Auberginen und Paprika
oder: Wie aus afrikanischen Tomatensamen Auberginen wuchsen.
In diesem Jahr will ich zwei neue Arten von Gemüse in den Blog einführen, ja, ich sage ausdrücklich „in den Blog“; denn im Garten sind diese beiden Pflanzen schon eingeführt worden; aber sie gehörten bisher noch nicht zu meinem „gewollten“ Anbauprogramm.
Die Aubergine ist eigentlich mehr aus Versehen, besser gesagt, durch ein Versehen im Garten gelandet: als ich 2010 in Ruanda war, habe ich natürlich auch dort immer die Augen offen gehalten, um ungewöhnliche, besonders wohlschmeckende Tomaten zu entdecken.
Eines Tages fand ich bei einem Spaziergang ganz in der Nähe meines Wohnortes in Kigali, der ruandischen Hauptstadt, ein Bachtal, in dem auch etwas angebaut worden war; das Feld war schon abgeerntet, aber ein paar vertrocknete Pflanzen waren noch zu erkennen. Auch eine vertrocknete Frucht fand sich, rötlich, länglich, tomaten-ähnlich, die sogar Samen enthielt.
Fein säuberlich wickelte ich die Samen, die zwar etwas größer und härter als Tomatensamen waren, in Papier und nahm sie stolz mit nach Hause, in der freudigen Erwartung, im kommenden Jahr eine ruandische Tomate aufziehen zu können – und womöglich einen besonderen Geschmack zu entdecken.
Die Samen gerieten jedoch 2011 in Vergessenheit; erst 2012 entdeckte ich sie wieder und streute ein paar in einen der Anzuchttöpfe, die in jenem Jahr noch auf eine Fensterbank passten.
Die Keimblätter, die bald darauf erschienen, machten mich noch nicht stutzig; aber die ersten Laubblätter sahen eindeutig nicht wie die einer Tomate aus: sie waren vollständig rund ohne Fiederung. Ich hatte keine Ahnung, was für eine Pflanze ich da aus Afrika eingeschleppt hatte?
Ich behandelte sie erst einmal wie die Tomaten, vereinzelte sie wie jene und setzte sie dann ebenso in dem kleinen Gewächshaus aus, das in unserem neuen Garten in perfekter Weise für mich angelegt worden war.
Nach einer Weile des Größenwachstums kamen mir die beiden Pflanzen doch ein wenig bekannt vor: Sie sahen wie Auberginen aus. Bei einer Internet-Recherche stieß ich dann bald auf eine Eierfrucht, eine afrikanische, und zwar auf Solanum aethiopicum, die mir eine Erklärung zu sein schien: Deren Frucht ist nicht allzu groß und orange-rot.
Tatsächlich produzierten die beiden Pflanzen später dann ein paar dieser roten Früchte; da ich jedoch viele andere Sorgen/Freuden hatte, beachtete ich sie nicht weiter und versuchte auch nicht, sie zu verspeisen.
Meine ganze Aufmerksamkeit bekommen Pflanzen erst, wenn ich mich auf sie konzentriert habe, wenn ich beschlossen habe, sie in mein geordnetes Anbauprogramm aufzunehmen. Wenn ich Pflanzen nur „so nebenbei“ irgendwo hinstelle, wachsen sie auch nur so nebenbei und ich beachte sie auch nur entsprechend; deshalb habe ich von diesen Pflanzen dann später auch kaum brauchbare Aufnahmen.
So erging es auch Solanum aethiopicum. Die afrikanische Eierfrucht gibt es somit vorerst nur als Pflanze zu betrachten, und das auch nur am Rande.
Ähnlich unbeachtet erfolgte der nächsten Anbau einer Aubergine im Jahr 2013: Ich hatte im Winter einer gekauften, normal dunkel-violetten Aubergine ein paar Samenkörner entnommen und benutzte sie im Frühjahr zur Anzucht von ein paar Pflanzen. Das ging alles glatt; die drei Jungpflanzen, die sich dann später unter den Tomaten im Folientunnel fanden, sollten auch das Jahr über mit ihnen dort zusammen bleiben. Die Lücken, in die ich sie gequetscht hatte, füllten sie im Laufe des Jahres ordentlich aus.
Nebenbei warfen sie eine überschaubare Menge an Früchten ab – ich glaube, ich habe sogar einmal Moussaka aus ihnen bereitet; aber das war es dann auch schon.
2014 machten die Auberginensamen, die ich wintertags einer hübsch weiß-violett gestreiften Frucht entnommen hatte, nicht das, was sie tun sollten: nämlich zu keimen; deshalb gab es im letzten Jahr keine Eierfrüchte aus eigenem Anbau auf dem Tisch.
Dafür aber die ersten Paprika.
Wieder verwendete ich Samen aus gekauften Früchten, und zwar die einer roten und einer gelben (normalen) Kastenpaprika. Sie keimten wie gewünscht; sechs Pflanzen wuchsen eine Zeitlang zufriedenstellend im kleinen Gewächshaus heran, drei davon später im Eingangsbereich des Folientunnels auch bis zur Fruchtreife (obwohl zwei Pflanzen lange Zeit immer wieder von Schnecken belästigt wurden), drei andere, die ich ins Freiland beordert hatte, mussten sich dort allerdings dem Schneckendruck beugen und ihren Platz räumen.
Das ist mein bisheriger Beitrag zur Auberginen-Paprika-Geschichte: Ein diffuser Anfang.
Das soll sich aber in diesem Jahr ändern. Beide Früchte stehen in meinem Anbauplan, d. h. sie bekommen die nötige Aufmerksamkeit und Zuwendung, den nötigen eigenen Platz und eine fotografische Dokumentation. Versprochen.
Nachdem mir im letzten Jahr Annemieke Hendriks ein paar Paprika- (und Tomaten-)samen überlassen hat, die bei ihrem Buch-Projekt “Biografie der Tomate – Vom Samen bis zum Superstar auf dem europäischen Markt” (Werktitel) angefallen waren, ergänzte ich diesen Grundstock aus zwei ungarischen Sorten um eine russische, die Sorte „Jarik“, sowie die schon im letzten Jahr angebaute rote Kastenpaprika; dazu kamen noch eine gelbe Kastenpaprika, eine rote Spitzpaprika sowie eine rote Pepperoni, deren Samen ich aus gekauften Früchten gekratzt hatte, insgesamt sieben Paprika-Sorten, wie ich gerade feststelle.
Bisher sehen die Pflänzchen auf meinem Anzuchttisch ganz appetitlich aus. Ich bin gespannt, was sie an Früchten bringen. Sie werden dann demnächst eine Hälfte des kleinen Gewächshauses als Lebensraum bekommen.
Die andere Hälfte des Gewächshauses werden die Auberginen einnehmen dürfen; auch ihnen widme ich in diesem Jahr einen größeren Teil meiner Zuwendung.
Vier Sorten stehen auf der Liste: Kaschalot, Mokko, Barbentane und die Afrikanische, drei violette und eine rote also.
Noch finden sie ein wenig Platz auf dem Anzuchttisch; aber lange geht das nicht mehr gut: Mein Sortiment wächst stetig, der Tisch leider nicht. Wohin soll das noch führen?
Na, in diesem Jahr werde ich es gerade noch schaffen, die größten Pflanzen rechtzeitig ins kleine Gewächshaus auszuquartieren, bis der Folientunnel aufgebaut und die Frostgefahr gebannt ist. Apropos Frost: Ich hoffe, dass es keinen Frost gibt, der die Pflanzen im Gewächshaus killt; dann sehe ich alt aus – und muss Zukkini und Kürbis erneut vorziehen.
P.S. Alle drei Sämlinge der Sorte Mokko, die ich vereinzelt hatte, sind bis zum 15. April eingegangen; sie scheinen eine Krankheit gehabt zu haben, die am Samen klebte. Um mir Gewissheit zu verschaffen, habe ich die restlichen sieben Samen dieser Sorte am 13. April in eigene Töpfchen gesät: Mal sehen, was aus diesen wird!?