Das erste Mal: Tabak pflanzen
oder: Was man unbedingt über Tabakanbau wissen muss.
Wie es dazu kam, dass ich ausgerechnet dem Laster „Rauchen“ Vorschub leisten will, habe ich schon erzählt: „Wie der Tabak in meinen Garten kam“; hier folgt nun ein Bericht über die praktische Umsetzung.
Ich habe im Allgemeinen nur wenig Erfahrung mit Pflanzenbau, das sei vorweggeschickt.
Das Wenige, das ich weiß, habe ich aus ganz früher Kindheit, als meine Mutter noch versuchte, neben ihrer großen Kinderschar den vom Schwiegervater ererbten großen Bauerngarten zu hegen und zu pflegen, aus der nachfolgenden späteren Kindheit, als ich auf dem landwirtschaftlichen Betrieb meines Vaters als Sä-, Pflege- und Erntehelfer zum Einsatz kam, und aus den letzten Jahren, die ich mit eigenen Anbauversuchen auf Balkonen und in ungeeigneten Gärten zubrachte.
Das Meiste bleibt mir nun in praktischer Selbsterfahrung zu erkunden; vor allem aber der Tabakanbau – von dem ich bis vor Kurzem nicht einmal wusste, dass er in Deutschland überhaupt möglich war.
Als das Frühjahr 2013 nun mit großer Verspätung einsetzte, hatte ich zwar einige Samenpäckchen angehäuft, mich aber kaum mit den theoretischen Grundlagen des Gartenbaus und hier speziell des Tabakanbaus beschäftigt.
So säte ich die winzigen Samen der beiden Sorten, die ich im Vierradener Tabakmuseum erstanden hatte (Bauerntabak und Virginia), so aus, wie ich alle Pflanzensamen bisher ausgesät hatte: ich bedeckte sie mit einer ordentlichen Erdschicht.
Außerdem hatte ich nur noch Papierstreifen, um die Töpfe mit den Namen der Sorten zu kennzeichnen.
So brachte das Erdreich in den Töpfen lange nichts hervor, im Gegenteil: es nahm die Papierstreifen langsam aber unaufhaltsam in sich auf.
Als ich später die vorgezogenen und vereinzelten, gut gewachsenen Tomaten in ihr Übergangsheim, das kleine Gewächshaus im Garten, übersiedelte, war vom Tabak nur hier und da ein winziges grünes Pflänzchen in den vier Aussaatbechern zu sehen.
Da meine ganze Aufmerksamkeit dem geplanten, neuen, großzügigen Heim der Tomaten – einem überdimensionalem Folientunnel – galt, blieben die Tabakpflänzchen auch noch eine ganze Weile dort, wo sie waren.
Irgendwann, als der Folientunnel Anfang Juni endlich stand, gab ich ihnen jedoch auch Einzelunterkünfte in einem Tragegefäß für Blumentöpfchen.
Doch ich hatte die Rechnung ohne meine liebsten Gegenspieler, die Schnecken, gemacht: sie ließen nur wenig von den sieben oder acht Pflanzen übrig, die es bis in dieses Stadium der Geschichte geschafft hatten.
Erst als ich meinen Einsatz gegen die Schnecken(über)bevölkerung durch fleißiges Einsammeln und konsequentes Ausweisen intensivierte, wuchs den Tabakpflanzen auch hier und dort ein Blatt, selbst den Fünfen (von acht), die ich gezwungen hatte, im Freiland zu überleben.
Mein Interesse an diesen kümmernden Pflanzen war allerdings mittlerweile ebenfalls verkümmert (sofern es überhaupt schon richtig erwacht war – ich wollte den Tabak eher so nebenbei anbauen).
So waren sie den Sommer über mehr oder weniger auf sich allein gestellt. Ich war ihnen nur als Schneckensammler eine kleine Hilfe.
Deshalb war ich nicht wenig überrascht, als ich am Ende des Sommers feststellte, dass den drei Pflanzen, die es aus den Schneckenschlünden heraus geschafft hatten, sogar zahlreiche Blütenstände gewachsen waren, zwar nur mit (enttäuschenden) gelben Blüten – ich hatte große, rosa Blüten vor meinem geistigen Auge gesehen, aber ich wollte nun nicht klagen: ich hatte ja garnichts (mehr) erwartet.
Und es gab sogar kräftige, grüne Blätter ohne Schneckenfraß, ganz oben, dicht unter den Blütenständen und – waren das nicht die besonders wertvollen, das sogenannte Oberblatt?
Im Garten bin ich nicht mit dem Internet verbunden, so dass ich mich mit meinen dürftigen Erinnerungen über die Tabakernte begnügen musste.
Ich zupfte also den gediehenen Pflanzen ihre 20 feinsten, oberen Blätter ab, fädelte sie auf einen Faden und hängte sie unter die Überdachung des Sitzplatzes. Dort sollten sie bei Wind und Wetter trocknen – bis sie mein Schwager einem Rauchtest in seiner Pfeife unterziehen konnte – so unser Plan.
Ich glaube, sie hängen immer noch dort.
Auf der Basis meines derzeitigen Wissens – Tabakblätter werden von unten nach oben geerntet, wenn sie reif, d. h. wenn sie gelblich oder zumindest hellgrün sind, werde ich meinen Schwager nicht mit ihnen vergrätzen.
Ich werde ihm auch nicht die Blätter des Virginia-Tabaks zu rauchen geben, die ich im späten Herbst zwei Pflanzen im Gewächshaus noch entreißen konnte und die den Winter im Haus zum Trocknen verbrachten; auch sie werde ich mit den Erfahrungen meines ersten Tabakanbaus abheften.
Das Jahr 2014 wird den Ordner mit Erfahrungsberichten (hoffentlich) weiter anschwellen lassen; die Saat dazu ist gelegt.
Nachtrag: In diesem Beitrag fehlt etwas; darauf wies mich meine liebste Frau neulich hin. Das habe ich jetzt korrigiert.