Schneckenkragen im Test

oder: Warum Schnecken Schutzringe überwinden können, es aber selten tun.

Das will ich gleich klarstellen: Schneckenkragen sind für Schnecken kein Hindernis! Sie können den nach unten gebogenen Rand problemlos überwinden, auch wenn landauf, landab behauptet wird, Schnecken könnten nicht kopfüber kriechen oder sie würden an der nach unten abstehenden Kante abstürzen!
Das hat mein praktischer Test einwandfrei bewiesen.

Warum sind diese Ringe aber dennoch ein wirksamer Schutz für bedrohte Pflänzchen? (das sind sie nämlich!)

Mit dieser Frage will ich mich im folgenden Beitrag beschäftigen.

Der Plan: Schneckenschutz für meine Pflänzchen

Nach der Pleite mit den Schutzringen „Marke Eigenbau“ habe ich mir in diesem Jahr professionelle und patentierte Schneckenschutzringe geleistet, damit sich nicht nur wieder die Schnecken an meinen mühsam vorgezogenen Pflänzchen laben; Modelle von drei verschiedenen Anbietern kamen dabei zum Einsatz (Informationen zu Qualität und Preis der Schneckenkragen sind unten aufgelistet).

Die drei Modelle von Schneckenkragen (zwei unterscheiden sich nicht groß)

Die drei erstandenen Kragen habe ich dann im wahren Leben mit verschiedenen Pflanzen getestet: Ein paar der selbst vorgezogenen Tabak– und Melonenpflanzen sind in den Genuss eines Schutzrings gekommen; zusätzlich habe ich meinen neu erworbenen Schließmohn sowohl innerhalb von vier Schneckenkragen als auch außerhalb derselben ausgesät.

Dann habe ich noch einen „Labortest“ durchgeführt, um zu prüfen, ob die lieben, kleinen Kriechtiere den Schneckenkragen auch wirklich nicht überwinden können, so wie das die allermeisten Menschen annehmen (diese Menschenmenge schloss mich zu jenem Zeitpunkt noch ein).

Nun war dieses Jahr nicht das „Jahr der Schnecken“. Zu trocken war das gesamte Frühjahr; auch die zwei, drei Sommerregen haben meinen Schnecken nicht auf die Beine geholfen.

Nein, Schnecken waren in diesem Jahr kein Problem, im Gegenteil, es war fast schwierig, genügend Teilnehmerinnen für meinen Test zu finden. Erst nach einem ausgiebigen Nachtregen am 11. Juli hatte ich genügend Tierchen beisammen.

Der Testaufbau für den Nachweis der Unüberwindlichkeit

Die Testanlage bestand aus einem größeren Eimer, in dessen Mitte ich einen Schneckenkragen platzierte, gefüllt mit einer Leibspeise meiner Schnecken, frischem, zartem Wegerich (meine Nutzpflanzen wollte ich nicht opfern).

Abgedeckt war der Eimer mit Fliegengaze, die fest um den Eimerrand geschnürt war, so dass die Versuchstiere unmöglich entweichen konnten.

Der Versuchsaufbau für den Schneckenkragentest im abgesicherten Modus

Das Testergebnis: Schnecken können den Kragen überwinden

Nachdem ich ca. 20 Schnecken in den Eimer (außerhalb des Schneckenschutzrings) gesetzt hatte, hockte ich vor der Apparatur und wartete auf Action.

Tatsächlich tat mir eine Schnecke noch im Laufe meiner Geduldsphase den Gefallen, kopfüber zu kriechen, den Schneckenkragen zu überwinden und ins heilige Innerste vorzudringen.

Seht selbst!

Die nächsten zwei Tage kümmerte ich mich dann nicht weiter um die armen Versuchstiere.

Als ich aber endlich die Gaze entfernte und einen Blick ins Innere der Versuchseinrichtung warf, sah ich die Bescherung: Der Schneckenkragen war von oben bis unten zugeschissen (siehe das Beitragsbild oben) und ein nicht unbeträchtlicher Haufen der kleinen Schleimscheißer hatte sich in seinem Inneren unter dem Futterangebot häuslich eingerichtet.

Somit war klar: Schneckenkragen stellen keine unüberwindliche Barriere für Schnecken dar; sie kriechen ohne Probleme in den Schneckenschutzring hinein und rauskommen tun sie ebenfalls – indem sie sich lang machen und schlussendlich vom Rand herunterplumpsen oder sich mit Hilfe ihres Schleims abseilen, wie die nachfolgend von mir beobachtete Schnecke es tat; sie schleimen also wohl in der Regel nicht noch einmal am äußeren Rand des Kragens entlang.

Die Tatsachen sprechen für eine Schutzwirkung des Schneckenkragens

Trotzdem muss ich sagen, dass die Schneckenkragen meine Tabakpflanzen ganz sicher gerettet haben. Die Schutzwirkung von Schneckenschutzringen (sie sollten besser Schutz-vor-Schnecken-Ringe heißen) bestätigt auch der Versuch der Schweizer Fernehsendung „Kassensturz“, der weiter unten im Video zu verfolgen ist.

Ich hatte meine zwölf Pflänzchen in die Nähe eines üppigen Staudenbewuchses gesetzt und ich glaube, ohne die Schneckenkragen hätte auch in diesem trockenen Jahr keines überlebt (im letzten Jahr wurden alle innerhalb einer Woche vollkommen vernichtet).

Die eine oder andere Pflanze wurde zwar von Schnecken benagt, sie wurden aber eben nur an-, nicht vollkommen abgefressen.

Auch der Schließmohn zeigte deutliche Unterschiede innerhalb und außerhalb der Schutzringe: Innen wuchs er dicht an dicht, außen war kaum eine Pflanze übrig geblieben (siehe das erste Bild der obigen Bildergalerie).

Bis dahin hatte auch ich noch geglaubt, dass die Schnecken nur über andere Pflanzen, die zu dicht am Kragen standen, in diesen hineingelangen konnten – und hatte dementsprechend den Bewuchs um die Schneckenkragen möglichst sorgfältig entfernt. Wenn ich eine Pflanze angefressen oder gar eine Schnecke im Krageninneren fand – was immer mal wieder vorkam, führte ich das auf meine Nachlässigkeit zurück.

Eine mögliche Erklärung für die Schutzwirkung der Schneckenkragen

Jetzt weiß ich es besser: Schnecken können den Kragenrand ohne weiteres überwinden und tun das auch; aber wieso schützt der Kragen die kleinen, schutzbedürftigen Pflänzchen dennoch?

Tja, da ich hierzu noch keine umfangreichen Experimente durchgeführt habe, bleibt mir vorerst nur das Vermuten: Schnecken verfügen über einen ausgezeichneten Geruchssinn, der sie in der Regel zielsicher zu ihren Nahrungsquellen leitet (ich behaupte dies hier ebenfalls, ohne entsprechende Beweise anzuführen, sprich: wissenschaftliche Untersuchungen dazu zu zitieren).

Schnecken finden ihre Nahrung mit der „Nase“

Wenn die Schnecken nun die Pflanzen, die sie normalerweise gerne verspeisen und zielstrebig erreichen, in Ruhe lassen, wenn sie innerhalb der Schneckenkragen wachsen, müssen diese Ringe verhindern, dass die Geruchsstoffe zu den Schnecken gelangen und ihnen die Richtung weisen, zumindest so lange die Pflänzchen nicht über den Schneckenkragen hinausragen – und das ist die entscheidende Zeitspanne.

Wenn die Pflanzen über den Kragen hinauswachsen, können die Schnecken sie auch wieder riechen und finden dann auch wieder direkt den Weg zu ihnen, aber der Schneckenfrass bringt die Pflanzen dann nicht mehr um.

Ich stelle mir die Schutzwirkung der Kragen folgendermaßen vor: Die Schnecken riechen zwar die zarten Pflanzen innerhalb des Kragens aus einiger Entfernung und machen sich dann auf den Weg in Richtung ihrer Leibspeise; aber durch den Kragen werden sie irritiert; denn unterhalb des Kragenrandes gelangt der Geruch nicht mehr direkt an ihre Riechorgane, weshalb sie an dieser Stelle orientierungslos werden. Die meisten Kriechtiere werden in diesem Moment dann möglicherweise von anderen, wohl riechenden „Nahrungsmitteln“ angezogen, die in der Nähe wachsen, und kriechen nun in deren Richtung – wieder am Kragen herunter.

Nur hin und wieder wird eine Schnecke zufällig das ursprünglich anvisierte Ziel erreichen, das Leckerli im Krageninneren; aber eben nur ab und zu, zufällig halt.

Letztlich denke ich: Hauptsache, die Dinger wirken, egal wie, und helfen mir, ein paar Pflanzen mehr durchzubringen; doch finde ich es auch ganz angenehm, nun zu wissen, dass die Schutzwirkung der Schneckenkragen nicht darauf beruht, dass Schnecken den Schutzring nicht überwinden können (ich hoffe, dass sich dieses Wissen auch noch allgemein verbreitet).

Leider scheint die Schutzwirkung aber nach ein paar Jahren nachzulassen und die Schnecken fressen die Pflänzchen im Innern dann so, als seien keine Schutzwälle vorhanden, wie ich ab 2022 feststellen musste; 2024 habe ich auch zu dieser Beobachtung eine Hypothese aufgestellt, die Ihr in „Schleimspur zum Futternapf“ kennenlernen und überprüfen könnt…

Das nachfolgende Video des Konsumentenmagazins „Kassensturz“, vom Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 2002 gesendet, bildet insgesamt weiter: Es werden verschiedene Schutzmethoden vor Schnecken miteinander verglichen, u. a. der „Schneckenkragen“, der von der Schweizerin Monique Bonomo erfunden und 1998 zum Patent angemeldet worden ist.

Schneckenkragen im Internet und ihr Preis-Leistungsverhältnis

Hinweis: Ab hier folgt zwar teilweise Werbung; diese ist aber (leider) nicht vergütet worden. Die Angaben stammen vom Frühjahr 2018.

Ich finde es sehr verwunderlich, dass es diese Schneckenkragen nur ganz selten in Baumärkten zu kaufen gibt (ich habe noch nirgendwo welche gesehen) und dass ich auch im Internet nur drei Anbieter ausfindig machen konnte.

Nachfolgend stelle ich diese vor inklusive einer kurzen Beschreibung von Preis und Brauchbarkeit der angebotenen Produkte:

Bioland Hof Jeebel Biogartenversand oHG
Jeebel 17
29410 Salzwedel OT Jeebel
6 x Schneckenkragen PP „Schneckenstopp“ grün (520330)
Einzelpreis: 1,95 € (der offensichtliche Preis von 1,60 € gilt nur bei einer Abnahme von 100 Stück!)
Versand: 6,90 €
Gesamt (inkl. MwSt.): 18,00 €
Pro Stück: 3,00 €

Ing. G. Beckmann KG
Simoniusstraße 10
88239 Wangen im Allgäu
Schutzring 5-er Set
Einzelpreis: 1,39 €
Versand: 5,95 €
Gesamt (inkl. MwSt.): 12,76 €
Pro Stück: 2,55 €

Keller GmbH & Co. KG
Konradstr. 17
79100 Freiburg
Andermatt SchneckenStopp, 10 Stück
Einzelpreis: 1,60 €
Versand: 5,95 €
Gesamt (inkl. MwSt.): 21,45 €
Pro Stück: 2,15 €

Die angegebenen Stückkosten beziehen sich auf eine erste Bestellung, bei der ich jeweils eine kleinere Menge geordert hatte; später bestellte ich bei der Keller GmbH & Co. KG noch einmal 25 Kragen, nachdem ich diese Firma als den Anbieter mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis ermittelt hatte.

Die Produkte der Firma Beckmann fielen beim zweiten Einkauf schon unter den Tisch, da sie sehr dünnwandig und damit wenig gebrauchstauglich sind, wenn der Boden etwas härter oder klumpiger ist; auch befürchte ich, dass sie sehr schnell einreißen und damit unbrauchbar werden, wenn man sie in den Boden drückt (das ist tatsächlich der Fall).

Diese Nachteile gleichen sie auch nicht durch einen entsprechend niedrigen Preis aus. Wie man am Einzelpreis sehen kann, sind sie sogar verhältnismäßig teurer als die Kragen anderer Anbieter.

Dünnwandig und instabil: die Beckmann-Kragen

Die Schneckenkragen der beiden anderen Anbieter waren aus stabilem Plastik (Polypropylän, PP) hergestellt, lassen sich sehr gut in den Erdboden pressen und machen einen extrem haltbaren Eindruck, d.h., dass diese Kragen ganz sicher ein paar Jahre im Einsatz bleiben können.

Dickwandig und stabil: die Schutzringe der Firmen Keller GmbH und Biogartenversand oHG

Keller GmbH & Co. KG
Andermatt SchneckenStopp, 25 Stück
Einzelpreis: 1,50 €
Versand: 5,95 €
Gesamt (inkl. MwSt.): 43,45 €
Pro Stück: 1,75 €

Bioland Hof Jeebel Biogartenversand oHG
Schneckenkragen PP „Schneckenstopp“ grün (520330), 24 Stk.
Einzelpreis: 1,75 €
Versand: 6,90 €
Gesamt (inkl. MwSt.): 48,90 €
Pro Stück: 2,05 €

Das Fazit

Mein abschließendes, diesjähriges Schlussurteil lautet: Schneckenkragen gut, alles gut!

Der beste Anbieter von Schneckenkragen ist eindeutig die Firma Keller in Freiburg. Ihre Lieferzeiten waren geringfügig länger als die der anderer Anbieter; aber ansonsten gab’s hier nichts zu meckern.

Beim Biogartenversand empfinde ich den angezeigten Preis von 1,60 € als eine Vorspiegelung falscher Tatsachen (ich möchte nicht „In betrügerischer Absicht“ schreiben – auch wenn dort „ab 1,60 €“ steht); denn dieser Preis gilt nur bei einer Bestellung von 100 Stück. Der Einzelpreis beträgt 1,95 Euro, was man aber erst bei genauerer Betrachtung des Kleingeschriebenen festestellen kann.

Die Firma Beckmann kritisiere ich nicht nur für ihr zerbrechliches Produkt, sondern auch für die überaus beschönigende Beschreibung der Produktmerkmale: „garantiert absolute Sicherheit für Salat, andere Setzlinge und zarte Pflanzen“, „für Schnecken unüberwindbar“ und „jahrelang verwendbar“.
Alles Mumpitz.

Alle meine Pflanzen, die in den Genuss einer der Schutzringe kamen, wurden von Schnecken so gut wie nicht belästigt; aber auch umstehende, ungeschützte haben es in vielen Fällen überlebt.
Der „Fraßdruck“ der Schnecken war in diesem Jahr ziemlich niedrig; den Härtetest müssen die Kragen also noch bestehen.

Es kann somit noch zu einer Umwertung des Endergebnisses kommen, es sei denn, es bleibt so trocken wie in diesem Jahr; aber davon gehe ich mal – trotz der gewaltigen Anreicherung von Kohlendioxid in der Atmosphäre – nicht aus; denn das Wetter war zu allen Zeiten unbeständig – und wird das wohl auch bleiben.