Spargelsaat
oder: Welchen Arbeiten der Spargel außerdem erforderte.
Kurz vor Jahresschluss will ich noch die Entwicklung meines Spargels in Wort und Bild festhalten. Er ist bisher ein wenig kurz gekommen; dabei wird er ab dem nächsten Jahr fast den halben Garten einnehmen.
Über den Beginn meines Spargelanbaus mit der Sorte „Schwetzinger Meisterschuss“ habe ich ja schon ausführlich berichtet; deshalb ist dies die Fortsetzung des ersten Berichts zum Spargel sowie ein Bericht über meine ersten Erfahrungen mit der Spargelkultur, von der ich nicht den geringsten Schimmer hatte.
Am 8. März füllte ich den Graben der Erstpflanzung randvoll auf und brachte die im Winter aus ganz Europa zugekauften Samen in die Erde (immer drei an jede Stelle). Am 13. April kamen dann die zehn einjährigen Pflanzen der Sorte „Huchels Leistungsauslese“ vorschriftsmäßig in die Erde, die im März von der „Deutschen Spargelzucht“ zugestellt wurden und bis dahin im Kühlschrank überlebt hatten.
Zu diesem Zeitpunkt ließ der Schwetzinger Meisterschuss schon erste, rosa angelaufene Spitzen sehen.
Von den Samen war lange gar nichts zu sehen, so dass ich schon an einen Fehlversuch glaubte; aber Anfang Mai entdeckte ich dann die winzigen, dünnen Keimlinge und am 15. kann man sie schon auf einem Foto bewundern.
Ich hatte mir im Winter die Mühe gemacht, einen Schneckenschutz für diese zarte Brut zu erfinden, da ich davon ausging, dass gerade sie eine bevorzugte Leckerei für die Gemeine Wegschnecke sein müsste: Der Schneckenschutz war ein totaler Fehlschlag; aber die Spargelpflänzchen blieben zu meiner Freude trotzdem vollkommen unversehrt (zumindest von den Schnecken).
Auch „Schwetzinger Meisterschuss“ und „Huchels Leistungsauslese“ gediehen, streckten Spross um Spross in die Höhe; und hätte ich rechtzeitig aus der Größe der letzteren Sorte geschlossen, dass erstere schon erntereif, da im 3. Jahr, war, so hätte ich schon dieses Jahr meiner Liebsten eigenen Spargel vorsetzen können.
So aber muss der Sand, den ich im Laufe des letzten Jahres an verschiedenen Stellen gefunden und hinter dem Beet auf einen Haufen gefahren hatte, noch bis zum kommenden Frühjahr warten, um zu einem kniehohen Wall über der Reihe „Schwetzinger Meisterschuss“ aufgeschüttet zu werden.
Vielleicht wird der Sand aber auch gar nicht gebraucht, da mittlerweile ein neuer Plan durch mein Hirn geistert: einen entsprechend hohen Tunnel mit lichtundurchlässigem Material darüber zu stellen. Na, mal sehen – hier werden wohl halbe Sachen gemacht.
Ein Problem, dass ich im letzten Jahr auch schon bemerkt, aber nicht weiter beachtet hatte, waren kleine, hübsche Käfer (Spargelkäfer und – hähnchen), die ihre Eier an das frische, grüne Spargelkraut legen; die ausschlüpfenden, schmutzig-braungrünen Larven des Spargelhähnchens sind äußerst gefräßig und können eine Pflanze ruckzuck ratzekahl fressen; die Larven des (12-Punkt-)Spargelkäfers nähren sich mehr von den Früchten (Beeren) und sind deshalb nicht ganz so schädlich.
Ich muss gestehen, dass ich auch über ihr zahlreiches Auftreten sehr erstaunt war, da mein Garten weder in einem Spargelanbaugebiet liegt noch ich in den umliegenden Gärten Spargel entdecken konnte.
Wo kommen sie also bloß her?
Da ich von dem anderen relevanten Käfer, dem Spargelhähnchen, bis jetzt noch kein brauchbares Foto schießen konnte (bei der kleinsten Bewegung flüchtet er hinter den Stängel), füge ich eine Beschreibung dieses Insekts von 1749 zusammen mit der damals gefertigten Abbildung ein (Band 2 von „Der monatlich herausgegebenen Insecten Belustigung“ von August Johann Rösel von Rosenhof und Christian Friedrich Carl Kleemann, gedruckt bey Joh. Josef Fleischmann, Nürnberg, Seite 119 sowie Tafel IV, Seite 118):
„Das bundgefleckte Spargel-Keferlein, nebst seinem Wurm und desselben Verwandlung. Tab. IV.
§.2. Wann sich dieser Wurm verwandeln will, so kriechet er in die Erde, und daselbst verwandelt er sich bald hernach in eine solche Stroh-gelbe Puppe, dergleichen uns die zweyte Figur zeiget. An dieser ist weiters nichts besonders zu bemercken, als daß sie hinten etwas spitzig zulauffet, und daß sich zu beeden Seiten des Kopfes zwey schwarze Pünctlein zeigen, welche nichts anders sind, als die zwey Augen des zur Zeit noch verborgenen Kefers, welcher innerhalb drey bis vier Wochen, aus der Puppen-Hülse zum Vorschein kommet.
§.3. Wann dieser Kefer seine völlige Härte erhalten, so hat er das Ansehen der dritten Figur. In Ansehung derer bereits beschriebenen Blat-Kefer, ist er sehr geschmeidig, und von länglichtem Leibe. Der Kopf führet nebst denen zwey Flügel-Decken eine grün-glänzende Grund Farbe, und in diesem zeigen sich sechs weisse Flecken, so, daß auf jeder dreye zu bemercken. Da nun aber das Brust-Stuck, und der unter denen Flügel-Decken herfürragende Hinter-Leib, roth sind, so gewinnet dieses Keferlein dadurch ein ziemlich bundes Ansehen. Die etwas langen und dünnen Fühl-Hörner, sind nebst denen sechs zarten Füssen schwarz, und gleichwie der Wurm dieses Keferleins sich vom Spargel-Kraut nähret, so bedienet sich solches ebenfals keiner anderen Speise. Wer diese Keferlein aufsuchen will, der wird solche öffters gepaart antreffen; und das Weiblein leget seine befruchtete Eyer, die eine kegelförmige Gestalt haben, ebenfals an das Spargel Kraut, aus welchen nach wenigen Tagen wiederum die kleinen Würmer ausschlieffen, wie ich mehrmalen an denen Eyern, so ich offt gefunden, wahrgenommen habe.“
Nachfolgend noch eine ähnliche Abbildung neueren Datums aus: Edmund Reitter, Die Käfer des Deutschen Reiches, Band 4, 1912
Auf diese Gegenspieler habe ich in diesem Jahr mehr geachtet. Zuerst habe ich versucht, möglichst viele der Käfer zu fangen (und zu töten), später dann desgleichen mit den Larven. Es gab keinen Kahlfraß in diesem Jahr; nicht einmal die selbst gesäten Pflänzchen wurden arg in Mitleidenschaft gezogen.
Diese Sorge um den Spargel macht aber eine Menge Arbeit – und ist in diesem Fall keine schöne, wie es z. B. das Beikraut-Jäten für mich ist.
Etwas mehr Angst habe ich vor den zahlreichen anderen Krankheiten des Spargels, z. B. vor der Spargelfliege und den Rostpilzen; denn die sind mir noch unbekannt.
Letzten Endes war es ein gutes Spargeljahr; alle Pflanzen haben überlebt und sind zu großen Teilen prima gewachsen. Sogar das Exemplar, dass ich aus Hangelsberg entführt habe, und dass nicht nur dort schon viel Kümmernis zu erdulden hatte, sondern auch bei mir jedes Jahr eine Umsetzung mit nachfolgendem Schneckenfraß erlitten hat, ist zwischen den üppigen Schwetzingern noch einmal zu Tage getreten und lässt mir die Hoffnung, dass ich dieses seltene Exemplar unbekannten Namens eines Tages zu schmecken bekomme.
Zwischenzeitlich habe ich noch den „Schneekopf“ aus der Genbank erhalten, sowie eine verwilderte Spargelpflanze, die ganz in der Nähe am Friedrichsthaler-Hohensaatener-Kanal wuchs, ihrer Früchte beraubt.
Meine Spargelplantage wird also noch wachsen.
Als nächstes freue ich mich aber auf eine Mahlzeit „Schwetzinger Meisterschuss“; davor aber hat der Herrgott den Schweiß gesetzt: „Ruhm von Braunschweig“, „Goldgebener“, „Argenteuil“, „Blanco de Navarra“, „Connover’s Colossal“ und „Mary Washington“ brauchen mehr Platz! Jeder Wurzelstock dieser Sorten muss im kommenden Frühjahr sorgfältig aus der Erde genommen werden. Für jede Sorte muss ein ordentlicher Graben gezogen und mit Kompost versehen werden. Für jede Pflanze muss im Graben ein kleiner Erdhügel gebildet und mit den Wurzeln belegt werden. Jeder Graben muss zu einem Drittel wieder mit Mutterboden befüllt werden.
Danach kann ich mir den Schweiß abtupfen und die Hände eine Weile in den Schoß legen – bis die kleinen Käfer auftauchen und die Unkräuter und und und.
Hallo Jürgen,
die Larven dürften doch eigentlich recht empfindlich sein. Gegen Läuse koche ich Rainfarntee. Früher hat man das wohl gegen Bandwürmer als Tee getrunken, bis man feststellt, dass das Zeug dem Menschen mehr selbst schadet. Gegen Läuse hilft es super. Ich gebe den durchgeseihten Tee in eine Sprühflasche und versuche selbst nichts abzubekommen oder einzuatmen. Die Läuse überstehen das nicht.
Bei Rost wäre Schachtelhalmtee eine gute Variante. Es wirkt nicht nur gegen Pilze (aufgrund der Kieselsäure) sondern auch als Blattstärkungsmittel. Verwende ich stets bei den Birnen gegen den Gitterrost. Ob es bei anderem Rost auch hilft, weiß ich nicht. Schadet aber auch nicht.
Vielleicht kannst Du nächstes Jahr mit meinen beiden Tipps was anfangen :)
Liebe Grüße
Chrissi
Liebe Chrissi,
vielen Dank für Deine Tipps!
Ich bin zwar nicht so der „Schädlingsbekämpfer“ – mir reicht zumeist das, was die „Mitesser“ übrig lassen; aber trotzdem gut zu wissen, vielleicht will ich ja doch mal mehr haben, vielleicht gibt es auch Besucher*innen dieses Blogs, denen so wenig übrig gelassen wird, dass sie sich zur Wehr setzen müssen.
Im Moment brauche ich noch ein paar Tipps, was ich aus meinen vielen Paprikas, grünen Tomaten, Schmorgurken und ausgewachsenen Zukkinis machen kann. Hast Du da nicht noch was auf Lager?
Viele Grüße
J:)rgen
Lieber Jürgen,
bei den Paprikas habe ich dieses Jahr leider viele gehabt, die dunkle Stellen bekommen haben und dann vor der Vollreife an der Pflanze schlecht geworden sind. Nur die Snackpaprikasorten brachten gute Ernte. Wir hatten uns extra für Tomate und Paprika getrennt zwei Foliengewächshäuser zugelegt. Leider haben wir bei einem das Gestell durch einen Sturmschaden eingebüßt. Deshalb hatte ich dann die Wahl entweder die Paprikapflanzen oder die Tomatenpflanzen unter Folie zu haben. Die Paprikapflanzen gingen dann leider leer aus. Eine Möglichkeit wäre aber trocknen und zu Paprikapulver mahlen.
Bei Zucchini und Kürbis habe ich schon seit einigen Jahren Früchte im Überfluss. Aufgrund meiner Liebe zu verschiedensten Sorten und dann noch den eigenen Kreuzungen säe ich viel zu viele Samen aus. Könnte ja auch sein, die keimen mal schlecht. Das macht dann pro Sorte 5 Samen. Ruckzuck bin ich dann bei 100 Pflanzen von beiden zusammen. Manche büße ich ein. Zum Beispiel knabbern mir manchmal die Mäuse an der Hauptwurzel und ich kann die Pflanze ohne Wurzel aus der Erde ziehen. Trotzdem habe ich immer noch überreiche Ernte.
Gärtnern im Überfluss – so nenne ich meinen Größenwahn gerne :) – bringt mich dann in Zugzwang, möglichst viel davon zu verarbeiten. Das wiederum wecket die Kreativität der Köchin :). Nach der 5. Kürbissuppe oder Zucchinipfanne schauen mich 4 lange Gesichter an und meckern, dass ich es immer übertreiben muss. Damit es gar nicht erst dazu kommt, muss ich mir immer wieder was neues einfallen lassen. Eine Möglichkeit sind Suppen. Eine dünne Grundlage aus Zucchini- oder Kürbissuppe kann man bei fast jeder Suppe verwenden. Paar Gewürze dazu und gut püriert, merkt niemand, dass da Zucchini oder Kürbis drin ist :). Den Rest macht dann die eigentliche Zutat. Das funktioniert zum Beispiel bei Kürbis sehr gut bei Kartoffelsuppe, Linsensuppe, Kohlsuppe, bei Zucchini bestens mit Mangoldsuppe, Pack Choi, Tomaten- oder Salatsuppe. Genau darüber schreibe ich gerade ein Kochbuch. Ich hoffe, dass ich es am Wochenende fertig habe und es bald auf unserem Blog zu finden ist. Zucchini und Kürbis lassen sich mit etwas Platz so kinderleicht und mit wenig Aufwand anbauen. Aber dann kommt die große Ernte und man weiß nicht mehr, was man damit machen soll. Mein Blog-Partner Gerd bekommt sein Gemüse per Biokiste. Dort ist zur Zucchinierntezeit jede Woche mindestens eine große drin. Er weiß auch schon nicht mehr, was er damit machen soll. Gemüsepuffer gehen auch mit beidem, oder in Scheiben schneiden, mit Olivenöl bestreichen und mit Fetamasse (Feta, Zwiebel, Knoblauchzehe, Olivenöl, Kräuter der Provence) betreuen und im Ofen backen.
Schmorgurken kann man problemlos wie Zucchini verwenden. Lecker ist da zum Beispiel Fisch (eher weißer Fisch) im Schmorgurkenrahm oder in Gemüsepfannen mit verarbeiten. Wer es nicht weiß, rechnet gar nicht mit Gurke :).
Bei grünen Tomaten kann ich nicht helfen. Mit dem Gedanken, grüne Tomaten zu essen, kann ich mich noch nicht anfreunden. Auch wenn Du ein lebender Beweis dafür bist, dass man davon keine Vergiftungen bekommt, wenn man sie kiloweise futtert. Dennoch ist mir irgendwie unwohl dabei. Ich lasse die letzten grünen Tomaten bei mir immer liegen, bis sie nachgereift sind. Da braucht man zwar Geduld, aber funktioniert bestens und man hat selbst im Dezember noch selbst geerntete Tomaten.
Liebe Grüße
Christi
Hallo Chrissi,
danke für Deine umfangreichen Tipps!
Ja, ja, wenn man kreuzt und man wissen will, was alles Feines dabei herauskommt, muss man immer ein paar Pflanzen mehr anbauen; das sind dann die, die auf jeden Fall zu viel sind.
Nun gut, du hast es ja gesagt: Man muss kreativ sein – aber leider auch Lust und Zeit dazu haben, den ganzen Haufen zu ??? zu verarbeiten.
Also kiloweise verzehre ich die grünen, unreifen Tomaten auch nicht – auf keinen Fall auf einmal; aber gestern habe ich das Grüne-Tomaten-Rezept von „Kalinkas Küche“ angesetzt. Das Projekt muss ich leider heute abend noch in einer Nachtschicht beenden.
Was hält Dich vom Genuss dieser Tomatenform ab? Angst vor Vergiftung? Kartoffeln enthalten oft viel mehr Solanin als unreife Tomaten und die isst Du doch wahrscheinlich auch immer ohne Bedenken.
Na ja, vielleicht kommt der Tag, an dem Du vorsichtig probierst…
Liebe Grüße
Jürgen