Januar bis November
oder: Wie Blumen durch das Jahr geleiten.
Der 9. November. Ein geschichtsträchtiges Datum. Für mich wird er immer ein Gedenktag an den ersten Höhepunkt der Verfolgung Andersartiger, Andersdenkender unter den Nazis sein, an den 9. November 1938. Und obwohl ich demselben Datum 1989 meine Frau zu verdanken habe, wird mir der Jubel über den Mauerfall immer fremd bleiben, weil er aus westdeutscher Sicht immer nur ein Jubel über den Sieg des Kapitalismus, über die Niederlage des sozialistischen Experiments, über die Vergrößerung der BRD durch die Übernahme der DDR sein kann, alles Dinge, die mich abstoßen und die nichts Gutes für die Zukunft bedeuten.
Aber ein Novembertag ist immer gut für Gedenken, für Rückblicke. So will ich auch heute einen kleinen Gang durch das Jahr 2014 tun, all die Wochenenden noch einmal Revue passieren lassen, die ich im Garten gewesen bin: ich erstelle eine Galerie mit Bildern, die ich vor der Tür des Haupthauses aufgenommen habe. Sie zeigen jeden Besuch an und die Entwicklung der Vegetation auf den beiden Beeten rechts und links des Eingangsweges.
Beim Kontrollbesuch am 20. Januar ist alles noch wüst und leer, nur die immergrüne Yucca hebt sich ab. Am 8. März besuche ich den Garten, um die Obstbäume zu beschneiden und die verschiedenen Spargelsorten zu säen; Krokusse und Schneeglöckchen begrüßen mich.
Am 1. April hole ich das Auto ab, das im Garten überwintern musste; da ist es in diesem Jahr schon etwas grüner – 2013 lag zu diesem Zeitpunkt noch Schnee. Ich hebe den Graben für die Spargelsorte „Huchels Leistungsauslese“ aus.
Die nächsten Besuche im April dienen der Vorbereitung des Osterfestes, das in diesem Jahr in unserem Garten gefeiert werden sollte; der Unwillen meiner Frau in diesem Punkt ließ mich im rechten Moment erkranken, so dass sie von einem Osterfest in meinem unwirtlichen Garten bewahrt wurde.
Danach verbrachte ich aber noch ein paar Tage der Osterferien zur Erholung in meinem wirtlichen Garten. Da sind schon die Narzissen (Osterglocken) und der gelb blühende Magnolienbaum, dem ich später im Oktober das Lebenslicht ausblasen werde, eine Augenweide. Danach färben die Vergissmeinnicht die Kanten des Weges hellblau ein; man sieht auch meine „Schneckenschutzerfindung“ links, Ringe von Plasteflaschen, die oben eingeschnitten und umgebogen sind: sie sollten meine Spargelsaat schützen.
Am 2. Mai bin ich wieder mit meinen beiden kleinen Jungs draußen, am 15. mit meinem großen Jungen, um den Folientunnel zu errichten. Am 23. Mai noch mal mit den kleinen, am 30. mit ihnen und ihren Freunden Jacob und Joshua.
Am Pfingstwochenende Anfang Juni kommen alle mit in den Garten; es ist kochend heiß (über 30°C) und unsere Wohnung in Berlin Gästen überlassen; auch das nächste Wochenende begleitet uns die liebste Frau und Mutter hinaus.
In diesem Monat übernimmt der rote Seidenmohn die farbliche Vorherrschaft, unterstützt von der roten „Brennenden Liebe“ sowie den gelben Frauenmantel und Goldfelberich.
Im Juli bildet die Hortensie einen rosa Farbklecks und Phlox sowie eine Stockrose bringen pinkfarbene Töne ins Bild.
Juli und August verbringe ich fast komplett in meinem Reich, immer zusammen mit meinen kleinen Jungs, ansonsten wechseln die Anwesenden (siehe unten). Unterbrochen wird die Zeit nur durch eine kleine Tor-Tour mit Auto, Zelt und Schlafsack durch das westliche Branden- und Mecklenburg. Der August wird von Königskerze und Sonnenhut gelb dominiert.
Den September verbringen vor allem die Jungs mit mir im Garten. Gelb und Grün gehen langsam in Braun über, nur die Ringelblumen bleiben noch als Farbtupfer erhalten, bis im Oktober das Blassviolett und das Gräulichweiß der Herbstaster letzte „Farbe“ ins Bild bringen. Zu Anfang dieses Monats muss meine Frau noch einmal mit mir raus, um den Folientunnel niederzulegen sowie die letzten Kartoffeln aus dem Boden zu holen.
Ein weiteres goldenes Oktober-Wochenende verbringe ich einmal allein dort.
Am 1. November, an dem das Auto ins Winterquartier überstellt wird, blühen nur noch die Ringelblumen, solange bis der Frost alle Farben bleicht, alles Leben zum Stillstand bringt.
Dann warte ich im fernen Berlin auf das neue Jahr, auf einen neuen Kreislauf.
Nachfolgend habe ich eine Übersicht zusammengestellt, über alle Aus-Zeiten sowie die Menschen, die in diesem Jahr mit mir im Garten mehr oder weniger Zeit verbrachten:
20. Januar (Tagesausflug): Ulrike, Juri, Malik (nach dem Rechten sehen)
08. März (Tagesausflug): ich allein (Obstbäume beschneiden)
01. April: ich allein (Auto holen)
07. April (Tagesausflug): Ulrike, Juri, Malik (Folientunnel aufstellen, Osterfest vorbereiten)
13. April (Tagesausflug): Nina, Juri, Jacob, Malik, Joshua (Osterfest vorbereiten)
21. April: Juri, Malik (Osterferien)
02. Mai: Juri, Malik
15. Mai: Sammy (Folientunnel aufbauen)
23. Mai: Juri, Malik
30. Mai: Juri, Jacob, Malik, Joshua
07. Juni (Pfingsten): Ulrike, Nina, Juri, Malik
15. Juni: Ulrike, Juri, Malik
22. Juni: Juri, Malik
28. Juni: Juri, Jacob, Malik
06. Juli: Juri, Jacob, Malik, Joshua
12. -25. Juli: Juri, Malik (Sommerferien)
30. Juli – 03.August (Sommerferien): Ulrike, Nina (teilweise), Juri, Jacob, Malik, Joshua
05. – 10. August (Sommerferien): Juri, Jacob, Malik, Joshua, Sammy
19. – 21. August (Sommerferien): Juri, Malik
22. – 24. August: Ulrike, Nina, Juri, Jacob, Malik, Joshua (Tomatenerntefest)
30. August: Juri, Malik
06. September: Juri, Malik
13. September (Geburtstagsfeier Juri): Juri, Luis, Jacob, Malik, Anton, Joshua
21. September: Juri, Malik
04. Oktober: Ulrike, Juri, Malik (Folientunnel abbauen)
18. Oktober: ich allein
01. November: ich allein (Auto ins Winterquartier bringen)