Zwiebeln und Autarkie
oder: Warum ich lieber meine eigenen Zwiebeln lagere und vermehre.
Mit meinem Zwiebel-Anbau bin ich absolut zufrieden; nur an der Lagerfähigkeit muss ich durch strengste Selektion der „Saatzwiebeln“ noch verstärkt arbeiten; denn nachdem ich erfahren habe, mit welchen (chemischen) Mitteln die konventionellen Anbauer die Lagerdauer ihrer Zwiebeln verlängern, ist mir der Appetit auf diese doch endgültig vergangen.
Vor zwei Jahren habe ich das letzte Mal über meinen Zwiebelanbau berichtet; deshalb wird es Zeit für einen Gesamtüberblick über meinen (fast) perfekten Anbau des letzten Jahres: Von der Saat bis zur Ernte, über die Lagerung bis zur Saatguterzeugung.
In der Zwiebelproduktion bin ich mittlerweile autark, wage ich zu behaupten. Ich brauchte im vergangenen Jahr (fast) keine Zwiebeln mehr zu kaufen (nur noch einen Beutel, siehe unten); auch das Saatgut gewinne ich zu 100% selbst, so dass ich davon ebenfalls nichts mehr zukaufen muss.
Zur Keimhemmung von Zwiebeln mit Hilfe der Chemie-Industrie habe ich unten ein paar Informationen zusammengetragen; aber jetzt erst einmal zu meinem chemie-freien Zwiebelanbau.
Wer mehr über den konventionellen Anbau und den dortigen Einsatz von „Hilfsstoffen“ wissen will, dem empfehle ich die sehr gut gemachten Seiten der österreichischen Landwirtschaftsförderer „Land schafft Leben e. V.“ über den Zwiebelanbau.
Aussaat der Zwiebeln
„Die Vorteile der Direktsaat gegenüber der kostengünstigeren gesteckten Kultur liegen in der besseren Lagerfähigkeit und der besseren Schalenfestigkeit der Zwiebeln“, heißt es im Merkblatt „Biologischer Anbau von Zwiebeln“ (S. 5) des (Schweizerischen) „Forschungsinstituts für biologischen Landbau“ (FiBL); daran halte ich mich seit Jahren.
Ich säe meine Zwiebeln immer so früh wie möglich. Meistens ist der Boden Mitte März so weit abgetrocknet, dass ich das vorgesehene Beet (das nicht frisch gedüngt sein sollte) von groben Pflanzenresten, die ich über den Winter habe liegen lassen, frei räumen und mit dem „Dreizack“ auflockern kann.
Die Reihen für die Zwiebelsaat ziehe ich dann mit dem Stiel nach Gefühl im Abstand von ungefähr 30 Zentimetern; so sind sie zwar meist ein wenig krumm und schief, aber ich will ja keinen Schönheitspreis gewinnen.
Dann streue ich ordentlich von meinem Saatgut in die Rillen, meistens viel zu dick, aber die Angst, es könnten zu wenig Zwiebeln auflaufen, sitzt einfach zu tief. Ich denke: Ausziehen kann ich immer noch genug, aber nicht mehr nachsäen. Und Saatgut habe ich mittlerweile im Überfluss.
Nun noch kräftig festtreten (ja, ich laufe wirklich über die Samenreihen), nachdem ich sie mit der Harke flach zugezogen habe (Zwiebelsamen sollten maximal einen Zentimeter tief in der Erde liegen).
In den letzten Jahren habe ich mir eine Abdeckung mit Vlies gespart, weil ich viel zu viel Fläche hätte abdecken müssen.
Und? Es hat nicht geschadet; Vögel und Zwiebelfliegen lassen Samen und gekeimte Pflänzchen bisher in Ruhe.
In diesem Jahr hatte ich zwei Beete mit Zwiebeln bestückt und zwar mit folgenden „Sorten“: Das Beet im vorderen Garten trug seit dem 30. März eine Reihe „Bessonowskij Mestnij“ (die zusammen mit ein paar „Wolska Hoser“-Zwiebeln geblüht hatten), eine Reihe von meinem Misch-Saatgut von 2016, eine Reihe mit 2018-Mischlingsbrut, eine Reihe „Rose de Roscoff“, eine Reihe „Rosi de Făgăraș“, eine Reihe „Wolska Hoser“ sowie zwei Reihen „Höri Bülle“. Wie gesagt: Alles selbst gewonnenes Saatgut.
Im hinteren Garten (Parzelle 63) wurden seit dem 6. April jeweils zwei Reihen von der „Bamberger Zwiebelförmigen“ (Haussorte Meier), die ich vom Bamberger Sortengarten bekommen hatte, von der „Southport White Globe“ und von der „Calbenser Gerlinde“ gefüllt. Weil dann noch Platz war, habe ich noch eine Reihe 2018-Mischung an den Rand zum Möhrenbeet hin gesät.
Am 13. April ließen sich die ersten Keimlinge im Hauptgarten blicken.
Das Ausdünnen bzw. Vereinzeln der Zwiebeln
Am 6. Juni bin ich durch die Reihen gekrochen und habe kräftig ausgedünnt; zumindest bilde ich mir das ein. Später hatte ich leider den Eindruck, dass ich immer noch nicht konsequent genug war.
Ich hatte die Reihen vor dem Vereinzeln gut gewässert, so dass sich die Zwiebelpflänzchen gut aus der Erde ziehen ließen, d. h., mit genügend langen Würzelchen. Ich pflanzte einige davon in vorhandene Lücken oder auch zwischen die Reihen.
Die weitere Entwicklung dieser versetzten Pflanzen verlief dann nicht nach Wunsch: Sie schienen mir mickriger zu bleiben und sich nicht wirklich zu erholen. Vielleicht muss ich sie mit einem Löffel ausheben, damit möglichst alle Wurzeln erhalten bleiben.
Nun, in diesem Punkt werde ich weiter experimentieren müssen.
Man könnte die ausgezogenen Zwiebelchen auch wie Schnittlauch verwenden oder auf’s Käsebrötchen legen.
Ich ließ sie aber einfach auf dem Beet vertrocknen, obwohl sie mir schrecklich leid taten.
Jetzt könnt Ihr Euch das Wachstum der überlebenden Zwiebelpflanzen bis zur Ernte am 23. Juli bildlich zu Gemüte führen; den Anfang macht die Bildergalerie des Hauptgartens:
Dann folgen Bilder von den Vorgängen in Parzelle 63:
Zur Ernte muss ich dann noch ein paar Extra-Worte verlieren; denn da ging in diesem Jahr etwas schief.
Zwiebelernte
Bisher hatte ich die Zwiebeln immer so lange im Boden gelassen, bis ihre Schlotten, ihr „Laub“, vollständig abgetrocknet und auch schon reichlich zersetzt war.
Das wollte ich in diesem Jahr besser machen; denn ich wollte versuchen, die Zwiebeln zu Zöpfen zusammenzuflechten. Dazu ist es nicht verkehrt, wenn noch längere, trockene, zähe Blätter an den Zwiebeln hängen.
Die gewerblichen Anbauer schlegeln die Zwiebelblätter auf fünf bis zehn Zentimeter ab, wenn ca. 60% von ihnen abgeknickt und gelb geworden sind, damit die Blätter auf dem Land nicht zu lange oder im Lager nicht zu energie-intensiv getrocknet werden müssen.
Das FiBL nennt in seinem oben schon erwähnten Merkblatt folgende Kriterien für die Erntereife von Zwiebeln:
Wenn …
- die Zwiebelschale großteils die sortentypische Anfärbung aufweist.
- die Zwiebelschalen ohne größere Hohlräume geschlossen am Hals liegen.
- mindestens 30–50 % (je nach Trocknungsmöglichkeiten) der Blattmasse umgeknickt sind.
- der Zwiebelhals sich beim Reiben zwischen Daumen und Zeigefinger weich anfühlt.
Nun gut, das wusste ich bis jetzt noch nicht; deshalb notiere ich es hier zur Erinnerung.
Ich zog die Zwiebeln am 23. Juli aus der Erde, als ich das Gefühl hatte, dass die Blätter nun großteils umgeknickt und auf dem Boden liegend nur noch mehr zersetzt werden könnten (das wollte ich, wie gesagt, in diesem Jahr vermeiden); das letzte Bild der oberen Bildergalerie zeigt diesen Zustand.
Nachdem ich die Arbeit locker vollendet hatte, war ich sehr zufrieden mit mir; ich fand, das sah gut aus.
Doch ich hatte meine Rechnung ohne den Sommer gemacht; der hatte noch weitere Kapriolen auf Lager: In den folgenden Tagen stieg das Thermometer mehrmals auf 32 Grad Celsius. Das ist kein Wetter für die Trocknung, sondern eher für eine Garung der Zwiebeln; aber von solchen Unterschieden ahnte ich bis dahin noch nichts.
In der folgenden Woche freute ich mich erst einmal über den ausgezeichneten Trocknungserfolg.
Als ich die Zwiebeln am 30. Juli ins Gartenhaus zur Endtrocknung verfrachtete, fielen mir bei einigen Zwiebeln größere, eingefallene Flecken auf.
Erst dachte ich an eine Krankheit; doch als ich bei fast allen Zwiebeln einseitig diese Art von Flecken vorfand, vermutete ich doch eine Überhitzung dieser Stelle durch die übergroße Hitze der letzten Tage.
Das war keine schöne Erkenntnis. Meine ziemlich perfekten Zwiebeln – ja, sie hätten etwas mehr Regen abbekommen und dadurch dicker sein können – waren ziemlich lädiert und ich befürchtete, dass sie den Winter in diesem Zustand nicht überstehen würden.
Ich suchte mir die besten und schönsten Zwiebeln für die weitere Samenzucht aus und bat „GOTT“, mir diesen Fehler nicht anzulasten, mich nicht mit einem totalen Misserfolg zu strafen (obwohl ich Volkes Stimme im Ohr habe: Dummheit schützt vor Strafe nicht).
Bis jetzt sind meine Gebete erhört worden: Ein paar Zwiebeln sind vorzeitig verfault, ein Teil ist ausgetrieben und musste verspeist werden – samt grünem, frischem Trieb, aber der größere Teil macht noch einen guten, festen Eindruck, so dass ich hoffen kann, genügend gut lagerbare Zwiebeln für die künftige Weitervermehrung übrig zu behalten.
Ja, die Selektion ist mein Weg, lagerfähige Zwiebeln zu bekommen; der Profi-Anbauer geht Hand in Hand mit der Agro-Chemie einen anderen Weg, den ich kurz skizzieren will.
Die Lagerung von Zwiebeln mit Hilfe von chemischen Mitteln
Mancheinem oder -einer ist ja vielleicht schon mal aufgefallen, dass die Zwiebeln, die man heutzutage im Supermarkt (oder sonstwo) kauft, keine grünen Triebe mehr bekommen. Auch die Zwiebeln, die im Sommer frisch aus Neuseeland oder Australien importiert werden, treiben nicht mehr aus.
Viele werden möglicherweise schon garnicht mehr wissen, dass Zwiebeln (aber auch Knoblauch und Kartoffeln) früher mal ausgetrieben sind, wenn sie eine Weile im Vorratsschrank (oder sonstwo) lagerten.
Woher soll man das auch wissen?
Aber Kinder, so war’s!
Warum treiben die genannten Pflanzenteile heute keine frischen Triebe mehr im Küchenschrank?
O nein! Nicht weil sie von ihren Züchtern (und damit meine ich wirklich die Züchtungsfirmen und nicht die Anbauer*innen) so ausdauernd auf Lagerfähigkeit selektiert wurden!
Selektionen kosten Zeit und damit Geld – und das muss im harten Wettbewerb möglichst eingespart werden. Außerdem ist die Herstellung von Chemikalien, die den gleichen Effekt haben, viel billiger.
Da sich die Chemiefirmen mittlerweile die Züchtungsfirmen ins Boot geholt haben, gibt es in diesem Punkt auch keine widerstreitenden Interessen mehr. BAYER-MONSANTO alias CropScience spart auf der einen Seite Geld (bei der Pflanzenzüchtung) und verdient auf der anderen (bei den Pflanzen“schutz“mitteln); das macht die Sache doppelt lukrativ.
Was ich sagen will: Zwiebeln werden heute nicht mehr (als nötig) auf Lagerfähigkeit gezüchtet, sondern es kommen chemische Mittel oder (in anderen Ländern) ionisierende Strahlung für diesen Zweck zum Einsatz.
So werden die Zwiebelpflanzen im konventionellen Anbau eine gewisse Zeit vor der Ernte z. B. mit Maleinsaürehydrazid („Fazor“, „Himalaya 60 SG“, „ITCAN SL 270“ heißen die Mittel, die diesen Stoff enthalten) gespritzt. Maleinsaürehydrazid behindert die Zellteilung und hemmt somit den Austrieb der Zwiebel.
Ob das Mittel auch Auswirkungen auf die Zellteilungen im menschlichen Körper hat?
Die Zulassungsbehörden behaupten, es bestehe keine Gefahr.
Andere, langjährig „bewährte“ Mittel zur Keimhemmung, wie Chlorpropham (CIPC), mit denen Zwiebeln und Kartoffelknollen nach der Ernte in den Lagerräumen eingenebelt wurden, haben mittlerweile (nach 2020) die Zulassung verloren, aber die Chemiefirmen schlafen nicht: „Innovation“ heißt das Zauberwort.
1,4 Dimethylnaphthalin und Minzöl (R-Carvon) (wird preisgünstig aus Orangenschalen-Öl synthetisiert) stehen für die Einnebelung der Lagerhallen und zur Keimhemmung bei Zwiebeln und Kartoffeln parat.
Mir ist jeder Stoff, den mein Körper unnötigerweise verdauen muss, ein Stoff zu viel.
Warum muss das Keimen der Zwiebeln überhaupt unter allen Umständen verhindert werden? Was ist so schlimm daran, wenn die Zwiebeln nach einer Weile grüne Triebe bekommen?
Die grünen Triebe der Zwiebeln: Wünschenswert, hinnehmbar oder des Teufels?
Der Handel behauptet, wir, die Verbraucher*innen, wollten keine Zwiebeln, die austreiben, wir würden sie nicht kaufen; deshalb müsse er von seinen Lieferanten ausschließlich Ware verlangen, die keine grünen Triebe zeigen.
Außerdem müsse er die, von der EU-Kommission vorgeschriebene Vermarktungsnorm für Zwiebeln der Klasse I einhalten, die besagt: „Die Zwiebeln müssen sein: – nicht gekeimt (von außen nicht sichtbare Keime)“; auch die Norm FFV-25 für die Vermarktung und Qualitätskontrolle von Zwiebeln der United Nations Economic Commission for Europe (UNECE) ließe kein anderes Angebot zu.
Ohne eine künstliche Keimhemmung wären die Verluste während der Lagerung bei vielen Zwiebelsorten noch viel höher, als sie es ohnehin schon sind. Auch die sonstigen Qualitätsanforderungen und Probleme innerhalb der „Wertschöpfungskette“ (vom Acker bis zum Teller) würden zu einer gesteigerten Vernichtung von Lebensmitteln führen.
Dann müsse auch noch auf den Preis geachtet werden: Die chemische Keimhemmung auf dem Feld ist weitaus kosteneffektiver als z. B. Lagerhallen, in denen die Zwiebeln mit Chemikalien behandelt werden, oder gar als Lagerhallen, die hermetisch von der Außenwelt abgeschlossen sein müssen, um in ihnen über Monate einen extrem niedrigen Sauerstoff- bzw. extrem hohen Kohlendioxidgehalt zu halten, der die Keimung verhindert.
Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) klärt mit Hilfe des „Bundesinformationszentrum Landwirtschaft“ über die Lagerung von Zwiebeln auf:
„Die mögliche Lagerdauer bei hoher Qualität hängt sowohl von den Sorteneigenschaften und den Produktionsbedingungen als auch von der Art des Lagers ab. Gut lagerfähige Zwiebeln überstehen in einem auf ein Grad Celsius gekühlten Lager sechs bis sieben Monate ohne nennenswerten Qualitätsverlust.
Noch deutlich länger bleiben sie in sogenannten CA- oder ULO-Lagern frisch. CA steht für „controlled atmosphere“. Hier sorgt computergestützte Messtechnik dauerhaft für eine niedrige Temperatur, eine hohe Luftfeuchte, einen niedrigen Sauerstoff- und hohen Kohlendioxidgehalt. Dank dieser „kontrollierten Atmosphäre“ läuft der Stoffwechsel der Zwiebeln stark verlangsamt ab und sie halten ein bis zwei Monate länger als im gewöhnlichen Kühllager.
Das i-Tüpfelchen, aber noch kostenintensiver, sind ULO-Lager mit einem extrem niedrigen Sauerstoffgehalt von einem Prozent – daher die Abkürzung: „ultra low oxygen“.
Dabei sind die grünen Triebe der Zwiebeln das frischeste und vitaminreichste, das man zu Beginn des Jahres bekommen kann.
In Ländern, die nicht das ganze Jahr mit Frischgemüse aus aller Welt versorgt werden, treiben die Menschen sogar gezielt Zwiebeln vor, um im Winter an dieses gesunde Grünzeug zu kommen.
Jede*r sollte sich über ausgetriebene Zwiebeln freuen und die Triebe mit besonderem Genuss verspeisen.
Ratschläge zur Lagerung von Zwiebeln und was davon zu halten ist
Wer das Internet befragt, wie Zwiebeln am besten zu lagern seien, erfährt in der Regel: Kühl, dunkel und trocken.
„Dunkel: Zwiebeln solltest du stets an einem dunklen Ort lagern, in jedem Fall vor Sonnenlicht geschützt. Andernfalls treiben die Knollen schnell aus. Diese Triebe sind zwar nicht schädlich, allerdings steckt die Pflanze dann alle Energie ins Keimen, wodurch die eigentliche Zwiebel zusammenfällt und ungenießbar wird.“ konnte ich am 26. Januar 2020 auf utopia.de lesen.
Ich halte diesen Ratschlag für ausgemachten Blödsinn (von der Aussage, dass die Zwiebel dann ungenießbar wird, wenn sie Triebe hat, einmal ganz zu schweigen).
In der Natur, in den Halbwüstengegenden Vorderasiens, überstanden die Zwiebeln die „Keimruhe“ (auch Dormanz genannt; die Phase, in der die Blätter vertrocknen und die Pflanze in eine „Wachstumsstarre“ verfällt) im Licht; ausgelöst wurde diese Dormanz durch jahreszeitbedingte Trockenheit.
Trockenheit sollte also die wichtigste Bedingung für die „Winterruhe“ der Zwiebeln sein. Niedrige Temperaturen verlangsamen zwar die Lebensprozesse in der Zwiebel und verringern die Verdunstung, aber die oberen, trockenen Häute der Zwiebeln schützen diese gut gegen jede Wasserabgabe.
Zwiebeln haben eine natürliche Keimruhe. Diese Ruhephase ist sortenabhängig, also genetisch festgelegt; die Lagerungsbedingungen ändern daran nur wenig. Auch der Erntezeitpunkt hat keinen Einfluss auf den Beginn des Austriebs, d. h., auch Zwiebeln die spät gesät (gesteckt) und somit später geerntet werden, treiben zum selben Zeitpunkt aus wie früher gesäte und geerntete Zwiebeln.
Erst die Regenfälle des Frühjahrs, sprich: Feuchtigkeit lässt die Zwiebeln nach Monaten des Wachstumsstillstands wieder sicher zu neuem Leben erwachen.
In diesem Jahr teste ich die Lagerung aller meiner Zwiebeln zur Abwechslung konsequent unter den Bedingungen „hell, warm und trocken“ in der Wohnung; denn im letzten Jahr hatte ich noch im Mai genügend nicht ausgetriebene Zwiebeln in der warmen, lichten Küche.
An den Zwiebeln, die im kühleren, aber feuchteren Gartenhaus lagerten, hatten sich dagegen schon vermehrt Triebe und Wurzeln gebildet.
Ich werde berichten, wie mein Versuch ausgeht…
Noch etwas spricht für eine Zwiebellagerung im Hellen: Triebe, die unter dem Einfluss von Licht entstehen, kann man essen (siehe oben); sie sind dann sattgrün und gesund und nicht blassgelb und kränklich.
Lagerfähige Zwiebeln züchten
Ich wähle von meinen Lagerzwiebeln während des Winters die treibenden zum Essen aus und verwende im April nur diejenigen als Samenzwiebeln, die bis dahin noch keinen grünen Trieb zeigen. Dadurch hoffe ich auf Dauer Zwiebeln zu züchten, die ohne chemische Hilfsmittel bis Mai lagerfähig sind.
Auf die Züchtungsfirmen will ich mich in dieser Hinsicht lieber nicht verlassen; denn die haben nicht unbedingt ein Interesse, für uns paar Gärtner*innen lagerfähige Zwiebeln zu selektieren. Der konventionelle Massenanbau wird ohnehin mit F1-Hybrid-Saatgut versorgt, das außerdem aufgrund der schon beschriebenen Keimhemmungsmöglichkeiten nicht unbedingt lagerfähige Zwiebeln hervorbringen muss.
Wie man Zwiebelsaatgut praktisch gewinnt, habe ich schon sehr ausführlich im Beitrag „Zwiebeln züchten“ beschrieben; deshalb zeige ich im folgenden nur noch ein paar Bilder von meinen diesjährigen Samenzwiebeln.
Im hinteren Garten hatte ich die haltbarsten Zwiebeln des Jahrgangs 2018 zusammen ausgepflanzt.
Im vorderen Garten wollte ich die „Rose de Roscoff“ noch einmal sortenrein vermehren.
Die „Rose de Roscoff“ ist schon eine sehr haltbare, feste Zwiebel im Gegensatz zur „Höri Bülle“, die früh austreibt und sehr viel weicher ist (sie kann deshalb nicht mit Maschinen geerntet werden).
„Nach der Ernte im August werden beim Sortieren der Zwiebeln immer wieder die besten und schönsten Zwiebeln zur Nachzucht beiseitegelegt. Mitte März werden diese Zwiebeln, die nun bereits austreiben, eingepflanzt; je vier um einen Stock, an dem später die langen Triebe mit den Blütendolden aufgebunden werden.“ heißt es bei der Reichenauer Gemüsekiste GbR.
Die Saatgutgewinnung war im Großen und Ganzen wieder ein Erfolg: 220 Gramm Mischlingssaatgut, genug für ca. 57.000 Pflanzen, so viel wie nie zuvor, lassen mich für Jahre von Profi-Saatgut unabhängig sein. Im Gefrierfach meines Kühlschranks hält sich gut getrocknetes Zwiebelsaatgut außerdem so um die fünf Jahre (das ist länger als die üblichen zwei bis drei Jahre); ich müsste also nur alle drei Jahre neues Saatgut gewinnen.
Aber ich will ja meine Züchtung auf Lagerfähigkeit fortsetzen; deshalb werde ich auch in diesem Jahr wieder Samenzwiebeln auspflanzen (wenn denn mein Versuch mit trockener, heller Lagerung erfolgreich ist).
Die „Bamberger Birnenförmige“ sowie die „Southport White Globe“ stehen dieses Mal auf dem Zettel für sortenreine Vermehrung.
Alle anderen werden in die lagerfähige Mischung eingehen müssen, um wenigstens genetisch zu überleben (Bilder siehe oben).
Zum Schluss füge ich wieder meinen fast schon routinemäßigen Aufruf ein: Wer Interesse hat, eine eigene Zwiebelzucht zu gründen, kann mir gerne einen frankierten, adressierten und mit dem Stichwort „Zwiebelzucht“ versehenen Briefumschlag an meine Impressumsadresse schicken; dann werde ich ihn mit Zwiebelsaatgut gefüllt zurückschicken.
Ihr könnt dann übrigens auch auf andere Merkmale selektieren, die Euch gefallen, wie Farbe und Form…
Danke auch für diesen wunderbar informativen Artikel!
Zwiebeln bauen wir bis jetzt nicht an. Einmal bekamen wir sogenannte „Schluppen“ von der Nachbarin, die haben wir eingepflanzt und die Triebe gelegentlich wie Schnittlauch verwendet.
Ansonsten blieb uns der Zwiebelanbau bis heute unverständlich: Da legen die Gärtner reihenweise kleine Saatzwiebeln AUF die Erde (so sah es jedenfalls aus, nur minimalst eingegraben), um dann am Ende der Saison diese selben (!) Zwiebeln, mittlerweile zur gewöhnlichen Zwiebelgröße herangewachsen, zu ernten. Ernsthaft? Und dafür der ganze Aufwand?
Deine Direktsaat finde ich da wesentlich nachvollziebarer. Geht bei uns leider nicht, denn JEDE Direktsaat auf jedem Beet wird von heimischen Wildkräutern überwuchert – man kann gar nicht erkennen, was von alledem der gesäte Trieb ist! Erstaunlich, dass bei Dir das kein Problem zu sein scheint!
Liebe Claudia,
vielen Dank für Deinen Kommentar!
Die kleinen Steck-(Saat-)Zwiebeln dienen genau dem Zweck, den Wildkräutern ein Schnippchen zu schlagen; denn die Steckzwiebeln wachsen deutlich schneller und kräftiger als die gesäten Zwiebeln, wodurch sie leichter erkennbar und von der Bedrängnis durch Wildkräuter geschützt werden können, indem man die Wildkräuter auszupft (muss mensch natürlich machen, wenn mensch keine Landsorten-Steckzwiebeln verwendet, unter denen vielleicht einige sein können, denen die Wildkräuter nichts ausmachen oder die den Wildkrätern an Wüchsigkeit überlegen sind).
Ich habe natürlich bei meinen gesäten Zwiebeln das gleiche Problem mit den Wildkräutern, da die Zwiebeln ziemlich lange brauchen, um zu keimen, und dann beim Erscheinen noch sehr klein und zart sind.
Aus diesem Grund säe ich ein paar Radieschensamen mit aus, die schneller keimen und so anzeigen, wo die Reihe ist; dann kann ich dort die Wildkräuter schon mal vorrangig und vorsichtig jäten.
Viele Grüße
J:)rgen
Danke für deine Erläuterung!
Im Grundsatz bleibt der Fakt: aus EINER Steckzwiebel oder EINEM Samen wird eine Pflanze, die EINE Zwiebel zur Reife bringt. Erscheint mir nach wie vor als Mega-Aufwand für wenig Ertrag – so im Vergleich zu Bohnen, Tomaten, Zucchinis, Mangold, Kürbis, Salate..
Das müsste dann schon eine ganz besondere Sorte sein, damit sich das für uns lohnt! :-)
Liebe Claudia, ja, bei manchen Pflanzenarten ergibt ein Same nur eine „Frucht“. Rote Bete, Möhre, Pastinake, also alle Wurzelgemüse, und eben auch bei der Küchenzwiebel sind solche Kandidaten.
Wenn Du aber bedenkst, dass eine Zwiebelblüte so um die 500 Samen produziert, aus denen Du 500 Zwiebeln ziehen kannst, ist das doch auch schon eine ganz ordentliche Ernte, oder nicht?
Ich mag Zwiebeln, auch oder gerade wegen ihrer Farb- und Formenvielfalt; außerdem brauche ich sie häufig als Gewürz beim Kochen…
Viele Grüße, Jürgen
Hallo Jürgen, Georgeos, Martin…..habe ich noch nicht durchschaut
jedenfalls- ich bin ernst, habe auch so einiges hinter mir und lege jetzt (mit 70) meinen fünften garten an. mit voller begeisterung, im weinbauklima. feigen, oliven etc. lassen grüßen. nur eine ergänzung zu den lagerzwiebeln: finde ich toll was du machst, ich selbst verwende sehr häufig Allium fistulosum, du brauchst nichts lagern. glg aus dem burgenland, mit besten milpa grüßen, ernst
Hallo Ernst,
„Georgos“ ist Griechisch und bedeutet „Bauer“. „Jürgen“ ist eine abgeleitete, skandinavische Form davon; auch Georg oder Jörg sind solche Formen.
Für mich ist die Winterzwiebel (Allium fistulosum) nicht unbedingt ein Ersatz für die normale Küchenzwiebel; aber sie ist zumindest eine Alternative. Insofern: Danke für den Hinweis!
Liebe Grüße ins Burgenland, ins Weinbauklima (ich war Ende der 70er zweimal im Urlaub dort, in Illmitz)
Jürgen
Ich hör dir gerne dabei zu, wie du hier eine Mauer nach der anderen niederreisst.
Dein Blog ist ein Schatz.
Danke!
Hallo,
ich hab Deinen Block heute entdeckt und bin sehr, sehr interressiert, vor allem an Deinen Beiträgen über die Zwiebeln. Ich habe selbst einen Garten, allerdings etwas kleiner, auf dem ich alles Mögliche anpflanze. Zwiebeln baue ich regelmäßig an, weil sie aus meiner Sicht eine recht pflegeleichte Kultur sind. Bislang habe ich jedoch gekaufte Steckzwiebeln verwendet, ich hab nur einmal eine Reihe gesäte Zwiebeln gehabt. Die Lagerfähigkeit ist jedoch nicht so gut, wie ich mir das wünsche. Ich will jetzt mal Deine Überlegungen und Erfahrungen umsetzen.
Ich wünsch Dir viel Freude bei Deinem Tun
Anita
Hallo Anita,
danke für Deinen Kommentar!
Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Erfolg – und würde mich freuen, bei Gelegenheit mal einen Bericht über Deine Erfahrungen (Erfolge und Misserfolge) hier zu lesen.
Beste Grüße
Jürgen