Melonenzüchter wider Willen

oder: Wie eine Kreuzung meinen Honigmelonenanbau durcheinanderbringt.

Liebe*r Leser*in, erinnerst Du Dich noch an meine diesjährigen Pläne den Melonenanbau betreffend?

Wenn nicht, kannst Du sie im Beitrag „Vorsprung durch Technik“ noch einmal kurz nachlesen. Wenn Du dazu keine Lust hast, rekapituliere ich sie hier kurz: Es sollten Gelbe Kanarische aus Samen der letztjährig selbst gezogenen Frucht, Galia- und Cantaloupe aus Samen gekaufter Früchte mit der Herkunftsbezeichnung „Costa Rica“ sowie Wassermelonen aus den Samen einer kroatischen Frucht von 2011 in meinem Garten wachsen.

Nach der erfolgreichen Anzucht ab Anfang März setzte ich die zarten Pflänzchen Ende April im Folientunnel aus; dort sollten sie den Raum zwischen den Tomaten mit leckeren Früchten füllen.

tunnelblick_2015-4-25

Am 25. April wird der Folientunnel der Pflanzenwelt übergeben

Damit taten sie sich anfangs teilweise wirklich schwer, die Pflanzen in der Mitte des Tunnels etwas weniger, die an den Öffnungen etwas mehr. Die zwei, die ich knapp einen halben Meter vom hinteren Ausgang entfernt gepflanzt hatte, weil ich sie an einem Drahtgeflecht hochzuziehen gedachte (siehe Bild unten), brauchten am längsten, um Größe zu zeigen.

Cantaloupe 2 am Drahtgeflecht

Cantaloupe 2 am Drahtgeflecht vor dem hinteren Ausgang (12. Juli)

Mein Plan sah vor, von jeder Sorte zwei Exemplare zur Entfaltung kommen zu lassen, also zwei Galia-, zwei Cantaloupe-, zwei Gelbe Kanarische sowie zwei Wassermelonen.

Kälte und Schnecken durchkreuzten diesen jedoch rücksichtslos: pro Sorte wurde einem Exemplar das Leben genommen; nur die Kanarische in der Mitte wurde verschont.
Dank weiser Vorsorge konnte ich die Lücken teilweise wieder füllen, so dass zu guter Letzt drei Kanarische, zwei Cantaloupe-, eine Galia- sowie eine Wassermelone versuchen konnten, Früchte anzusetzen.

Nach dieser etwas weitschweifigen Einführung komme ich zum eigentlichen Thema des Beitrags, der Melonenzucht wider Willen.

Ihr erinnert Euch: Im letzten Jahr hatte ich mir etwas Besonderes gegönnt und Samen der alten französischen Melonensorte „Sucrin de Tours“ direkt aus Frankreich importiert; doch die Früchte der drei aufgezogenen Pflanzen waren ungenießbar.

Der Versuch, einen Samen aus einer gekauften Gelben Kanarischen Früchte bringen zu lassen, war dagegen von Erfolg gekrönt gewesen: Eine zuckersüße Melone dieser Sorte durften wir im Herbst genussvoll verspeisen.

Ich dachte mir: Die Samen dieser im hiesigen Klima ausgezeichnet gediehenen Frucht verwende ich im nächsten Jahr erneut, da gehe ich kein Risiko ein, indem ich wieder einer gekauften ihre Samen entnehme.

Jetzt werdet Ihr ja schon ahnen, worauf es hinausläuft. Und Ihr vermutet richtig: Als die nachgezogenen „Gelben Kanarischen“ ihre Früchte sehen ließen, sahen sie teilweise nicht so aus, wie ich es erwartet hatte; aber seht selbst!

Ist das eine

Ist das eine „Gelbe Kanarische“?

Ich hatte eine neue Melonensorte gezüchtet! Na ja, sagen wir, ich habe den Anfang dazu gemacht. Sage ich es noch korrekter: Das Schicksal hatte seine Finger im Spiel; denn ich habe nichts bewusst zu züchten versucht, ja nicht einmal daran gedacht.

Aber dann schwante mir Böses: Was, wenn sich die köstliche Gelbe mit der ungenießbaren „Sucrin“ gekreuzt hatte, von welcher Sorte würde der Abkömmling seinen Geschmack geerbt haben?

Es folgten Wochen der Ungewissheit.

Ich will Euch auch noch ein wenig auf die Folter spannen, indem ich Euch zeige, wie die Melonenschar wucherte und sich ständig vermehrte; es war schon eine Freude, immer mal wieder im dichten Blattgewirr eine weitere Frucht zu entdecken, auch wenn ich irgendwann den Überblick in der wuchernden Blattmasse verlor.

Auch die Wassermelone verzweigte sich rege im Tunnel, doch zeigte sie lange keine einzige Frucht. Ich vermutete schon, dass ihr ein Partner oder eine Partnerin fehle und wollte schon aufgeben zu hoffen, als ich endlich Ende Juli eine kleine Verdickung an einem Spross wahrnahm. Diese schwoll in den kommenden Wochen jedoch rasend schnell an und bekam sogar noch zwei Geschwister.

Am Ende schenkte mir diese Pflanze drei fette Früchte.

Doch komme ich jetzt zur Ernte der Melonen – und natürlich zum Geschmackstest.

Als ich nach zwei Wochen Abwesenheit am 12. September wieder vor Ort war, erwartete ich, dass sämtliche Blätter der Melonen vertrocknet bzw. vom Mehltau hingerafft und die Früchte deshalb über den ganzen Folientunnel verstreut zu sehen seien, ich sie also nur einzusammeln bräuchte.

Doch Pustekuchen! Das Blattwerk arbeitete noch nahezu einwandfrei und von den Melonen war nicht viel zu sehen. Als ich die Früchte im Blätterdschungel erreichte, die bei meiner Abfahrt schon am weitesten gediehen waren, wurde ich leider unangenehm überrascht: Faulige Klumpen lagen dort an Stelle verheißungsvoller Melonen.

Fünf Melonen musste ich abschreiben. Das war traurig.

Verluste (24. September)

Verluste (24. September)

Aber seht, was ich dennoch ernten konnte:

Erste Ernte am 12. September

Erste Ernte am 12. September

Melonengenuss am 13. September

Melonengenuss mit Folgen (oder ist’s der Alkohol?)

Zweite und letzte Ernte am 24. September

Zweite und letzte Ernte am 24. September

Und wie schmeckten sie?
Oho, Ihr werdet ungeduldig!

Super! Wirklich super! Alle Melonen inklusive der Wassermelonen mundeten köstlich, selbst meine Schwiegereltern, die in ihrem Leben noch keine Honig- oder Zuckermelone angerührt hatten, waren angetan. Meine Liebste konnte ich in ihrer Begeisterung kaum davon abhalten, die Melonen unters Volk zu streuen. Dabei möchte ich, egoistisch wie ich bin, die Anzahl der Abende verlängern, an denen wir uns mit einer Melone zum Nachtisch belohnen (zur Verteidigung meiner Liebsten sei allerdings angemerkt, dass nicht nur ihre Begeisterung sie antreibt sondern auch die Sorge, es könnten einige dieser wunderbaren Früchte ebenfalls noch zu fauligen Klumpen verkommen).

Der neuen Züchtung ihr Innenleben

Der neuen Züchtung ihr Innenleben

Die Außenhaut der neuen Züchtung - überreif

Die Außenhaut der neuen Züchtung – überreif

Ich probiere mal ein Stück

Ich probiere mal ein Stück

Gelbe Kanarische x Sucrin de Tours

Gelbe Kanarische x Sucrin de Tours, 2. Variante

Die Kreuzungen im Querformat

Die Kreuzungen im Querformat

Mit den Melonen bin ich in diesem Jahr also rundum zufrieden, sogar die zufällig gezüchtete „neue“ Melonensorte verbuche ich als Erfolg (und säe im kommenden Jahr ihre Samen aus, um die Zucht willentlich fortzusetzen – Ihr wisst ja inzwischen, dass ich in solchen Fällen auf Überraschungen stehe); die Galia- und Cantaloupe-Melonen halte ich allerdings für Hybriden – zu verschieden von der „Muttermelone“ fielen die Nachkömmlinge aus (die beiden Cantaloupe-Melonen unten stammen von derselben Frucht ab), aber enttäuscht haben auch sie nicht.

Sie werden trotzdem im nächsten Jahr mit einer Anbaupause bedacht – genauso wie die Wassermelone; ich will mich auf die Zucht konzentrieren.

Nur die Ernte werde ich frühzeitiger vornehmen – oder jeder Melone eine Unterlage geben müssen. Aber ich fürchte, dass auch bei den Melonen (so wie bei fast allen anderen Früchten) meine nur periodische Anwesenheit die Ursache der Ernteprobleme ist: ich müsste mindestens alle zwei Tage ernten oder wenigstens nach Erntereifem schauen; dieses Problem wird sich aber vorläufig nicht lösen lassen.

Der Rest vom Schützenfest am 4. Oktober

Der Rest vom Schützenfest am 4. Oktober

Ein Stück Wassermelone zum Schluss

Zum Schluss gibt’s für geduldige Leser*innen ein Stück Wassermelone – zu betrachten