bzw. von meinem großen Sohn, meiner Nichte und Freund:innen mitgebracht bekommen; bisher aus Holland, Polen, Schweden, den Kanarischen Inseln, Georgien, Ruanda, Peru und Indonesien). Die meisten Sorten wären für mich für immer verloren, wenn ich es nicht schaffen würde, sie zu überwintern.Daneben habe ich mir einige Sorten aus der Genbank in Groß-Lüsewitz besorgt; jede Sorte erhält man von dort immer nur einmal, und außerdem gibt die Genbank nicht in jedem Jahr jede Sorte ab.
Die einzige Möglichkeit, sie zu behalten, ist, sie selbst zu vermehren und zu erhalten. - Einschleppung von Krankheiten vermeiden
Einen Großteil meiner über 70 Kartoffelsorten habe ich von kleinen Pflanzkartoffel-Vermehrern bzw. – Verkäufern (Biogartenversand Hof Jeebel, Gündel’s Kulturstall, Vreeken’s Zaden und Kartoffel-Müller) erworben. Die genannten verkaufen u. a. einige seltene, alte oder ausländische Sorten als Speisekartoffeln, „Gartenkartoffeln“ oder „Kartoffeln aus Erhaltungszucht“, da diese Sorten nicht vom Bundessortenamt bzw. einer vergleichbaren Einrichtung eines anderen EU-Landes für den gewerblichen Verkauf als Pflanzkartoffeln zugelassen sind.Nun glaube ich zwar, dass sich alle diese Verkäufer bemühen, nur gesunde „Pflanzkartoffeln“ zu verkaufen, aber eine Garantie habe ich dafür nicht; denn dieser Teil ihrer „Pflanzkartoffeln“ wird von keiner behördlichen Stelle überwacht (so wie es bei zugelassenen und zertifizierten Pflanzkartoffeln der Fall sein sollte).
Ich erhöhe also die Wahrscheinlichkeit, wenn ich solche „Speise-Pflanzkartoffeln“ (oder Speisekartoffeln von sonstwo auf der Welt) als Pflanzkartoffeln verwende, dass ich mir Probleme einhandele, dass ich dadurch meinen Kartoffelanbau zugrunde richte.
Ich sage ausdrücklich: Ich erhöhe die Wahrscheinlichkeit!
Auch zertifizierte Pflanzkartoffeln können Krankheitsüberträger sein!
Sie sind es zumeist auch, da sie mit einigen Krankheiten bis zu einem bestimmten „Grenzwert“ (5 – 10%) befallen sein dürfen; nur die gefährlichsten Krankheiten und Schadorganismen (Bakterielle Ringfäule, Schleimkrankheit, Kartoffelkrebs und Kartoffelnematoden) dürfen bei Feldbesichtigungen nicht erkennbar sein (sie können also vorhanden sein), siehe Pflanzkartoffelverordnung (PflKartV), Anlage 1 und 2.Dem Ärger, mir unerwünschte Kartoffelschädiger in den Garten einzuschleppen, beuge ich einerseits vor, indem ich neu erworbene Kartoffelsorten das erste Jahr auf einer „Quarantänefläche“ wachsen lasse (mache ich leider nicht, aber das sollte/könnte ich tun!) – und diese Kartoffeln andererseits, wenn sie dann von mir geprüft wurden und einigermaßen gesund waren, nur noch selbst vermehre.
- Kosten sparen
Daneben spare ich natürlich einiges an Kosten, wenn ich meine Pflanzkartoffeln aus der eigenen Ernte gewinne und sie selbst überwintere. Jede Pflanzkartoffelportion (1 – 2,5 Kilo) kostet so zwischen vier und acht Euro; das läppert sich…
Nachteile der eigenen Pflanzkartoffeln
Ich will natürlich den Nachteil nicht verschweigen, den die „Selbstversorgung“ mit Pflanzkartoffeln hat: Über die Jahre kann es passieren – und passiert in der Regel auch, dass sich „Krankheitskeime“ in den Kartoffeln anreichern und den Kartoffelhöchstertrag mindern. Die langsame Abnahme der Wüchsigkeit und des Höchstertrages einer Kartoffelsorte wird „Abbau“ genannt; den kann ich dann vielleicht in meinem Garten life bestaunen, wenn ich jahrelang meine Saatkartoffeln erzeuge.
Wie oben schon gesagt, werden die Kartoffelpflanzen, die für den gewerblichen Anbau zugelassen sind und deren Knollen im nächsten Jahr als Pflanzkartoffeln verkauft werden sollen, (streng) auf Krankheitsbefall kontrolliert. Außerdem werden sie bevorzugt in Meeresnähe oder auf Bergeshöhe angebaut, da hier weniger Blattläuse unterwegs sind, die eine große Anzahl von Viren-Krankheiten übertragen; diese Pflanzen und ihre Knollen sollten also weitaus weniger mit Viren infiziert sein als Knollen, die sonstwo im Land gewachsen sind (über Pilze, Bakterien und Nematoden wird hier mal nicht geredet, die gibt es auch am Meer und in den Bergen).
Außerdem werden die Ausgangspflanzen, also die „Ur-Eltern“ dieser Pflanzkartoffeln, heutzutage aus krankheitsfreien Meristemzellen (das sind die Wachstumszellen in den Spitzen von Sprossen und Wurzeln einer jeden Pflanze) in keimfreier Laborumgebung erzeugt; es sollten sich also während der noch folgenden Vermehrungszyklen der Pflanzkartoffeln im Freiland viel weniger „Krankheitskeime“ in den Knollen anreichern als früher, als die Kartoffelzucht- und Vermehrungsbetriebe versuchten, die Kartoffeln durch sorgfältige Erhaltungszucht (strenge Selektion) gesund zu erhalten.
Solche Pflanzkartoffeln aus kontrolliertem Anbau sollten also gesünder sein als alle anderen Kartoffelknollen. Wie gesagt: sie sollten.
Aus diesem Grund empfiehlt jede:r Fachberater:in den ständigen Neukauf von Pflanzkartoffeln.
Im gewerblichen Kartoffelbau ist das selbstverständlich, denn hier geht es um Höchsterträge, aber gilt das auch für Hobbygärtner:innen?
Möglichkeiten, die eigenen Pflanzkartoffeln gesund zu erhalten
Ich finde, in einem Hobby-Selbstversorger-Garten ist ein sicherer Ertrag von größerer Bedeutung als ein maximaler Ertrag. Es spielen auch noch andere Kriterien eine Rolle (ich habe sie oben aufgezählt).
In gewissem Rahmen kann man auch als Hobbygärtner:in etwas dafür tun, den „Abbau“ seiner Kartoffeln hinauszuzögern oder vielleicht sogar ganz zu verhindern: Man kann darauf achten, dass man die eigenen Pflanzkartoffeln nur von gesunden „Mutterpflanzen“ gewinnt, d. h. also, dass man so wie die Züchter früher „Erhaltungszucht“ betreibt.
Manche Krankheiten sind leider nicht immer klar und eindeutig zu erkennen, so dass diesem Verfahren Grenzen gesetzt sind.
Wenn man seine Pflanzkartoffeln von eigenen gesunden Pflanzen gewinnt und selbst überwintert, betreibt man damit eine Selektion, d.h., man passt seine Kartoffeln mit der Zeit an die „ungünstigen Bedingungen“ der eigenen Anbauflächen an und gewährleistet somit zumindest immer einen zufrieden stellenden Ertrag.
Zu diesem Zweck sollte man auch immer eine möglichst große Anzahl von Sorten im eigenen Garten über einen längeren Zeitraum testen; auch das führt dazu, die Sorten herauszufinden, die im eigenen Garten am besten zurechtkommen.
Sollten meine Bemühungen um die Gesunderhaltung meiner Pflanzkartoffeln fehlschlagen, werde ich mich auch mal mit der „Regenerationsmethode“ beschäftigen, die Nadja, das Landei, vorschlägt: sie bricht die Keime ab oder schneidet die Keime aus der Knolle heraus (äugelt sie), setzt diese in ein Töpfchen mit Pflanzerde und zieht sie dann wie Sämlinge vor. Ihrer Ansicht nach sind die aufwachsenden Pflanzen dann krankheitsfreier als diejenigen, die aus den ganzen Knollen entstehen.
Diese Ansicht hat eine gewisse Logik für sich; denn man kann davon ausgehen, dass die meisten „Krankheitskeime“ in und an der Knolle sitzen und nur zu einem sehr geringen Prozentsatz schon in den jungen Trieb gewandert sind (Nematoden sollten so garnicht verbreitet werden können).
Diese Art „Gesundung“ der Kartoffeln macht natürlich eine Menge Zusatzarbeit.
OK, ich habe mich entschieden, meine Kartoffeln trotz aller Risiken selbst zu erhalten und werde sehen, was dabei herauskommt.
Pflanzkartoffeln über Winter lagern
Aber wie bringe ich meine Pflanzkartoffeln nun am besten durch die Gefahren eines eiskalten Winters?
Pflanzkartoffeln im Kühlschrank lagern
Die ersten zwei Jahre habe ich die Kartoffeln (zumeist so drei bis 10 Knollen pro Sorte), die ich im Folgejahr weiter anbauen wollte, nach Sorten getrennt in Papiertüten verpackt und im Kühlschrank gelagert.
Das hat zwar jedes Jahr geklappt, aber die Kartoffeln hatten dann teilweise schon ziemlich lange Keime und die Tüten befanden sich in Auflösung, weil die Kartoffeln Wasser verdunsten, und sich in einem Kühlschrank des täglichen Gebrauchs sowieso immer Kondenswasser niederschlägt.
Wenn man vielleicht einen Extra-Kühlschrank für die Pflanzkartoffeln im Keller hat, mag das besser gehen; aber ich konnte sie nur zu den übrigen Lebensmitteln in den „Gebrauchskühlschrank“ legen. Dort war ihre Anzahl stark begrenzt und außerdem wurden sie durch das häufige Öffnen des Kühlschranks immer wieder über die optimale Lagertemperatur von 2 – 4 Grad erwärmt.
Für größere Mengen an Pflanzkartoffeln ist das überhaupt keine Lösung. Und an diesem Punkt war ich schon im dritten Jahr angelangt.
Kartoffeln in einem luftigen, hellen, frostfeien Raum überwintern
In jenem, dem dritten Anbaujahr habe ich die Kartoffeln in offenen Eierkartons auf einen Tisch vor ein großes Südfenster meines massiven Gartenhauses gestellt (eine einfache Holzhütte käme dafür nicht in Frage).
Das ist jetzt zwei Mal gutgegangen; aber die letzten beiden Winter waren relativ mild, zumindest gab es keine längeren Frostphasen. So wie jetzt.
Ich hätte gern einen „Frostwächter“ in diesem „Lagerraum“ installiert, was die perfekte Lösung wäre; aber die Kleingarten-Kolonie, an deren Stromnetz ich angeschlossen bin, stellt im Winter den Strom ab, so dass mir nur Hoffen und Beten zur Rettung meiner Pflanzkartoffeln bleibt.
Auf der anderen Seite kann auch ein zu milder Winter Probleme in einer solchen Lagerstätte verursachen: Bei höheren Temperaturen „veratmen“ die Kartoffeln einen Teil ihrer Reservestoffe und gehen dann geschwächt in den Frühling; auch vermehren sich dann möglicherweise schon die Viren, Pilze und Bakterien in und an den Knollen und verhindern einen guten Start.
Ein Vorteil des luftigen, lichten Gartenhauses ist, dass die Kartoffeln dort niemals feucht werden und dadurch womöglich faulen.
Trotzdem ist mein Gartenhaus leider nicht das Gelbe vom Ei, weil es den gravierenden Nachteil hat, bei Frost nicht heizbar zu sein. In diesem Jahr werde ich zumindest erfahren, ob es Pflanzkartoffeln noch ausreichend schützen kann, wenn zwei Wochen lang -10 Grad herrschen und kein Schnee liegt (der ja auch noch als „Dämmschicht“ wirkt).
Überwinterung in einem kühlen Keller
Wer einen kühlen Keller oder einen sonstigen, tief im Boden liegenden Raum hat, ist zumindest vor Frost sicher, leider nicht vor Feuchtigkeit und zu großer Wärme, die durch die Lebenstätigkeit der Kartoffeln entsteht.
Feuchtigkeit führt zumeist zu Fäulnis, während zu hohe Temperaturen zu den schon oben genannten Problemen führt (dem Abbau von Reservestoffen, der Vermehrung von Krankheitserregern und dem frühzeitigen Austreiben mit langen, dünnen Trieben).
Wichtig ist in diesem Fall, die Kartoffeln nicht zu hoch aufzuschichten, sie am besten nur in einer Lage auf Bretter zu legen, und den Raum, so gut es geht, zu lüften; dabei muss man jedoch wieder auf Frostzeiten aufpassen und das Lüften dann einstellen.
Wenn man in der Nähe des Raumes wohnt, kann man die Lüftung zumindest noch ganz gut kontrollieren, sofern sich der Raum (ohne Zwang) lüften lässt.
Tja, auch nur eine Möglichkeit, die man nutzen kann, wenn man einen entsprechenden Raum hat, und die ebenfalls mit ein paar Problemen behaftet ist.
Überwinterung in einer Erdgrube
Die Lagerung der Pflanzkartoffeln in einer Erdgrube ist wohl mit den meisten Problemen verbunden: die Belüftung lässt sich kaum regeln, die Feuchtigkeit nicht kontrollieren ebenso wenig wie der Zustand der Kartoffeln (ob z.B. schon einige anfangen zu faulen), außerdem können Mäuse und andere Tiere sich an den Kartoffeln gütlich tun; letztere könnte man zumindest von ihrem Genuss abhalten, indem man die Kartoffeln in Drahtbehälter oder ähnliches verpackt.
Aufwand, Aufwand, Aufwand. Und außerdem hat man dann ein ziemlich tiefes Loch in seinen Gartenboden zu buddeln.
Überwinterung in einer Erdmiete
Eine ordentliche Erdmiete anzulegen, lohnt sich wegen der kleinen Pflanzkartoffelmengen für die allermeisten Hobby-Gärtner:innen nicht wirklich. Dazu kommt, dass man heutzutage kaum noch irgendwo das dazu notwendige, lange Stroh bekommt. Natürlich kann man auch andere, grobe, trockene Pflanzenmaterialien wie Buchen- und Eichenlaub oder Fichten- und Kiefernzweige nehmen; aber das muss man alles erst mal irgendwie ranschaffen, und dann noch so auf den Kartoffelhaufen bekommen, dass es weder Wasser zu den Kartoffeln durchleitet noch wegfliegt.
Die Probleme mit der Regulation von Feuchtigkeit, Wärme und Kleintieren bleiben bestehen.
Ich werde es mit ziemlicher Sicherheit nicht mit einer Erdmiete versuchen. Bei über 70 Sorten, die alle getrennt gehalten werden müssen, ist das sowieso ausgeschlossen.
Die optimale Überwinterungsmethode für Pflanzkartoffeln
Komme ich zum spannenden Schluss, zur optimalen Lagerungsmethode.
Ich sage gleich vorweg, um die Erwartungen etwas runterzuschrauben: Sie ist bisher nur eine Idee, noch nicht getestet und erst recht nicht ausgereift; aber ich glaube an sie und verhindere mit dieser Bekanntmachung ihre Patentierung.
Bei der optimalen Lagerungsmethode für Pflanzkartoffeln gehe ich von der natürlichen Situation aus: Eine Kartoffel überwinterte, bevor sie vom Menschen in Kultur genommen wurde, im Erdboden (dies kommt auch heute immer wieder vor, wenn z.B. Kartoffeln bei der Ernte übersehen werden und somit über Winter im Boden bleiben). Jede Knolle lag mehr oder weniger getrennt von anderen Knollen im Boden und war vollständig von feuchter Erde umschlossen.
Sie musste selbstverständlich frostfrei lagern, durfte während des Winters zumindest keinen Temperaturen unter -3 Grad ausgesetzt sein.
Diesen Zustand gilt es jetzt so exakt wie möglich auf die Lagerung heutiger Pflanzkartoffeln zu übertragen.
Nachdem die Kartoffeln geerntet und die zukünftigen (reifen, mittelgroßen, gesunden, unbeschädigten) Pflanzkartoffeln ausgewählt wurden, hebt man zuerst eine Grube von ca. 40 cm Tiefe aus, deren Grundfläche von der Menge der zu überwinternden Setz- oder Saatkartoffeln (um mal einen anderen Ausdruck für Pflanzkartoffeln zu verwenden) abhängig ist. Sämtliche Setzkartoffeln müssen in einer Lage (bestenfalls zwei Lagen) nebeneinander Platz finden.
Leider scheitert dieser Plan bei mir schon in diesem Stadium, weil der Grundwasserstand zu hoch ist (die Kartoffeln dürfen nicht im Wasser liegen; ein wenig Luft atmen können müssen sie schon); aber es geht ja hier ums’s Prinzip.
Auf den Boden dieser Grube stelle ich nun meine neulich entdeckten, blauen Gemüsekisten; diese gibt es oft gratis in Restaurants oder Gemüseläden, sie sind aus Plastik und bestehen nur aus einem groben Geflecht: Sie halten die Nagetiere ab (obwohl: Können Wühlmäuse nicht Plastik durchnagen?).
In diese Kisten werden die Pflanzkartoffeln eingelegt, fein sorgfältig nach Sorten getrennt und gekennzeichnet.
Dann werden die Kartoffeln mit einer guten Schicht feinkrümeliger Erde bedeckt, so dass alle Knollen gut von Erde umschlossen sind. Ich glaube, ich würde sogar wässern und einschlämmen (es ist ja gerade mal August, September oder Oktober, da trocknet noch alles wieder genügend ab).
Die Kisten werden jetzt noch mit einer nager-dichten, aber wasser-durchlässigen Schutzschicht abgedeckt (deren Löcher sollten so groß sein, dass mögliche Kartoffelkeime im Frühjahr gut hindurchwachsen können; man könnte eine weitere Gemüsekiste dazu verwenden), und dann wird die restliche Erde darüber geschaufelt (diese sollte mindestens 30cm hoch sein; zur Sicherheit kann man auch noch einen Haufen organischen Materials an der Stelle aufschichten).
Den Platz noch markieren. Fertig! Das sollte an Aufwand reichen bis Anfang oder Mitte April.
Zur Pflanzzeit werden die Kisten vorsichtig wieder freigelegt und mit den Kartoffeln gleich zu den Stellen getragen, an denen diese in die vorbereiteten Pflanzlöcher gesetzt werden sollen.
Wenn man ein Gewächshaus oder einen Folientunnel sein eigen nennt, kann man die Kisten natürlich auch schon früher ausbuddeln und die Kartoffeln dann dort schon mal „vorwachsen“ lassen; für den Frühkartoffelanbau sollte dieses „Anwärmen“ (Vorkeimen) besonders geeignet sein.
Wenn das mal jemand getestet hat, würde ich mich über Versuchsergebnisse (in den Kommentaren) ganz mächtig gewaltig freuen! Ich kann es ja leider nicht selbst ausprobieren.
Nachtrag vom 19. September 2019: Gestern bin ich auf dieses Video von Ela gestoßen; obwohl die Kartoffeln m. E. etwas tiefer und vor Wühlmäusen geschützter in die Erde versenkt werden sollten, hat sie mit dieser Methode Erfolg gehabt.
Die ideale Pflanzkartoffellagerung gewerblich genutzt
Diese, oben vorgestellte optimale Lagerungsmethode für Pflanzkartoffeln lässt sich sogar (noch viel besser) großtechnisch umsetzen: Maschinen würden die Pflanzkartoffelknollen mit der perfekten Erd-Kompost-Suspension umgeben und in Würfel pressen, die der maximalen Knollengröße angepasst sind, und diese Würfel dann zu Millionen auf Paletten stapeln. Die „Pflanzkartoffelwürfel“ würden anschließend in perfekten Lagerräumen bei perfekter Temperatur und Luftfeuchtigkeit über den Winter gebracht, bis sie von großen, satelliten-gesteuerten Legegeräten perfekt im Erdboden von riesigen Feldern versenkt werden.
Beim gesamten Kartoffelanbau sehe ich weit und breit keinen Menschen mehr.
Klar, ein wenig Forschungs- und Testaufwand braucht meine neue Methode noch; aber in 10 Jahren… wäre ich dann sicher (schon wieder) Millionär…
Jetzt bin ich ein wenig sprachlos! Ich war immer in dem Glauben, dass wenn ich als zertifiziertes Pflanzgut ausgelobte Pflanzkartoffeln bei Jeebel oder Müller kaufe, auch zertifiziertes Pflanzgut bekomme. Jetzt lese ich hier, dass ein großer Teil des Angebots offenbar lediglich aus umdeklarierten Speisekartoffeln besteht. Da die Zertifizierung schließlich auch Geld kostet und sich dies im Preis gegenüber Speisekartoffeln niederschlägt, profitieren diese Händler ja gleich doppelt.
Neu war mir auch, dass nur vom Bundessortenamt zugelassene Sorten in den Verkehr gebracht und gewerblich gehandelt werden dürfen. Damit macht die inzwischen berühmte Rettungsaktion der `Linda´ durch Karsten Ellenberg ja gar keinen Sinn, da er die Sorte in England hat zulassen lassen und eine Zulassung in Deutschland nicht mehr besteht. Jeebel verstößt, so wie ich es bei Ihnen verstanden habe, mit dem Verkauf gegen die Rechtsgrundlagen der `Inverkehrsbringung´.
Starker Tobak – schließlich kommen hier gleich mehrere strafrechtlich relevante Dinge zusammen.
Aber:
Worauf stützen sich Ihre Aussagen? Haben Sie Belege für diese Anschuldigungen? Statt den o.g. Betrieben die Existenznot an den Hals zu wünschen, wäre es wohl besser, für diesen Artikel ein paar Fakten nachzuschieben.
Hallo Roland,
danke für Deinen kritischen Kommentar; es ist zwar nicht schön, aber doch sehr wertvoll, wenn jemand Schwachstellen meiner Argumentation oder meiner Darstellung aufspürt.
Nun habe ich nicht gesagt, dass die genannten Pflanzkartoffelverkäufer kein zertifiziertes Pflanzgut verkaufen bzw. einfache Speisekartoffeln als zertifiziertes Pflanzgut deklarieren.
Größere Teile ihres Sortiments bestehen aus zertifizierten Pflanzkartoffeln (hier werde ich mich noch mal schlau machen, welche Stelle diese Kartoffeln denn zertifiziert; sie könnten auch als „Bio-Kartoffel“ zertifiziert sein).
Sie verkaufen jedoch auch nicht zertifizierte „Pflanzkartoffeln“; diese werden dann z. B. als „Gartenkartoffeln“ oder als „Kartoffeln aus Erhaltungszucht“ bezeichnet – und nur auf diese bezieht sich meine skeptische Haltung.
Dass selbst zertifiziertes Pflanzgut nicht vollkommen krankheitsfrei sein muss, ergibt sich eindeutig aus der Pflanzkartoffelverordnung (PflKartV), Anlage 1 und 2, in der die Grenzwerte für verschiedene Kartoffelkrankheiten angegeben sind bzw. welche Krankheiten nicht erkennbar sein dürfen.
Eine Zulassung bei allen, mit dem Bundessortenamt vergleichbaren Einrichtungen innerhalb der EU ist heute selbstverständlich mit der Zulassung beim deutschen Bundessortenamt identisch; d. h., auch eine in Großbritannien zugelassene Sorte darf in Deutschland gewerblich vertrieben werden, so wie die Sorte ‚Linda‘. Das werde ich in meinem Beitrag deutlicher machen.
Den genannten Betrieben wünsche ich mitnichten die Existenznot an den Hals! Sie vollbringen wertvolle Arbeit, indem sie zur Verbreitung seltener Kartoffelsorten beitragen. Ich habe ja selbst zahlreiche Kartoffelsorten von ihnen gekauft; aber sie könnten schnell in Existenznot geraten, wenn in „schlechten“ Jahren, in denen sich vor allem die Kartoffelkrankheiten gut entwickeln, von amtlicher Seite sehr rigoros zertifiziert würde, vor allem, wenn mehrere schlechte Jahre hintereinander auftreten. Solchen Zeiten haben schon größere Betriebe in Krisen gestürzt.
In meinem Beitrag versuche ich vor allem Gründe zusammenzutragen, die für die Überwinterung eigener Kartoffeln sprechen.
Denn: Mit jeder Kartoffel, die man von außerhalb in seinen Garten holt, läuft man Gefahr, Krankheiten einzuschleppen – und je weniger zertifiziert eine Kartoffel ist, desto größer ist diese Gefahr.
Nur das wollte ich deutlich machen.
Hallo,
ich habe gestern deine Seite entdeckt… und ich muss sagen… toll. Es freut mich immer, wenn ich feststelle, dass es Menschen gibt, die manche meiner Interessen teilen. Ich kam 2014 unverhofft zu einem Garten und betreibe ihn seitdem mit ähnlichen Ambitionen wie du, allerdings weniger intensiv, fürchte ich. Kartoffeln habe ich in den letzten Jahren auch schon angebaut, nur ein paar Sorten. Dieses Jahr (2018) Rosa Tannenzapfen, Sieglinde, und Blaue St. Galler. Die Tannenzapfen jetzt schon das dritte Jahr, Sieglinde und Blaue St. Galler das zweite Jahr. Ich überwintere die Pflanzkartoffeln ganz anders: ich stecke sie in kleine Säckchen aus Unkrautvlies, und lagere sie in unserem Treppenhaus, wo es kühl und frostfrei ist. Das habe ich letzten Winter zum ersten Mal so gemacht, und es funktionierte sehr gut. Sie bildeten zwar zum Frühjahr hin längere weisse Triebe, ich setzte sie aber trotzdem… die Triebe wurden dann grün und sie wuchsen gut. Mit dem Ertrag war ich zufrieden, lediglich bei den Blauen hatte ich mehr erwartet. Allerdings kann es sein, dass sich die Wühlmäuse da kräftig bedient haben. Ausserdem war das Wetter 2018 gelinde gesagt ein wenig trocken und ich habe kein Wasser im Garten. D.h. ich muss alles Wasser hinschleppen, was ich nicht so gerne mache.
Ich glaube, die Idee mit den Säcken habe ich von „Neues vom Landei“. Die Tannenzapfen hatte ich schon 2016, in dem Jahr war fast alles in der Erde verfault… daher erntete ich die Tannenzapfen nicht mal mehr… ich ließ sie einfach den Winter über in der Erde. Im Frühjahr 2017 stellte ich dann zu meiner Überrraschung fest, dass noch einige als Pflanzkartoffeln zu gebrauchen waren, so dass ich sie jetzt schon zum dritten Mal angebaut habe.
Schöne Grüße
Bernhard
Hallo Bernhard,
allerbesten Dank für Deinen ausführlichen Bericht; es freut mich natürlich auch, dass Dir mein Tun und die dazugehörigen Blog-Seiten gefallen.
Die Überwinterung der Kartoffeln im kühlen, dunklen Treppenhaus ist natürlich auch eine Möglichkeit; aber wie Du ja festgestellt hast, verbrauchen die Kartoffeln dort im Frühjahr schon einen Teil ihrer Kraft für die langen Triebe. Natürlich sind sie dann auch noch brauchbar, aber die weißen, langen Triebe brechen ziemlich leicht ab und sind dann verloren.
Du hast ja ebenfalls die Feststellung gemacht, dass die Kartoffeln ziemlich gut in der Erde überwintern. Nach milden Wintern (wie den letzten) tauchen auch bei mir überall wieder Kartoffeln auf.
Diese Kartoffeln kann man bestens als Pflanzkartoffeln gebrauchen und versetzen, wenn es sein muss.
Das Problem dabei sind einzig extrem kalte Winter; dann liegen die Kartoffeln zumeist nicht tief genug.
Hast Du Möglichkeiten, meine (optimale) Methode einmal (oder mehrmals) auszuprobieren? Dazu suche ich noch Erfahrungswissen, da ich es leider nicht selbst machen kann.
Dir weiterhin den vollsten Erfolg!
Beste Grüße
Jürgen
Hallo,
ich bin Ulli und muss einfach mal fragen, warum zieht ihr die Kartoffeln nicht aus Samen?
Ist doch ganz einfach, allerdings recht langwierig. Die grünen Knollen (sehen aus wie grüne kleine Tomaten, sind nicht genießbar) nach der Blüte, richtig ausreifen lassen bis sie weiß – gelb sind und dann die Samen gewinnen, trocknen und im nächsten Jahr in die Erde. Der Erfolg sind Fingerkuppen große Kartoffeln, die im darauf folgenden Jahr wieder gesteckt werden. So werden neue Sorten gezogen.
Probiert es mal aus. Viel Spaß Ulli
Hallo Ulli,
vielen Dank für den Hinweis.
Ich mache das auch (nebenbei) und habe das im Beitrag „Die Saat der Kartoffel“ auch schon mal thematisiert. In „Die große Kartoffelschau“ sind ein paar Sorten dabei, die aus Samen entstanden sind.
Bisher sammele ich vor allen Dingen erst mal möglichst viele Sorten, damit ich bei der Neuzucht eine möglichst breite genetische Grundlage habe. Es kann sein, dass ich mich in ein paar Jahren vollständig auf die Neuzucht konzentriere.
Es wird in der nächsten Zeit noch einen Beitrag über dieses Thema geben, der Titel steht schon fest: Kartoffelbeeren(aus)lese.
Ziehst Du selbst Kartoffeln aus Samen? Wenn ja, würde ich mich über ein paar Bilder Deiner neuen „Sorten“ freuen; auch was Du sonst so dabei erlebt und erfahren hast, würde mich interessieren.
Viele Grüße
Jürgen
Lieber Juergen, bin heute erst auf diesen blog gestossen. Deshalb die sehr späte Antwort.
Das Problem mit dem Einlagern kenne ich, hatte lange eine „Erdmiete“ (d.h. eine Wäschetrommel von einem Toplader eingebuddelt) – aber die Bückerei war mir zu mühselig.
Die letzten 3 Jahre habe ich dann meine Saatkartoffeln (Raritäten von einem Saatgutfestival) einfach im Kühlschrank gelagert – fein säuberlich in Küchenrolle gewickelt. Solange, bis meine zukünftigen Kartoffel-Beete abgeerntet waren. Dann habe ich dort die Kartoffeln wieder in ca. 20-25cm Tiefe gelegt (drunter ist eine Lehmschicht). Wohne in München, ist nicht gerade eine milde Gegend. Hat aber die letzten 3 Jahre immer gut geklappt. Wir haben allerdings auch keine Wühlmäuse.
Der Nachteil ist, daß man nicht vorkeimen kann und deshalb die Kartoffeln etwa 3 Wochen später dran sind, als mit Vorkeimen. Aber sie sind gut „untergebracht“ und man hat kein Problem mit Austrocknen oder Schimmeln oder oder …
Liebe Grüße
Claudia
Liebe Claudia,
danke für den Kurzbericht über Deine Erfahrungen mit dem Überwintern von Kartoffeln.
Das (tiefe) Eingraben der Kartoffeln entspricht ja ungefähr meinen Vorstellungen; wenn sie gleich an Ort und Stelle liegen, ist das sicher genauso gut.
Klar, sie kommen etwas später aus der Erde, aber bestimmt mit mehr Saft und Kraft.
Hast Du Erfahrungen, wie sich Deine Kartoffeln später im Vergleich mit benachbarten entwickeln, die vorgekeimt wurden?
Mich würde auch interessieren, ob Du irgendwelche Ausfälle beobachtet hast, d. h., dass ein Teil der Kartoffeln nicht aufgelaufen sind (weil sie z. B. in der Erde verfault oder krank geworden sind)?
Ich sehe allerdings bei Deiner (ebenso wie bei der von mir im Moment praktizierten) Methode das Problem, dass wir auf relativ milde Winter angewiesen sind. Wenn es z. B. mal 3-4 Wochen -20° C. wäre, befürchte ich einen Totalverlust: der Boden würde dann möglicherweise 25 cm tief frieren und mein Gartenhaus würde sehr wahrscheinlich auch entsprechend auskühlen.
Also hoffen wir mal nicht das Schlimmste; dann kann das mit unseren Kartoffel-Überwinterungen noch lange gut gehen…
Liebe Grüße
Jürgen
P. S.: Hast Du schon irgendwelche „Abbauerscheinungen“ feststellen können?
Hallo, lese gerade Deinen interessanten Beitrag. Ich dachte immer, dass man Kartoffeln nicht an die selbe Stelle pflanzen sollte.
Hallo Waltraud,
da hast Du vollkommen recht: Man sollte Kartoffeln – so wie alle anderen Nutzpflanzen auch – nur alle vier bis sechs Jahre an dieselbe Stelle pflanzen, da sich ansonsten an diesen Stellen die „Krankheitserreger“ der Kartoffel zu sehr vermehren und auf die Dauer zu erhöhten Verlusten bzw. minderen Erträgen führen können.
Außerdem kann folgendes Problem auftreten, das ich in diesem Jahr habe, in dem ich eine Fläche im zweiten Jahr hintereinander mit Kartoffeln bepflanze (es spielt allerdings nur eine Rolle, wenn man in jedem Jahr andere Kartoffelsorten an diese Stelle setzt): Meistens bleiben ein paar Kartoffeln (das können winzig kleine sein) bei der Ernte unentdeckt (und damit ungeerntet); diese Kartoffeln überleben den Winter im Erdboden bestens, wenn es nicht ausreichend lange und tief friert, und treiben dann im folgenden Jahr ganz prächtig wieder aus.
Man kann diese Kartoffeln wachsen lassen und zumeist eine hervorragende Ernte mit ihnen erzielen; wenn man aber verschiedene Sorten anbaut und diese alle rein erhalten will, besteht die Möglichkeit, dass diese „Reinheit“ durch die Vorjahreskartoffeln gefährdet wird, besonders, wenn die Kartoffelknollen sich sehr ähnlich sehen.
Also, Kartoffeln am besten in jedem Jahr an eine andere Stelle pflanzen – sofern man genug Fläche zur Verfügung hat oder nur eine begrenzte Menge anbaut.
Liebe Grüße
Jürgen
Ich habe noch gekeimte kartoffeln geschenkt bekommen. Für dieses Jahr ist es zu spät, sie zu setzen; kann ich sie irgendwie in das nächste Frühjahr retten oder verfüttere ich sie an die Hühner????
Danke für den Rat!
Hallo Frauke,
ja, Du solltest die Hühner damit beglücken!
Zwei Jahre werden die Kartoffeln außerhalb des Erdbodens nicht durchhalten. Du kannst natürlich versuchen, sie in diesem Jahr noch zu pflanzen und dann die (kleinen) Knollen, die sie noch bilden werden, zu überwintern.
Mit keimenden Speisekartoffeln ist das aber so eine Sache: die meisten sind heute mit keimhemmenden Mitteln behandelt, so dass sie zwar (oft) kleine Triebspitzen bilden, aber dann nicht richtig weiter wachsen, wenn sie in die Erde kommen.
Besser ist es in jedem Fall, Pflanzkartoffeln zu nehmen; aber wenn Deine „Speisekartoffeln“ noch Knollen bilden (auch wenn sie ganz klein sind), kannst Du diese auf jeden Fall im kommenden Frühjahr als Pflanzkartoffeln verwenden.
Beste Grüße – und viel Erfolg!
Jürgen