Tabak pikieren

oder: Welche Nutzpflanzenarten ich in diesem Jahr vorgezogen habe.

In diesem Jahr soll vor allem der Tabak besser gedeihen, nicht ohne Namen aufwachsen und nicht von den Schnecken zu lange am Wachsen gehindert werden. Mit dieser Devise startete ich in die diesjährige Anzucht-Säsong.

„Rechtzeitig“ (d. h. nach dem ersten Misserfolg) hatte ich mich im letzten Jahr der Sache angenommen: Ich hatte Tabaksamen von fünf verschiedenen Sorten bei Tabakanbau.de geordert (Badischer Geudertheimer, Virginia Gold, Burley Bursanica, Rot Front und Kentucky) und mich ein wenig über Tabakanbau und -verarbeitung schlau gemacht.

Als die Tage nun endlich wieder länger wurden und ich an den ersten Märztagen wieder „Im Märzen der Bauer…“ in mich hineinsummen konnte, baute ich meine Anzuchtstation im Wohnzimmer auf (die Augen der besten Ehefrau von allen waren dabei gen Himmel gerichtet, aber ich ignorierte es tapfer), dämpfte alte Blumentopferde vom Balkon im Backofen und säte meine gehorteten Samenschätze in eine Vielzahl von gesammelten Plasteblumentöpfchen.

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Der prall gefüllte Anzuchttisch in neuem Licht

Ich muss mich selbst loben (Puuuh). Alles war schon sehr viel professioneller als im letzten Jahr, dem ersten Jahr meines intensivierten Gartenbaus:
Ich hatte genügend Töpfe, eine ausreichende Anzahl an Markierungsstäbchen und das Wissen, dass die winzigen Tabaksamen „Lichtkeimer“ sind und deshalb nicht mit (allzuviel) Erde bedeckt werden sollten.

So war ich am Abend wie berauscht, wie frisch verliebt, voller Frühlingsgefühle: Tomaten-, Tabak-, Melonen-, Zukkini-, Kürbisse-, Paprika, Auberginen- und Kartoffelsamen waren fein säuberlich in die Erde gebracht und standen nun im hellen Kunstlicht auf dem Anzuchttisch. Das Leben konnte neu beginnen!

Schon nach wenigen Tagen ließen einige Sämlinge ihre grünen Keimblättchen blicken und bald war das Grün flächendeckend. Weil ich dieses Jahr strenger mit mir sein – besser sollte ich sagen: härter zu den zarten Pflänzchen – und nur die wirklich benötigte Anzahl an Pflanzen vorziehen wollte, zupfte ich schon hier und da Tomatenpflänzchen aus den Töpfen.

Der Tabak lief jedoch wie ein dichter Rasen auf: Ich hätte in die Vollen greifen müssen, um die Masse auf drei zu reduzieren (drei Pflanzen von jeder Sorte sollen diesen Sommer im Garten reifen und genießbare Tabakblätter erbringen).

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Der Tabakrasen ist schon gut erkennbar

Nachdem ich gestern die Tomaten vereinzelt (pikiert) hatte, folgten heute Kartoffeln und Tabak.

Gestern war ich noch stark: Nur ganz wenige Tomaten mehr als geplant überlebten das Pikieren. Beim Tabak drängeln sich aber nun fünf Pflanzen (statt drei) pro Sorte unter den Lampen (man sollte immer die eine oder andere Pflanze in Reserve halten, man weiß ja nie was passiert – ist meine Standardausrede, wenn es darum geht, Pflanzenbabies das Leben zu retten); trotzdem: Nächstes Jahr muss ich den Tabak sehr viel dünner aussäen – oder den Anbau großflächiger betreiben (aber da ist ganz sicher meine Frau vor: Ihr ist der Garten schon jetzt viel zu viel mit „Nutzpflanzen“ bestellt – und Tabak, das Teufelszeug, das niemand braucht, das soll erst recht nicht die Rasenflächen einengen)!

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Es ist schwer, solch ein winziges, zartes Pflänzchen zu vereinzeln

Nun ja, ich freue mich auf jeden Fall – und bin gespannt, was aus den kleinen Dingern wird, die jetzt in den Töpfchen so ganz allein sind.

Ein Tabakpflänzchen kurz bevor es hinaus muss in den Garten

Ein Tabakpflänzchen kurz bevor es hinaus muss in den Garten