Seid umschlungen!
oder: Wie der Tabak in die Milpa kam und wie es ihm dort erging.
„Millionen“, würde ich ja gerne fortfahren; aber in diesem Beitrag werden nur meine Tabakpflanzen umschlungen – und zwar von Bohnen.
Nun wird meine treueste Leserin sagen: „Über die Milpa hast Du doch schon berichtet!“ – ich aber entgegne: „Ganz allgemein und speziell auf Kartoffeln bezogen, hast Du recht; doch den Tabak habe ich dabei nur erwähnt und nicht genügend gewürdigt.“
Das soll hier nun nachgeholt werden.
Der Tabak ist in diesem Jahr wirklich prachtvoll gediehen: Die Anzucht hat prima geklappt, das „Auswildern“ auch, und der Sommer war lang und trocken (die Schnecken hatten brutal unter der Trockenheit zu leiden und somit nur selten eine Chance auf genussvolle Tabakmahlzeiten) .
Trotzdem war das Ergebnis am Ende nur mager. Auch Krankheitserscheinungen habe ich zum ersten mal wahrgenommen, möglicherweise das gefürchtete Tabakmosaikvirus (das schreibe ich jetzt ohne die geringste Ahnung, nur weil ich davon schon mal gelesen habe; das bedeutet, dass ich mich darüber noch genauer informieren muss.)
Die ausgesprochen gute Wachstumsphase beendete Ende Juli der Wind, ein heißer, wilder West-Sommer-Wind, der die Tabakpflanzen zu Boden drückte. Die schönsten Blätter lagen darnieder und wurden von den Kleinlebewesen in die Mangel genommen.
Mir hat jedoch gefallen, dass ich die beiden Tabak-Sorten, die ich gepflanzt hatte, anhand ihrer Blüten unterscheiden konnte. Schon bei der Anzucht hatte ich ja festgestellt, dass „Rot Front“ und „Geudertheimer“ unterschiedliche Blätter hatten: „Rot Front“ breitere der Geudertheimer schmalere, lanzettliche.
Die Blüten der Tabaksorte „Rot Front“ waren eher dunkel-rosa und die Blütenblätter wenig getrennt, die der Sorte „Geudertheimer“ dagegen heller rosa und tiefer eingeschlitzt.
Obwohl mir wieder keine Erleuchtung zur Zeit der Ernte kam – die Blätter gaben mir nicht den geringsten Hinweis auf ihren Reifezustand – habe ich letztlich Ende September eine Partie Blätter geerntet und ins Kinderzimmer gehängt: ich dachte, wenn ich den Vorhang zuziehe und das Fenster einen Spalt offen stehen lasse, seien das ideale Bedingungen, fast so, wie in einem Tabaktrockenschuppen; doch ein paar Wochen später waren die Blätter pulvertrocken, eher grün und geruchlos, und nicht ledrig, hellbraun und duftend, wie ich erwartet hatte.
Im nächsten Jahr erhält der Carport eine Chance.
Ich habe die Blätter dann bis zum heutigen Tag im Kinderzimmer hängen gelassen, weil ich die Hoffnung nicht aufgeben wollte, dass vielleicht die Feuchtigkeit des Winters noch etwas an ihnen gut machen könnte. Auf jeden Fall werde ich in diesem Jahr nicht mit ihrer Weiterverarbeitung experimentieren. Ich werde sie also weder zu fermentieren versuchen noch sie irgendjemandem zu rauchen geben – ich werde sie im Frühjahr in eine Kiste legen und die nächsten Jahre an einem trockenen Ort aufbewahren.
Außerdem werde ich die Blätter des Bauerntabaks dazupacken, die ich den zwei Pflanzen im Folientunnel entrissen und in der Küche getrocknet habe; zwei Pflanzen hatte ich dort zwischen den Tomaten Höhe gewinnen lassen, zwei von vielen, die sich dort breit machen wollten: vom ersten Anbauversuch im Jahre 2013 sind noch genug Samen in der Erde.
In diesem Jahr habe ich mich auch an den gelben Blüten des Bauerntabaks erfreuen können. Wenn der „echte“ Tabak sprießt, duftet und rosa blüht, ist der „Gelbe“ eine nette Zugabe.